Vatikan kontrolliert Erneuerung der 'Legionäre Christi'

25. Juni 2014 in Chronik


Mitteleuropa-Provinzial Heereman: Gründer Maciel kein Vorbild für den Orden, Situation der "Betriebsblindheit" überwunden


Vatikanstadt-München (kath.net/KAP) Der Vatikan begleitet den Erneuerungsprozess der "Legionäre Christi" mit einem sogenannten externen Assistenten. Der Generaldirektor der Ordensgemeinschaft, Eduardo Robles Gil, teilte am Montag (Ortszeit) auf der Website der "Legionäre" mit, ein noch nicht näher benannter Beauftragter des Vatikan werde den Neuaufbau der Gemeinschaft "unterstützen". Dieser "externe Assistent" solle jedoch nicht in die Belange des Ordens eingreifen. "Die Führung des Ordens bleibt unabhängig", so Robles Gil, der mit einer Bekanntgabe des Namens für Anfang Juli rechnet.

Die "Legionäre Christi" befinden sich derzeit in einem Neuaufbau, nachdem ihr Orden durch moralische Verfehlungen ihres Gründers Marcial Maciel Degollado (1920-2008) und interne Führungsprobleme in eine Krise geraten war. Der Vatikan hatte nach Bekanntwerden der moralischen Verfehlungen 2010 eine umfassende "Reinigung" sowie radikale Reformen angeordnet.

Zwischenzeitlich beaufsichtigte der italienische Kurienkardinal Velasio de Paolis die 1948 gegründete Gemeinschaft. Viele Vertreter der alten Leitung mussten seither ihre Posten räumen. Seit Februar haben die "Legionäre Christi" mit dem neuen Generaloberen Eduardo Robles Gil (61) eine neue Leitung.

Bilder Maciels abgehängt

Auch wenn der Orden Maciel nicht als Gründer leugne, sehe man ihn heute nicht mehr als geistlichen Vater, "weil sein Leben kein Vorbild ist", wie der Mitteleuropa-Provinzial der "Legionäre Christi", Pater Sylvester Heereman, in einem Interview gegenüber der "Tagespost" (Samstag) erklärte. Die Bilder Maciels seien in den Häusern des Ordens abgehängt worden und auch seine Schriften würden in der Ausbildung nicht genutzt, "um keine Verwirrung zu stiften, oder doch irgendeinen heimlichen Kult aufzubauen", so Heereman, der auch dem Generalrat des Ordens angehört.

Der neue Generalobere habe sich schon vor der Wahl des neuen Generalkapitels zu Jahresbeginn mit Opfern Maciels - dem u.a. sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde - getroffen und sei auch selbst Mitglied der Begegnungskommission für die Opfer gewesen, gab der Provinzial an. Die Reaktionen seien durchwegs positiv gewesen, wenngleich sich einzelne bekannte Opfer nicht der Kommission genähert hätten. Aufgabe des Ordens sei es, "unsere Hand auszustrecken, natürlich auch im Respekt davor, dass Einzelne keinen Kontakt wollen", erklärte Heereman.

Die Krise im Orden habe bereits zu einem Lernprozess geführt, so Heereman, der hier besonders die Rolle des päpstlichen Delegaten de Paolis hervorhob: Respekt- und geduldvoll habe er dem Orden dessen eigene Bedürftigkeit und Schwächen als Institution vor Augen geführt, in einer Situation der "Betriebsblindheit". Entscheidend für den Weiterbestand des Ordens sei jedoch vor allem Papst Benedikt gewesen, "er hätte gut und gerne sagen können: Wir machen jetzt Schluss. Das hatten ja auch viele vorgeschlagen", so der Ordensprovinzial.

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