Vatikanbank mit drastischem Gewinneinbruch

8. Juli 2014 in Chronik


Der scheidende Vatikanbank-Direktor Ernst von Freyberg bekräftigte bei der Vorstellung der Jahresbilanz noch einmal, die Bank fahre beim Verdacht auf unlautere Geschäfte eine Linie der «Null-Toleranz»


Vatikanstadt (kath.net/KNA) Die Vatikanbank IOR hat 2013 im Rahmen ihres Umbaus einen dramatischen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Jahresbilanz hervor. Demnach sank der Nettogewinn von 86,6 Millionen Euro 2012 auf 2,9 Millionen Euro im Jahr darauf. Die Bank begründete den Rückgang mit den Kosten des vor gut einem Jahr eingeleiteten Reformprozesses. Das Eigenkapital des «Instituts für die religiösen Werke» (IOR) betrug bis Jahresende 720 Millionen Euro gegenüber 769 Millionen Euro 2012. Insgesamt verwaltet das IOR Kundeneinlagen von rund sechs Milliarden Euro.

Den Angaben zufolge hat das IOR die Geschäftsbeziehungen mit 3.355 Kunden aufgelöst. Auf rund 2.600 dieser Konten hätten seit langem keine Bewegungen mehr stattgefunden, oder sie hätten nur minimale Einlagen gehabt. 396 weitere Klienten entsprächen nicht den vor einem Jahr vom Aufsichtsrat neu festgelegten Kundenkriterien. Bei 359 Kunden stehe die Letztentscheidung noch aus. Zudem wurden laut dem Jahresbericht bis Ende Juni 2.100 Konten wegen mangelhafter Daten zur Identifizierung gesperrt.

Der damaligen Entscheidung des Aufsichtsrates zufolge sollen nur noch kirchliche Institutionen und Angestellte oder Ex-Angestellte, weitere berechtigte Gehaltsempfänger und Pensionäre sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten Konten beim IOR unterhalten können.

Insgesamt verwaltete das Institut zu Jahresende 17.419 Konten; 5.043 davon gehörten katholischen Institutionen und umfassten 80 Prozent des verwalteten Vermögens. 12.376 Konten lauteten auf Einzelpersonen. Derzeit liefen bei der Bank noch 15.495 Konten.

Mit der gründlichen Untersuchung des Kundenstamms und der Neustrukturierung der Geschäftsaktivitäten ende die erste Phase des Reformprozesses, teilte die Bank mit. In der nun anlaufenden zweiten Phase gehe es darum, das IOR in die von Papst Franziskus begonnene Gesamtreform der vatikanischen Wirtschaftsstrukturen zu integrieren.

In der Vergangenheit war die Vatikanbank immer wieder wegen Skandalen und des Verdachts auf unlautere Geschäfte ihrer Kunden in die Schlagzeilen geraten. Ihr scheidender Direktor Ernst von Freyberg (55) bekräftigte bei der Vorstellung der Jahresbilanz noch einmal, die Bank fahre beim Verdacht auf unlautere Geschäfte eine Linie der «Null-Toleranz».

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