Das Kommen des Herrn in einem flüchtigen Klang der Stille

13. Juni 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Wen Gott entsendet, bereitet er gut vor. Aufgabe des Menschen ist es, ihm gereinigt in Treue und Gebet gehorsam zu sein. Der Prozess der Sendung. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Papst Franziskus konzentrierte sich in seinen Betrachtungen bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis auf die erste Lesung aus dem ersten Buch der Könige (1 Kön 19,9a.11-16) über die Entsendung des Propheten Elija am Gottesberg Horeb

Der Prophet Elija und seine Geschichte sind für Franziskus insgesamt Beispiel der Erfahrung eines jeden gläubigen Menschen. Es sei möglich, dass man an einem Tag im Dienst Gottes mutige Gegner des Götzendienstes sein könne, während man an einem anderen Tag derart niedergeschlagen sei, dass man sterben möchte, da uns jemand bei unserer Sendung erschrocken habe. Immer werde es aber Gott sein, der diese beiden Extreme der Kraft und der Gebrechlichkeit des Menschen in ein Gleichgewicht bringe, allerdings unter der Voraussetzung, dass man ihm treu bleibe.

Elija „ging in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des Herrn erging an ihn: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle“ (V. 9-13).

Franziskus betonte, dass der Prophet den Vorübergang des Herrn im sanften, leisen Säuseln erkannt habe: „Der Herr war nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, sondern er war in jenem Säuseln einer leichten Brise, im Frieden, oder – wie der Originaltext mit einem wunderschönen Ausdruck sagt: ‚Der Herr war in einem flüchtigen Klang der Stille’. Das scheint ein Widerspruch zu sein: er war in jenem flüchtigen Klang der Stille. Elija versteht es, zu unterscheiden, wo der Herr ist, und der Herr bereitet ihn mit der Gabe der Unterscheidung vor. Und dann – überträgt er ihm seine Sendung“.

Die Sendung, die der Herr Elija anvertraue, bestehe darin, den neuen König Israels und den neuen Propheten an seiner Stelle zu salben. Franziskus zog die Aufmerksamkeit besonders auf die Sanftheit und Väterlichkeit, mit denen Gott diese Aufgabe einem Menschen zutrage, der zwar zu einer Zeit zu Kraft und Eifer fähig sei, jetzt aber nur wie ein Besiegter erscheine. Der Herr „bereitet die Seele vor, er bereitet das Herz vor, und er bereitet sie für die Prüfung, für den Gehorsam, für die Standhaftigkeit vor“.

„Wenn der Herr uns einen Auftrag geben will“, so der Papst, „wenn er uns eine Arbeit geben will, bereitet er uns vor. Er bereitet uns vor, um es gut zu tun, wie er dies mit Elija getan hat. Und das Wichtigste dabei ist nicht, dass er dem Herrn begegnet ist: nein, nein, das ist in Ordnung. Das Wichtige ist der gesamte Weg, der zur Sendung führt, die der Herr ihm anvertraut. Und das ist der Unterschied zwischen der apostolischen Sendung, die der Herr uns gibt, und einer einfachen Aufgabe: ‚Ja, du musst diese Aufgabe erfüllen, du musst das tun...’, eine menschliche, ehrliche, gute Aufgabe... Wenn die Sendung des Herrn ergeht, lässt er uns immer in einen Prozess eintreten, in einen Prozess der Reinigung, in einen Prozess der Unterscheidung, in einen Prozess des Gehorsams, in einen Prozess des Gebets“.

Die Treue gegenüber diesem Prozess bestehe darin, sich vom Herrn führen zu lassen. In jenem besonderen Fall überwinde Elija mit der Hilfe Gottes die Angst, die in ihm die Königin Isebel mit ihrer Todesdrohung ausgelöst habe:

„Diese Königin war eine böse Königin, die ihre Feinde umbrachte. Und er hat Angst. Doch der Herr ist mächtiger. Er lässt ihn verspüren, dass auch er, der große und anständige Mann, der Hilfe und der Vorbereitung auf die Sendung bedarf. Wir sehen das: er geht – gehorcht – leidet – unterscheidet – betet – und findet den Herrn. Der Herr schenke uns die Gnade, dass wir uns alle Tage des Wegs unseres Lebens vorbereiten lassen, damit wir Zeugnis ablegen können für das Heil Jesu“.

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