Ukraine: Kirchen-Streit im Schatten des Militärkonflikts hält an

26. August 2014 in Chronik


Griechisch-katholischer Großerzbischof Schewtschuk weist in Brief an Bischöfe in aller Welt Anschuldigungen des orthodoxen Moskauer Patriarchats zurück und kritisiert "Diffamierung" der Konfessionen


Kiew (kath.net/KAP) Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk hat erneut Vorwürfe des orthodoxen Moskauer Patriarchats zurückgewiesen, wonach die griechisch-katholische Kirche der Ukraine direkt in den militärischen Konflikt in der Ostukraine involviert sei. In einem ausführlichen Brief an die katholischen Bischöfe in aller Welt, aus dem "Radio Vatikan" am Montag zitierte, kritisiert Schewtschuk, dass die Stellungnahmen der russisch-orthodoxen Kirche "einer Propaganda der russischen Politik immer ähnlicher" würden. Anstatt für Frieden zu sorgen, betreibe Moskau laut Schewtschuk reine "Diffamierung" der griechisch-katholische Kirche und anderer Konfessionen und bringe sie dadurch in Gefahr.

Das Moskauer Patriarchat hatte zuletzt den Vorwurf erhoben, bewaffnete Mitglieder der griechisch-katholischen Kirche und des orthodoxen Kiewer Patriarchats hätten in der Ukraine moskautreue Priester beschimpft, gefoltert und verhaftet. In einem Brief rief der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. die Oberhäupter orthodoxer Kirchen auf, ihre Stimme zur Verteidigung der orthodoxen Christen in der Ostukraine zu erheben.

Mit derartigen "bewussten Fehlinformationen" wachse die Gefährdung der griechisch-katholischen Kirche durch militante Separatisten, die sich als "Kämpfer des orthodoxen Russlands" sähen, betont Großerzbischof Schewtschuk in seinem Schreiben an die katholischen Bischöfe, in dem er die Ereignisse der jüngsten Zeit aus seiner Sicht zusammenfasst.

Die Ukraine befinde sich derzeit "im Krieg", so Schewtschuk. Seit Monaten erlebe das Land eine von Russland gestützte Destabilisierung sowie "Separatismus und Terrorismus" in der Region Donezk und Lugansk. In dem Konflikt seien Gotteshäuser, Klöster und andere kirchliche Gebäude aller religiösen Gruppen beschädigt oder zerstört worden. Geistliche aller Glaubensrichtungen hätten für die Ausübung ihres pastoralen Dienstes ihr Leben riskiert. Nun müssten einige Kirchen und religiöse Gemeinschaften als "Zielscheibe der Diskriminierung" dienen und würden "öffentlicher Gewalt" ausgesetzt.

"Terroristen", wie der Großerzbischof die pro-russischen Separatisten in seinem Schreiben nennt, hätten etwa das Domizil des griechisch-katholischen Bischofs in Donezk ausgeraubt und ein bereits zuvor aus Sicherheitsgründen verlassenes Frauenkloster besetzt. Bewaffnete seien auch in die Kathedrale eingedrungen und hätten sie entweiht. Schewtschuk erinnert zudem an die vorübergehende Entführung dreier katholischer Priester, weiters seien mittlerweile die griechisch-katholischen Geistlichen gezwungen worden, die Umgebung von Donezk zu verlassen.

Die Mehrheit der Ukrainer gehört einer der drei im Land vertretenen orthodoxen Kirchen an. Neben der orthodoxen Kirche des Kiewer gibt es eine des Moskauer Patriarchats. Zudem besteht die kleinere "Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche". Die Katholiken - griechische und lateinische - stellen im Land eine Minderheit dar. Sie leben vor allem in der Westukraine.

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