Simon von Cyrene – die Identität des Christen

26. September 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: ein Christ kann den Erlöser nicht ohne das Kreuz und die Bereitschaft verstehen, es mit Christus zu tragen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Christ sein = Simon von Cyrene sein. Papst Franziskus ging bei seinen Betrachtungen in der Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der 25. Woche im Jahreskreis vom Tagesevangelium aus (Lk 9, 18-22). Franziskus unterstrich, dass ein Christ den Erlöser nicht ohne das Kreuz und die Bereitschaft verstehen kann, es mit Christus zu tragen.

Der Glaube besteht für den Papst in der Identifikation des Christen mit Simon von Cyrene. Man gehöre zu Jesus, wenn man zusammen mit ihm das Kreuz trage. Andernfalls beschreite man zwar einen dem Anschein nach guten, aber nicht wahren Weg. Die Episode aus der Schrift, in der Christus seine Jünger frage: „Für wen halten mich die Leute?“ (V. 18), stehe im Kontext des Evangeliums, das Jesus sehen lasse, wie er in besonderer Weise seine wahre Identität behüte.

Bei mehreren Gelegenheiten habe Jesus Menschen, die sich im näherten, um diese Identität mitzuteilen, daran gehindert, sein wahres Wesen als „Sohn Gottes“ zu offenbaren, der gekommen ist, um die Welt zu retten. Mehrmals habe er auch dem Satan Einhalt geboten, dies zu tun. Dies sei der Fall gewesen, damit die Leute nichts missverständen und an den Messias nicht als einen Anführer dächten, der gekommen sei, um die Römer zu verjagen. Nur im privaten Rahmen beginne Jesus, vor den Zwölf „eine Katechese über seine wahre Identität zu halten“.

„Der Menschensohn, das heißt: der Messias, der Gesalbte – so sagte er – muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen (V. 22). Das ist der Weg eurer Befreiung. Das ist der Weg des Messias, des Gerechten: das Leiden, das Kreuz. Und ihnen erklärt er seine Identität. Sie wollen nicht verstehen, und im Abschnitt des Matthäusevangeliums ist zu sehen, wie Petrus das ablehnt: ‚Nein! Nein! Herr...’. Aber er beginnt, das Geheimnis seiner Identität zu offenbaren: ‚Ja, ich bin der Sohn Gottes. Doch das ist mein Weg: ich muss diesen Weg des Leidens beschreiten’“.

Dies ist für Franziskus die „Pädagogik“, die Jesus nutze, um die Herzen der Jünger, die Herzen der Leute auf das Verständnis für das Geheimnis Gottes vorzubereiten:

„Die Liebe Gottes ist so groß, die Sünde ist so hässlich, dass er uns auf diese Weise rettet: mit dieser Identität am Kreuz. Man kann Jesus Christus, den Erlöser, nicht ohne das Kreuz verstehen: man kann ihn nicht verstehen! Wir können höchstens dazu gelangen, an ihn als einen großen Propheten zu denken, als einen, der gute Dinge tut, der ein Heiliger ist. Aber Christus, den Erlöser, kann man nicht ohne das Kreuz verstehen. Doch die Herzen der Jünger, die Herzen der Leute waren nicht darauf vorbereitet, das zu begreifen. Sie hatten die Prophezeiung nicht verstanden, sie hatten nicht verstanden, dass gerade er das Opferlamm war. Sie waren nicht darauf vorbereitet“.

Erst am Palmsonntag gestatte es Christus der Menge, mit jenem „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“ mehr oder weniger sein Identität zu sagen. Denn: „wenn diese Leute nicht schreien, dann werden es die Steine schreien!“. Nur nach seinem Tod trete die Identität Jesu in ihrer Fülle hervor, und deren erstes Bekenntnis komme von einem römischen Hauptmann. Schritt für Schritt bereite Jesus die Menschen vor, damit sie gut verstehen. Er „bereitet uns vor, ihn mit unseren Kreuzen auf seinem Weg hin zur Erlösung zu begleiten“.

„Er bereitet uns vor“, so der Papst abschließend, „wie Simon von Cyrene zu sein, um ihm zu helfen, das Kreuz zu tragen. Und ohne das ist unser christliches Leben nicht christlich. Er ist ein vielleicht spirituelles, gutes Leben... ‚Jesus ist der große Prophet, er hat uns auch gerettet. Doch er... – und ich nicht...’. Nein, du mit ihm! Indem du denselben Weg beschreitest. Auch unsere Identität als Christen muss behütet werden. Man darf nicht meinen, Christ sein sei ein Verdienst. Es ist ein geistlicher Weg der Vervollkommnung. Es ist kein Verdienst. Es ist reine Gnade“.

"Der Teufel ist der beste Theologe. Der Teufel ist intelligent, er versteht mehr
von Theologie als alle Theologen zusammen" (Papst Franziskus bei seiner Freitags-Perle)

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