Der erste Tag – Fest der Auferstehung

12. Oktober 2014 in Spirituelles


Fast lautlos hat die UNO versucht, den Kalender umzustellen und die Woche mit dem Montag als Arbeitstag beginnen zu lassen. Wünschen wir einander bewusst einen „guten Sonntag“, nicht nur ein „schönes Wochenende“! Von Bischof Heinz Josef Algermissen


Fulda (kath.net/Bonifatiusbote) Jede Woche feiern wir den Sabbat der Schöpfung, an dem wir Menschen als Gottes Ebenbilder ruhen. Im christlichen Sonntag ist alles enthalten, was den alttestamentlichen Sabbat ausmacht, aber er ist mehr, ist etwas wesentlich Neues. Ich möchte mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, darüber nachdenken.

Von Anfang an kamen die Christen am ersten Tag der Woche zusammen, „um das Brot zu brechen“ (Apostelgeschichte 20, 7). Nicht am Sabbat, wie sie es als Juden doch gewohnt waren, nicht am Freitag, den der Erlösertod Jesu nahe gelegt hätte, und nicht am Donnerstag, der sich durch die Einsetzung der Eucharistie empfohlen hätte. Nein, sie haben den Sonntag, den ersten Tag der Woche, gefeiert als den Tag, an dem Christus auferstanden ist.

„Das ist der Tag, den der Herr gemacht“, so jubelt die Kirche am Osterfest. Sie bekennt damit: Ostern ist die größte der Großtaten Gottes in der Geschichte mit uns Menschen. Er hat Jesus Christus auferweckt und in der Auferstehung des Herrn uns das Tor zum neuen Leben aufgetan. Dieses Fest des Lebens jede Woche zu begehen, Gott zu preisen und ihm zu danken ist Sinn unserer Sonntagsfeier.

Der erste Tag der Woche hieß denn auch in der Urkirche einfach der „Auferstehungstag“. Dasselbe meint die Bezeichnung „Herrentag“, denn wenn Paulus vom Herrn spricht, meint er immer den auferstandenen Herrn. Auch unser germanischer Name „Sonntag“ wird schon von den Kirchenvätern in Beziehung zum auferstandenen Christus gebracht, wenn etwa Maximus von Turin schreibt: „Dieser Tag hat den Namen der Sonne, denn Christus, der Auferstandene, die Sonne der Gerechtigkeit, erhellt ihn.“

Der Sonntag ist das Osterfest der Woche, der Urfeiertag der Christen, das Fundament des ganzen liturgischen Jahres. Aus dem siebten ist der erste Tag geworden, aus dem Sabbat der Sonntag, aus dem Fest der Schöpfung das der Neuschöpfung in Christus.

Von Anfang an trafen sich die Christen am Herrentag zum Brotbrechen. Höhepunkt und Mitte des christlichen Sonntags ist die Feier der Eucharistie. Hier versammeln wir uns um den auferstandenen Herrn, hier will er uns in besonderer Weise begegnen. Der Auferstandene begegnet den Jüngern immer bei einem Mahl. Und die Emmausjünger erkennen ihn am Brotbrechen. Nicht nur weil sie sich zurückerinnern an das letzte Abendmahl, vielmehr geht ihnen auf, was das Brotbrechen mit Jesus zu tun hat: Wie der Brotfladen gebrochen und verteilt wird, so ließ sich Jesus am Kreuz zerbrechen, um in seiner Auferstehung zum Brot des Lebens für diese Welt zu werden.

Von der Begegnung mit dem Auferstandenen in der Eucharistie stahlt Freude in den Sonntag und macht ihn zum Fest der Erlösten. Es wird viel davon abhängen, dass die christlichen Gemeinden die stützende Funktion des Herrentages und seines zentralen Festes nicht verlieren.

Fast lautlos hat die UNO versucht, den Kalender umzustellen und die Woche mit dem Montag als Arbeitstag beginnen zu lassen, und damit den Sonntag zum verlängerten freien Samstag, zum „Wochenende“, degradiert. Wünschen wir einander ganz bewusst einen „guten Sonntag“ und nicht gedankenlos ein „schönes Wochenende“! Notwendig ist, dass in den Gemeinden die unausgesprochene Sehnsucht der Menschen wahrgenommen wird: Weg von der Tretmühle der Dauerleistung, Aufatmen und Ruhefinden. In diesem Zusammenhang kann das Wiederfinden einer Sonntagskultur wie ein Heilmittel für uns alle sein.

Wenn wir den Sonntag feiern, wird auch der Werktag österlicher, uns Menschen entsprechender. Die Sonntagsfeier ist, so sagt das Zweite Vatikanische Konzil, „Mitte und Quelle unseres Lebens“. Ob wir den Sonntag durch die vom Handel geforderte Öffnung der Geschäfte der Verweltlichung und Entleerung anheim fallen lassen oder ihn heilig halten als Tag des Herrn, davon hängt im Grunde auch der Sinn unseres Lebens ab.

Bischof Algermissen / Fulda über den Heiligen Bonifatius, den Glauben, die Nähe zum Petrusamt und die dringend nötige Neuevangelisierung




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