Kurienkardinal Burke kritisiert Amtskollegen Kasper

1. Oktober 2014 in Weltkirche


Präfekt der Apostolischen Signatur: «Ich finde das erstaunlich, dass der Kardinal beansprucht, für den Papst zu sprechen».


Washington (kath.net/KNA/red) Kurienkardinal Raymond Leo Burke hat seinen emeritierten Amtskollegen Kardinal Walter Kasper in der Debatte um die Kommunionzulassung wiederverheirateter Geschiedener kritisiert. «Ich finde das erstaunlich, dass der Kardinal beansprucht, für den Papst zu sprechen», sagte der US-Amerikaner Burke laut der Tageszeitung «Washington Post» (Onlineausgabe Dienstag). «Der Papst hat keine Halsentzündung. Der Papst ist nicht stumm. Er kann für sich selbst sprechen», zitiert die Zeitung den Präfekten des obersten Kirchengerichts, der Apostolischen Signatur.

Burke bezog sich dabei auf einen Vorschlag Kaspers, wiederverheirateten Geschiedenen unter bestimmten Voraussetzungen die Teilnahme an der Kommunion zu gestatten; dies ist nach der aktuellen katholischen Lehre nicht möglich. Im Februar hatte Papst Franziskus den deutschen Kardinal dazu eigens zu einem Referat vor dem Kardinalskollegium eingeladen. Kasper, emeritierter Präsident des Rates für die Einheit der Christen, erklärte im Anschluss mehrfach, der Papst wolle eine offene Debatte über dieses Thema.

Burke sagte laut der «Washington Post» weiter, was immer Franziskus über einen barmherzigen Ansatz denke, auch als Papst könne er nicht die gegenwärtige Lehre ändern, weil er und alle Bischöfe «an die Wahrheit gebunden» seien. «Aber dass ich als Kardinal sagen könnte, was ich sage, seien die Worte des Papstes? Das ist unverschämt», gibt das Blatt Burke wieder.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der «Zeit» hatte Kasper mit Blick auf die Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und auf die Kritik an seiner Position abgewiegelt: «Das ist kein Krieg zwischen Kardinälen, sondern ein Austrag von Argumenten, welcher der Klärung dient.» Papst Franziskus wolle eine dialogische Kirche. «Die kann auch eine streitende sein», sagte Kasper. Von der am Sonntag beginnenden Weltbischofssynode in Rom erwarte er eine breite Diskussion über die Themen Ehe und Familie, so der Kardinal.


Kardinal Burke im März 2014 in EWTN über das Statement von Kardinal Kasper(engl.)


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