Kauder: Für die Freiheit den Glauben zu wechseln

18. September 2014 in Weltkirche


CDU/CSU-Bundestagsfraktion veranstaltete Tagung zum Schutz verfolgter Christen


Berlin (kath.net/idea) In vielen islamischen Ländern ist es bisher für Muslime nicht möglich, den Glauben zu wechseln. Das berichtete der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, bei einem Kongress seiner Fraktion am 15. September in Berlin. Die Veranstaltung mit 250 Teilnehmern befasste sich mit dem Thema „Menschenrecht Religionsfreiheit – Wie schützen wir verfolgte Christen?“ Kauder zufolge gibt es in zahlreichen muslimischen Staaten das Recht, zum Islam überzutreten, nicht jedoch vom Islam in eine andere Religion. So stehe die Abkehr vom Islam in Pakistan unter Todesstrafe. Der Einsatz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Religionsfreiheit werde fälschlicherweise oft als Kritik am Islam verstanden, so Kauder. Es gehe jedoch nicht um einen Kampf gegen den Islam, sondern um den Kampf für die Glaubensfreiheit. Weltweit würden etwa 100 Millionen Christen diskriminiert. Es gebe heute zunehmend Staaten, die nicht mehr die Macht hätten, Religionsfreiheit zu garantieren. Dies gelte etwa in Nigeria, wo die Terrorgruppe Boko Haram tätig ist, sowie in Syrien und im Irak, wo die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ihr Machtgebiet mit Gewalt ausweitet.

Irakischer Erzbischof: In zehn Jahren keine Christen mehr?

Der Erzbischof der chaldäisch-katholischen Erzeparchie Erbil (Irak), Bashar Warda, sagte, es bestehe die Gefahr, dass es in zehn Jahren keine Christen mehr im Irak gebe. Die Christen hätten die Wahl, Verfolgung zu ertragen oder das Land zu verlassen. Seit 2003 sei ihre Zahl von 1,5 Millionen auf 300.000 gesunken. Warda forderte Deutschland dazu auf, schnell Hilfe zu leisten, um die Gewalt gegen Minderheiten im Irak zu beenden. Nötig sei es auch, Flüchtlinge aus dem Irak aufzunehmen.

Irak: „Unbeschreibliche Gewalt“

Nach den Worten des Sonderberichterstatters für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des UN-Menschenrechtsrats, Prof. Heiner Bielefeldt (Genf), ereignen sich derzeit im Irak „unbeschreibliche Gewaltexzesse“. Hunderttausende Menschen flüchteten vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Diese agiere „archaisch“ und kalkuliere zugleich zynisch die Wirkung auf die Massenmedien. Gewalt und Diskriminierung gegen Christen und andere Minderheiten gebe es auch in Pakistan, Indien, Iran, Eritrea und in Vietnam. Dabei trügen die verfolgten Gruppen unterschiedliche Risiken. Stark von Diskriminierung betroffen seien häufig evangelikale Christen sowie die Zeugen Jehovas. Deshalb komme es darauf an, für die Religionsfreiheit als „universales Menschenrecht“ einzutreten. Etwa 30 Prozent aller Staaten akzeptierten einen Glaubenswechsel nicht.

EKD und katholische Kirche danken CDU/CSU

Der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, begrüßte den Einsatz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für verfolgte Christen. Sie würden im Irak mit brachialer Gewalt vertrieben und hätten ihren Besitz verloren. Solche Exzesse könnten nur vermieden werden, wenn Religionsfreiheit weltweit garantiert sei. Die Hilfswerke der Kirchen in Deutschland leisteten materielle Hilfe, um Christen in Not beizustehen. Auch das EKD-Ratsmitglied, Bischof i. R. Ulrich Fischer (Karlsruhe), bezeichnete es als „ermutigendes Zeichen“, dass sich die CDU/CSU für die Religionsfreiheit stark mache. Eine Einschränkung dieser Freiheit käme einem „seelischen Freiheitsentzug“ gleich. Es sei bedrückend, täglich neu von Verletzungen dieses Grundrechts zu erfahren. Er habe sich nach dem Niedergang des Kommunismus nicht vorstellen können, dass die Verfolgung von Christen noch einmal an Brisanz gewinnen könne. So sei die Vertreibung von Christen im Irak durch den Islamischen Staat „himmelschreiendes Unrecht“. Zu Recht erwarteten die Christen vor Ort starke Zeichen der Solidarität.


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