Rumänischer Theologe: 'Orthodoxe Welt spielt derzeit verrückt'

2. Juli 2014 in Weltkirche


Theologe Preda: Panorthodoxes Konzil nicht zuletzt wegen Ukraine-Krise noch in weiter Ferne


Wien-Bukarest (kath.net/KAP) Der Weg zu einem von vielen Gläubigen wie Theologen herbeigesehnten panorthodoxen Konzil ist noch weit und steinig: Das hat der rumänisch-orthodoxe Theologe Radu Preda im Gespräch mit "Kathpress" betont. Ein Konzil sei mittelfristig "unwahrscheinlich", da die Protagonisten - allen voran der Moskauer orthodoxe Patriarch Kyrill I. sowie der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. - "zu unterschiedlich" seien und derzeit außerdem "die orthodoxe Welt verrückt spielt", so Preda im Blick auf die Situation in der Ukraine. Dort gebe es enormes Konfliktpotenzial, da das Moskauer Patriarchat "eine Art Protektorat" für die Ukraine in Anspruch nehme.

Seit April ist Preda Leiter des staatlichen rumänischen "Instituts zur Erforschung der kommunistischen Verbrechen und der Erinnerung des Rumänischen Exils" in Bukarest. Zuvor lehrte Preda Sozialethik an der Fakultät für Orthodoxe Theologe der Universität von Cluj-Napoca.

Zahlreiche innerorthodoxe Probleme gebe es aber auch zwischen Moskau und der rumänischen Orthodoxie, zwischen Moskau und der orthodoxen Kirche in Moldau, in Estland und Serbien. "Egal wo man hinblickt: Die orthodoxen Kirchen haben immer noch eine breite Agenda von Themen, die vor einem Konzil gelöst werden müssen, sonst droht einem solchen Konzil der Kollaps, da alle wichtigen Entschlüsse einstimmig gefasst werden müssen", so der Theologe. Sein Resümee: "Wir haben zu wenig für die Vorbereitungen getan." Das betreffe nicht nur die kirchliche Hierarchie, sondern auch eine fehlende Einbeziehung der kirchlichen Basis: "Die Gläubigen müssen einen solchen Synod mittragen, da dessen Geltung und Relevanz nicht von Papieren abhängt, sondern von der Rezeption unter den Gläubigen."

Die Frage der Rezeption stelle laut Preda darüber hinaus auch "das" zentrale Problem in der Ökumene mit den nicht-orthodoxen Kirchen dar. "Wir wiederholen in der Orthodoxie den Fehler, den bereits andere Konfessionen begangen haben: Wir kümmern uns zu wenig um die Rezeption." Ökumene sei schließlich "keine religiöse Lyrik", sondern "ein Weg, sich seiner eigenen Identität bewusster zu werden und sich davon ausgehend dem anderen zu öffnen". Das gehe nur durch Kenntnis der Dokumente und durch Aneignung dieser Dokumente bis zur kirchlichen Basis. "Ich glaube, die Ökumene leidet unter der gleichen Krankheit wie die Demokratie: Sie wird zu wenig gelebt, obwohl sie allen als bester Weg gilt. Aber auf diesem Weg sind immer weniger unterwegs."

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