Den Mund halten 'angesichts der unangenehmen Schlussfolgerungen'?

12. September 2014 in Kommentar


Leon de Winter fragte in einem Essay in der „Welt“: „Werden wir im Mülleimer der Geschichte landen, weil unsere Vorstellung einer grenzenlosen Toleranz vernichtet werden wird von intoleranten religiösen Extremisten?“


Amsterdam-Berlin (kath.net) „Plötzlich sind wir zurück auf einem moralischen und ethischen Gelände, das wir meiden wollten. Plötzlich stehen wir Auge in Auge mit Ideen und Werten, von denen wir dachten, sie seien im Dunkel der Geschichte verschwunden. Jetzt müssen wir über die Grenzen der Toleranz und der Redefreiheit sprechen. Wir müssen uns sogar in eine unerfreuliche Diskussion über Religion begeben. Ist das wirklich 2014? Wer möchte schon über das Wesen des Heiligsten einer religiösen Zivilisation reden?“ Dies schrieb der niederländische Schriftsteller Leon de Winter in einem Essay in der deutschen Tageszeitung „Die Welt“.

Mit der Idee eines toleranten Kulturrelativismus, der keine Grenzen kenne, „haben wir bis zum 11. September 2001 gelebt. Seitdem wissen wir, dass es um ein äußerst unangenehmes Thema geht, aber es gelang uns, diese Einsicht zu verdrängen. Unsere verantwortlichen Führer wiederholten immer wieder, dass der Islam – ich bitte um Entschuldigung, dass ich das so ungehobelt sage, aber das ist ja gerade das Thema, um das wir einen Bogen machen – eine Religion des Friedens sei.“ Immer wieder sagten sie der nicht islamischen Welt, „dass islamische Terroristen nur dem Namen nach islamisch seien. Dass sie eine Perversion einer friedlichen Religion seien.“ Dies habe eine Weile lang funktioniert. „Aber die Enthauptungen, die wir gerade in Syrien und im Irak erleben, machen es immer schwerer, einige unangenehme Ahnungen über diese große abrahamitische Religion namens Islam zu unterdrücken. Diese schockierenden Enthauptungen markieren einen Wendepunkt in der Wahrnehmung dieser eindrucksvollen Tradition.“

Die Enthauptungen würden dazu zwingen, „die zentrale Figur des Islam zu bewerten, den Propheten Mohammed, denn die Mörder erklären, sie handelten in Mohammeds Sinne. Sie wollen auch uns alle enthaupten, wenn wir uns ihnen nicht beugen. Was für ein Plan!“ Hätte sich der Prophet Mohammed gegen diesen Plan gestellt?, fragte de Winter weiter. Mohammed sei „nicht so eine Hippie-Gestalt wie Jesus. Mohammed ist ein Häuptling, ein Mann, der extreme Gewalt wie Massenmord anwendet, um seine Ziele zu erreichen. Eine objektive Lektüre des Koran hinterlässt den Eindruck, dass der Frieden des Islam ein Frieden der Unterwerfung ist – das ist die wörtliche Übersetzung des Wortes Islam – und dass der Islam sich nicht nur als Religion versteht, sondern auch als ein ideologisches Programm, mit dem die Gesellschaften reorganisiert werden sollen.“

De Winter nannte es „die Ironie bei den Grenzen der Toleranz: Wir sind nicht tolerant gegenüber jenen, die die grundlegenden Ideen des Islam analysieren und kritisieren wollen.“ Wer sage, dass der Islam um einen brillanten, aber bizarren Charakter herum entstand, der jeden töten wollte, der nicht seiner Meinung war, der wird von der großen Mehrheit der Kommentatoren und Politiker zum Schweigen gebracht. Es sei besser, man halte „den Mund angesichts der unangenehmen Schlussfolgerungen“.

Die Extremisten zwängen „uns, zurückzukehren zu sinnlosen Diskussionen über die Grenzen der postmodernen Toleranz gegenüber heiligen Texten und über das Wesen der Religion.“ Doch habe Europa wegen ähnlicher Diskussionen jahrhundertelang gebrannt. „Das ist das Dilemma, in dem wir uns heute befinden. Also, wer wagt es zu sagen: ‚Offene westliche Gesellschaften werden ideologische und religiöse Konzepte wie Dschihad und Scharia als ungesetzlich erklären, weil sie unvereinbar sind mit den Konzepten universaler Menschenrechte‘?“ „Oder werden wir im Mülleimer der Geschichte landen, weil unsere Vorstellung einer grenzenlosen Toleranz vernichtet werden wird von intoleranten religiösen Extremisten?“ De Winter fragte abschließend: „Gibt es einen Mittelweg? Wer will eine solche Diskussion führen? Ich nicht. Ich mag meinen Frieden. Und ich bin sicher, Sie Ihren auch.“

Link zum Kommentar von Leon de Winter: „Vorbild Mohammed“.


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