Wer ist echter katholischer Reformer? - Bischofssynode in den Medien

8. Oktober 2014 in Kommentar


Wollen bei der Familiensynode wirklich „konservative Fieslinge gegen ‚Reform‘-Befürworter agieren“? Von William Doino Jr. (First Things)


Vatikan (kath.net/First Things) Katholiken und andere aufmerksame Beobachter sollten kritisch mit der Medienberichterstattung über die Entwicklungen der in dieser Woche eröffneten Familiensynode umgehen. Während des Zweiten Vatikanums schilderte „Xavier Rynne“ alias Pater Francis Murphy) im „New Yorker“ das Konzil bekanntermaßen als eine abenteuerliche Schlacht zwischen rückwärtsgewandten konservativen Reaktionären und aufgeschlossenen liberalen Reformern. Diese Art der Berichterstattung ist populär aber irreführend – und sie ist bis heute verbreitet.

Auf der wichtigen Website „Get Religion“ knöpft sich Dawn Eden einen Bericht von David Gibson vor, der kurz vor der Eröffnung der Bischofssynode veröffentlicht worden war und der in genau diese Fall tappt. „In Gibsons Bericht“, schreibt Eden, „agieren die konservativen Fieslinge gegen die ‚Reform‘-Befürworter, welche „geschiedene und wiederverheiratete Katholiken vollständig in das Leben der Kirche integrieren“ wollen. Doch Eden weist darauf hin, dass dies in die Irre führe, denn der „Katechismus der Katholischen Kirche“ (KKK 1651) betont: Den wiederverheirateten Geschiedenen sollen der Priester und die ganze Gemeinde trotz der sakramentalen Einschränkungen „aufmerksame Zuwendung schenken, damit sie sich nicht als von der Kirche getrennt betrachten, an der Leben sie sich als Getaufte beteiligen können und sollen“.

Außerdem nehme Gibsons Bericht nicht die Möglichkeiten zur Kenntnis, durch welche Raymond Kardinal Burke und andere versuchen, Barmherzigkeit zu zeigen und gleichzeitig die Lehre der Kirche aufrecht zu erhalten, stellte Eden weiter fest. Stattdessen zeichnet der Bericht das Bild eines unbarmherzigen Kardinal Burke und wiederholt die unbelegte Behauptung, dass Burke von Franziskus fallen gelassen werde, was Eden als „eine Bemerkung schlicht und einfach unter der Gürtellinie“ einstufe.

Jene, die nach klarerer Information darüber suchten, was katholische „Reform“, historisch gesehen, eigentlich bedeute, kann das Buch von C. Colt Anderson, „The Great Catholic Reformers: From Gregory the Great to Dorothy Day“ [Anm. d.Ü.: Die großen katholischen Reformer: Von Gregor dem Großen bis Dorothy Day – das Buch erschien bisher nicht auf Deutsch] nur wärmstens empfohlen werden. Anderson zeigt auf, dass die besten und wahrsten katholischen Reformer – unabhängig von ihren politischen Einstellungen und Vernunftsentscheidungen – immer starke Vertreter der etablierten Kirchenlehre gewesen und stark in der Disziplin gestanden waren, wenn es darum ging, die Lehre der Kirche aufrecht zu erhalten, besonders im Bereich der Sexualmoral (einem Hauptangriffspunkt heutiger „Reformer“). In anderen Worten: Sie waren die Vorläufer der heutigen vielgeschmähten „Konservativen“ – und vergessen wir es nicht, dass die große Dorothy Day eine feurige Pazifistin gewesen war.

Dorothy Day und andere echte katholische Reformer hatten verstanden, dass – lassen wir irreführende Bezeichnungen beseite – moralische Lauheit keine Reform, Widerspruch keine Erleuchtung und Rebellion keine Erneuerung ist. Papst Franziskus und die scharfsinnigsten seiner Bischöfe, die sich nun in Rom versammelt haben, wissen dies sicherlich, egal, was über sie und die Synode in den kommenden Tagen und Wochen geschrieben werden mag.


© 2014 www.kath.net