Die Nähe Gottes zu seinem Volk – die Nähe Jesu zu den Menschen

9. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Jesus ist kein Lehrmeister, kein Mystiker, kein Professor, der von der Kathedra herab zu den Menschen spricht. Jesus betet, wählt die Sünder und will den Menschen nahe sein. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In seiner Predigt am Dienstag der 23. Woche im Jahreskreis bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ kommentierte Papst Franziskus das Evangelium vom Tag (Lk 6,12-19) und unterstrich drei Momente im Leben Jesu: sein Gebet – seine Wahl – seine Nähe.

Der erste Moment sei der des Gebets. Jesus verbringe die ganze Nacht im Gebet zu Gott. So bete Jesus für uns. Es könne etwas merkwürdig erscheinen, dass er, der gekommen sei, um uns das Heil zu bringen, dass er, der die Macht habe, zum Vater bete. Doch Jesus tue dies oft und sei der große Fürsprecher:

„Er steht vor dem Vater in diesem Augenblick und betet für uns. Und das muss uns Mut geben! Denn in den schwierigen Augenblicken der Bedrängnis und Not und vieler anderer Dinge können wir denken: ‚Du betest für mich. Bete für mich. Jesus betet für mich zum Vater!’. Das ist seine Arbeit heute: für uns, für seine Kirche beten. Wir vergessen das oft, dass Jesus für uns betet. Das ist unsere Kraft, zum Vater sagen: ‚Ja wenn du, Vater, schon nicht auf uns blickst, so blicke auf deinen Sohn, der für uns betet’. Vom ersten Augenblick an betet Jesus: er hat gebetet, als er auf Erden war, und er betet weiter jetzt – für uns, für die ganze Kirche!“.

Nach dem Gebet wähle Jesus die zwölf Apostel. Der Herr sage es ganz klar: „Nicht ihr seid es gewesen, die mich gewählt haben. Ich habe euch gewählt!“. Dieser zweite Moment gebe uns Mut, da wir sagen könnten: „Ich bin gewählt worden, ich bin vom Herrn gewählt worden! Am Tag der Taufe hat er mich gewählt!“. Als Paulus daran gedacht habe, habe er gesagt: „Er wählte mich schon im Mutterleib“ (vgl. Gal 1,15). So seien die Christen also erwählt worden.

„Das sind Dinge der Liebe!“, so der Papst: „Die Liebe achtet nicht darauf, ob einer ein hässliches oder ein schönes Gesicht hat: sie liebt! Und Jesus tut dasselbe: er liebt und wählt mit Liebe. Und er wählt alle! Auf seiner Liste ist keiner, der nach ‚den Kriterien der Welt’ wichtig wäre: es handelt sich um normale Leute. Das sind normale Leute. Aber sie haben etwas – das ja –, was hervorgehoben werden muss: sie sind Sünder. Jesus hat Sünder gewählt. Er wählt die Sünder. Und das ist es, wessen ihn die Gesetzeslehrer und Schriftgelehrten anklagen: ‚Der da isst mit den Sündern, er spricht mit den Prostituierten...’ Jesus ruft alle! Denken wir an das Gleichnis vom Hochzeitsmahl des Sohnes: als die geladenen Gäste nicht kommen – was macht der Herr des Hauses? Er schickt seine Diener: ‚Geht und bringt alle ins Haus! Die Schlechten und die Guten’, sagt das Evangelium. Jesus hat alle gewählt“.

So habe Jesus auch Judas Iskariot gewählt, „der zum Verräter wurde – der größte Sünder für ihn. Doch Jesus hat ihn gewählt“.

Den dritten Moment im Leben Jesu machte Franziskus darin aus, dass er nahe bei den Menschen gewesen sei. Scharen seien gekommen, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Alle Leute hätten versucht, ihn zu berühren. Auf diese Weise sei Jesus mitten unter seinem Volk gewesen:

„Er ist kein Professor, kein Lehrmeister, kein Mystiker, der sich von den Menschen entfernt und von der Kathedra da herab spricht. Nein! Er ist unter den Leuten. Er lässt sich berühren. Er lässt es zu, dass die Leute ihn bitten. So ist Jesus: nahe bei den Leuten. Und diese Nähe ist nichts Neues für ihn: er hebt sie durch seine Weise des Handelns hervor, doch es handelt sich um etwas, das sich aus der ersten Entscheidung Gottes für sein Volk ergibt. Gott sagt zu seinem Volk: ‚Denk daran: welches Volk hat einen Gott, der ihm so nahe ist, wie ich es mit euch bin?’. Die Nähe Gottes zu seinem Volk ist die Nähe Jesu zu den Leuten“.

„So ist unser Meister, so ist unser Herr“, wiederholte Franziskus abschließend: „Einer, der betet, einer, die Leute wählt, und einer, der sich nicht schämt, den Leuten nahe zu sein. Und das schenkt uns Vertrauen in ihn. Ihm empfehlen wir uns an, weil er betet, weil uns gewählt hat und weil er uns nahe ist“.


Dem Autor auf Twitter folgen!


© 2014 www.kath.net