Vatikan sieht 'Konsumlogik' hinter Ablehnung eines kranken Babys

6. August 2014 in Familie


"Osservatore" über Zurückweisung eines von Leihmutter geborenen Buben mit Down-Syndrom: Wird Kind zum käuflichen Produkt, muss es dem Kundengeschmack entsprechen


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Zurückweisung eines Babys mit Down-Syndrom durch seine leiblichen Eltern, nachdem es eine Leihmutter zur Welt gebracht hatte, ist in den Augen der Vatikanzeitung "Folge einer Kultur, die Babys zu Konsumprodukten gemacht hat". Ereignisse wie jenes jüngst in Thailand seien keine Einzelfälle, sondern würden sich in Zukunft häufen, mutmaßt die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" in ihrer Ausgabe am Montag: Schließlich verwundere es nicht, "dass Eltern, die ein Baby bestellt und dafür einen Mutterbauch gemietet haben, ein Kind zurückweisen, das nicht gesund und perfekt ist".

Sobald ein Kind ein käufliches Produkt werde, sei es "offensichtlich, dass es wie bei jeder Anschaffung dem Kundengeschmack entsprechen muss", so der Kommentar. Es gebe kaum Grund dafür, sich über die Zurückweisung des "nicht perfekten" Kindes durch das Paar zu entrüsten: "Wenn man die Logik von einem Kind als Produkt akzeptiert, so ist das aktuelle Geschehen die klare Konsequenz davon."

Medienberichten zufolge hatte ein australisches Ehepaar nach der Geburt von Zwillingen durch eine thailändische Leihmutter (Foto) lediglich das gesunde der beiden Kinder abgeholt und dafür bereits im Vorfeld rund 10.000 Euro bezahlt. Das andere Kind, ein mittlerweile siebenmonatiger Junge mit Down-Syndrom und einem Herzfehler, blieb bei seiner 21-jährigen Leihmutter. Sie hatte sich während der Schwangerschaft laut Medienberichten aufgrund ihres buddhistischen Glaubens geweigert, eine Abtreibung an dem nicht gesunden Kind vorzunehmen und kümmert sich nun weiter um den Jungen, der inzwischen auch an Lungenentzündung erkrankt ist.

Der Fall erregte weltweit Aufsehen, und zahlreiche Australier boten an, das Baby zu adoptieren, zudem sammelten Spender einer Internet-Plattform bereits über 140.000 für eine notwendige Herzoperation des Jungen. Am Samstag äußerte sich sogar Australiens Regierungschef Tony Abbott und bezeichnete den Vorgang als "eine sehr traurige Geschichte".

Thailand wurde zum Leihmutter-Land

In Österreich sind Leihmutterschaft und Eizellspende gesetzlich verboten, im Gegensatz zu Thailand, wo sich inzwischen ein regelrechter Markt dafür entwickelt hat. Der Vermittlungsagentur Surrogacy Australia zufolge tragen derzeit rund 400 Frauen Kinder allein für australische Paare aus.

Der thailändische Fall sei auch für Europa ein "Warnsignal", erklärte der frühere Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe am Dienstag in Berlin. Leihmutterschaft sei "letztlich Menschenhandel" aufgrund des Vertrages, der die Leihmutter zur Herausgabe des Kindes verpflichtet und die ihr dafür zustehende Bezahlung regle. Eine vertragliche Verpflichtung zur Lieferung eines nicht-behinderten Kindes oder die Nichtabnahme eines behinderten Kindes verdeutlichten noch einmal, dass es sich nicht um die bedingungslose Annahme eines neuen Familienmitglieds, sondern um eine reine Geschäftsbeziehung handele.

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