Das Blut der Märtyrer und die Sprache des Zeugnisses

30. Juni 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Heute gibt es mehr Märtyrer und verfolgte Christen als in den ersten Jahrhunderten der Kirche. Die Bedingung für das wahre Zeugnis: es muss bedingungslos sein. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) 30. Juni: Fest der ersten heiligen Märtyrer der Stadt Rom, die in der Verfolgung Neros ihr Blut vergossen haben. Dieses Fest wird in der Stadt seit 1923 gefeiert. Der neue römische Kalender hat diesen Gedenktag, der sich an das Fest der Apostel Petrus und Paulus anschließt, auf die ganze Kirche ausgedehnt.

Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, er selbst habe die Stadt Rom angezündet, „schob Nero die Schuld auf andere und belegte mit den ausgesuchtesten Strafen jene Menschen, die das Volk wegen ihrer Schandtaten hasste und Christen nannte. Ihr Namensgeber, Christus, war unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Für kurze Zeit war jene heillose Schwärmerei dadurch unterdrückt, brach aber aufs Neue aus, nicht allein in Judäa, von wo das Unheil ausgegangen war, sondern auch in der Hauptstadt, in die von überallher alle Gräuel und Schändlichkeiten zusammenströmen und Anklang finden.

Daher wurden zuerst diejenigen ergriffen, die Geständnisse ablegten, sodann auf ihre Angabe hin eine gewaltige Menge Menschen, die weniger wegen der ihnen zur Last gelegten Brandstiftung als wegen ihres allgemeinen Menschenhasses als überführt galten. Mit denen, die zum Tod bestimmt waren, trieb man noch Hohn: in Felle wilder Tiere eingenäht wurden sie von Hunden zerfleischt oder mussten ans Kreuz geschlagen und angezündet nach Einbruch der Dunkelheit als nächtliche Beleuchtung brennen.

Seine eigenen Garten hatte Nero zu diesem Schaustück hergegeben, und gab ein Zirkusspiel, wobei er sich im Kostüm eines Wagenlenkers unter das Volk mischte oder auf dem Wagen stand“ (Publius Cornelius Tacitus, Annales 15,44).

So standen die Märtyrer und verfolgten Christen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Papst Franziskus in seiner letzten Predigt vor der Sommerpause bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Martre“. Die Eucharistiefeiern mit Mitgliedern verschiedener römischer Pfarreien werden während der Sommerpause ausgesetzt. Die „Santa-Marta-Morgenmessen“ – fester Bezugspunkt der täglichen Präsenz des Heiligen Vaters „für die Stadt und den katholischen Erdkreis“ und gleichzeitig einer der Schlüssel seines Pontifikats – werden dann im September wieder aufgenommen werden.

„Du hast die ersten Keime der Kirche von Rom durch das Blut vieler Märtyrer geheiligt“ (vgl. Tagesgebet): der Papst betonte, dass diese Rede vom Wachsen einer Pflanze an die Worte Jesu denken lasse: „Das Reich Gottes ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte, dann geht er nachhause und der Same wächst, keimt auf, ohne dass er weiß wie“. Dieser Same sei das Wort Gottes, das wachse und Reich Gottes werde, das dank der Kraft des Heiligen Geistes und des Zeugnisses der Christen Kirche werde:

„Wir wissen, dass es ohne den Geist kein Wachstum gibt: er ist es, der die Kirche schafft, er ist es, der die Kirche wachsen lässt, er ist es, der die Gemeinschaft der Kirche zusammenruft. Doch auch das Zeugnis der Christen ist notwendig. Und wenn das Zeugnis an sein Ende gelangt, wenn die Umstände der Geschichte ein starkes Zeugnis fordern, dann sind da die Märtyrer, die größten Zeugen. Und jene Kirche wird vom Blut der Märtyrer getränkt. Und das ist die Schönheit des Martyriums. Es beginnt mit dem Zeugnis, Tag für Tag, und es kann wie Jesus enden, der erste Märtyrer, der erste Zeuge, der treue Zeuge: mit dem Blut“.

Franziskus stellte fest, dass es jedoch eine Bedingung für das Zeugnis gebe, damit es wahr sei: es müsse „bedingungslos“ sein: „Wir haben das im Evangelium gehört, die Geschichte von dem Mann, der zu Jesus sagt, der wolle ihm nachfolgen, dies aber unter einer Bedingung: er will sich verabschieden oder seinen Vater zu Grabe tragen... Der Herr hält ihn an: ‚Nein!’. Das Zeugnis ist ohne Bedingungen. Es muss fest sein, es muss entschlossen sein, es muss mit jener Sprache geschehen, von der uns Jesus ein starkes Wort sagt: ‚Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen’ (vgl. Mt 5,37). Das ist die Sprache des Zeugnisses“.

„An diesem Tag“, so der Papst weiter, „blicken wir auf diese Kirche von Rom, die – getränkt vom Blut der Märtyrer – wächst. Doch es ist auch richtig, an die vielen Märtyrer von heute zu denken, viele Märtyrer, die ihr Leben für den Glauben hingeben“. Es sei zwar richtig, dass zur Zeit Neros viele Christen Verfolgung erlitten hätten, doch in unserer Zeit seien es nicht weniger:

„Heute gibt es viele Märtyrer in der Kirche, viele verfolgte Christen. Denken wir an den Nahen Osten: Christen, die vor den Verfolgungen fliehen müssen, Christen, die von ihren Verfolgern getötet werden. Es sind da auch die Christen, die auf elegante Weise mit weißen Handschuhen weggejagt werden: auch das ist eine Verfolgung. Heute gibt es in der Kirche mehr Zeugen, mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten. Und in dieser Messe, in der wir unserer glorreichen Vorfahren gedenken, wollen wir auch an unsere Brüder und Schwestern denken, die unter Verfolgung leben, die leiden und mit ihrem Blut den Samen vieler kleiner Kirchen wachsen lassen, die entstehen. Beten wir für sie und auch für uns“.

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