Hausaufgaben! Die Kirche — das neue Volk des Neuen Bundes

6. August 2014 in Aktuelles


Franziskus: Vergesst die Hausaufgaben nicht! Lest das 5. und das 25. Kapitel des Matthäusevangeliums: die Seligpreisungen, Bild Christi — das Protokoll des Gerichts. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Καϑὼς γέγραπται ἐν τῷ Ἠσαΐᾳ τῷ προφήτῃ, Ἰδοὺ ἀποστέλλω τὸν ᾄγγελόν μου πρὸ προσώπου σού ὃς κατασκευάσει τὴν ὁδόν σου φωνὴ βοῶντος ἐν τῇ ἐρήμῳ Ἑτοιμάσατε τὴν ὁδὸν κυρίού εὐϑείας ποιεῖτε τὰς τρίβους αὐτοῦ, ἐγένετο Ἰωάννης [ὁ] βαπτίζων ἐν τῇ ἐρήμῳ καὶ κηρύσσων βάπτισμα μετανοίας εἰς ᾄφεσιν ᾁμαρτιῶν“.

Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; / er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: / Bereitet dem Herrn den Weg! / Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden (Mk 1,2-4)“.

Nach der Pause im Juli hat Papst Franziskus am heutigen Mittwoch wieder die traditionellen Generalaudienzen aufgenommen. Aufgrund des heißen Klimas und der gestrigen Audienz für 50.000 Ministranten aus dem deutschsprachigen Raum auf dem Petersplatz fand die Audienz mit rund 9.000 Pilgern und Besuchern in der Aula „Paolo VI“ statt.

Franziskus setzte seine Katechesenreihe zur Kirche fort. In den vergangenen Katechesen sei deutlich geworden, dass die Kirche ein Volk sei, das Gott aus Liebe zusammenführe und zu dem wir alle berufen seien. So bilde die Kirche ein Volk aus vielen Völkern. Franziskus betonte die Neuheit dieses Volkes. Die Kirche sei ein wahrhaft neues Volk, das auf dem Neuen Bund gründe, den Jesus, der Herr, mit dem Geschenk seines Lebens geschlossen habe. Diese Neuheit leugne den vorhergehenden Weg nicht und stehe zu diesem nicht im Widerstand, sondern bringe ihn weiter: hin zur Vollendung. Die Mitglieder des Bundes seien eingeladen, ihr Herz zu öffnen und sich von Gott beleben zu lassen.

Das Evangelium gebe uns dazu den Leitfaden. Zunächst unterstrich der Papst die Bedeutung des Johannes des Täufers, des Zeugen, der Christus als den von Gott Gesandten erkenne. Johannes rufe zur Umkehr auf, zum Blickwechsel. Statt uns selbst solle Christus in die Mitte des Lebens gestellt werden.

In den Seligpreisungen werde dann die Verheißung des wahren Glück gegeben. Die Seligpreisungen sind für Franziskus das Bild Christi und vervollkommnen die Zehn Gebote des Alten Bundes. Wie Mose den Bund mit Gott kraft des auf dem Sinai empfangenen Gesetzes geschlossen habe, so gebe Jesus auf einem Hügel am Ufer des Sees von Galiläa seinen Jüngern und der Menge eine neue Lehre, die mit den Seligpreisungen beginne: „Mose gibt das Gesetz am Sinai und Jesus, der neue Mose, gibt das Gesetz auf jenem Berg, am Ufer des Sees von Galiläa. Die Seligpreisungen sind der Weg, den Gott als Antwort auf das Verlangen nach Glück weist, das im Menschen liegt“.

„Alle kennen wir die zehn Gebote“, so der Papst, „wir haben sie im Katechismusunterricht gelernt“. Aber wir seien es nicht gewohnt, die Seligpreisungen zu wiederholen. So las der Papst jede einzelne der Seligpreisungen vor und ließ sie von den Gläubigen nachsprechen:

„Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.

Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben.

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.

Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.

Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen.

Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt“ (Mt 5,3-12).

Anschließend gab Franziskus die neuen Hausaufgaben: da jeder bereits ein Evangelium mit sich trage, was er früher als Hausaufgabe gegeben hatte, solle nun jeder die Kapitel 5 und 25 des Matthäusevangeliums — die Seligpreisungen und das „Protokoll“, nach dem wir gerichtet werden — zuhause lesen: „Wir werden keine Titel oder Privilegien haben, die wir vorbringen könnten. Der Herr wird uns erkennen, wenn wir ihn unsererseits im Armen, im Hungernden, im Kranken und Ausgegrenzten, im Leidenden und Einsamen erkannt haben werden“. Dies sei eines der Grundkriterien, um das christliche Leben einer Prüfung zu unterziehen, das Kriterium, nach dem uns Jesus jeden Tag messe.

Der Neue Bund bestehe darin, sich selbst vor Gott zu erkennen, sich fallen zu lassen in das Erbarmen Gottes und das Leben als Zeugnis der unerschöpflichen Liebe Gottes zu leben: „Und vergesst die Hausaufgaben nicht! Matthäusevangelium, 5. und 25. Kapitel lesen!“.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Von Herzen grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache, insbesondere die vielen jungen Menschen, die an dieser Audienz teilnehmen. Strahlt auch in eurer Heimat die Freude aus, Christ zu sein, und tragt die Liebe des Erlösers zu euren Mitmenschen. Der Heilige Geist geleite euch auf euren Wegen.

Generalaudienz auf Video:



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