Ist der Frieden noch zu retten?

25. Juli 2014 in Österreich


Wiener Kardinal Schönborn: Kriege seien "immer mörderisch". Manchmal müsse zu den Waffen gegriffen werden, wenn es darum geht, die Menschen vor verbrecherischen Regimen zu schützen.


Wien (kath.net/KAP) Stehen wir hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wieder vor einer Katastrophe? Diese sorgenvollen Frage stellte der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn in seiner Freitagskolumne für die Zeitung "Heute", die er dem Gedenken an das damalige "sinnlose Morden" widmete. Auch heute gelte wieder: "An vielen Orten explodiert die Gewalt." Der Kardinal nannte etwa den drohenden Krieg in der Ukraine, das jahrelange Blutvergießen in Syrien und das "Wüten wilder Fundamentalisten" im Irak und die dortigen Christenvertreibungen.

Und auch die "scheinbar unaufhaltsame" Gewaltspirale zwischen Palästinensern und Israel veranlasste Schönborn zur Frage. "Ist der Frieden noch zu retten?" Noch sei es dafür nicht zu spät, wie vor 100 Jahren, "als die ganze Welt in den Krieg schlitterte". Nachsatz: "Hier heißt es wirklich beten!"

Im Rückblick auf 1914 verwies Kardinal Schönborn auf die Kriegerdenkmäler in Österreichs Dörfern. Diese Gedenkstätten mit ihren langen Listen mit Gefallenen zweier Weltkriege trügen oft einen "recht kriegerischen Anstrich"; vom Heldentod für die Heimat und Sterben für das Vaterland sei da die Rede. Der Erzbischof erinnerte an ein lange zurückliegendes Gespräch mit der Witwe eines Generals des Ersten Weltkriegs: "Ich werde nie vergessen, wie diese Frau nicht vom Heldentod der Soldaten sprach, sondern von den Ermordeten des Krieges."

Weltkrieg "durch nichts zu rechtfertigen"

Kriege seien "immer mörderisch", hielt Schönborn fest. Manchmal müsse zu den Waffen gegriffen werden, wenn es darum geht, die Menschen vor verbrecherischen Regimen zu schützen. Der Erste Weltkrieg jedoch "war durch nichts zu rechtfertigen", so die Überzeugung des Kardinals. "Er war ein nutzloses Blutvergießen, ein gegenseitiges Abschlachten von Millionen, die aufeinander gehetzt wurden."

Schönborn erinnerte an die Anregung der österreichischen Bischöfe, am Sonntag - einen Tag, bevor sich die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien zum 100. Mal jährt - an möglichst vielen Kriegerdenkmälern Besinnungsstunden zu halten. Dabei soll der Opfer gedacht und für den Frieden in der Welt von heute gebetet werden.

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