Nigerianischer Pastor entkommt Boko Haram

11. Oktober 2014 in Chronik


Rotimi Obajimi flieht nach neunmonatiger Geiselhaft


Maiduguri (kath.net/idea) Einem nigerianischen Pastor ist es geglückt, der radikal-islamischen Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) zu entkommen. Sie hatte ihn neun Monate lang in ihrer Gewalt. Rotimi Obajimi, der eine Gemeinde im Bundesstaat Borno im Nordosten Nigerias leitet, war am 6. Januar verschleppt worden. Zunächst hielten ihn die Boko-Haram-Kämpfer in den Waldgebieten der Sambisa-Sümpfe gefangen; dann wurde er an einen ihm unbekannten Ort und schließlich zurück nach Sambisa gebracht. Nach schweren Regenfällen und Überschwemmungen verließen ihn die Geiselnehmer. Obajimi wanderte tagelang durch den Wald, bevor er ein Dorf erreichte. Dort nahm sich das nigerianische Militär seiner an. Er wurde verhört und im Krankenhaus von Maimallari behandelt, bevor er nach Maiduguri, Hauptstadt der Provinz Borno, gebracht wurde, wie die Internetzeitung Christian Post berichtet. Boko Haram hat in den von ihr kontrollierten Gebieten ein „Kalifat“ errichtet, in dem sie ebenso wie die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak das Religionsgesetz, die Scharia, mit ungeheurer Brutalität durchsetzt. So enthaupteten Boko-Haram-Kämpfer Anfang Oktober sieben Personen in der Stadt Ngamdu im Nordosten Nigerias.

Mehr als 200 Schülerinnen entführt

Seit dem 14. April hat Boko Haram 219 Schülerinnen in der Gewalt, die am 14. April in Chibok (Bundesstaat Borno) entführt worden waren. 57 der insgesamt 276 Entführten konnten später entkommen. 163 kommen aus christlichen Familien; meist gehören sie der protestantischen „Kirche der Brüder“ an. Laut Boko Haram werden die Mädchen als „Sklavinnen“ an Muslime veräußert und zwangsverheiratet. Damit gelten sie als Musliminnen.

Kamerun: Priester unter Militärschutz

Boko Haram hat sein Kampfgebiet inzwischen über Nigeria hinaus ausgeweitet. Im Grenzgebiet zu Kamerun sind daher kirchliche Dienste nur noch unter Militärschutz möglich, berichtete der katholische Bischof Bruno Ateba (Marua-Mokolo) dem Hilfswerk „Kirche in Not“ (München). Im Norden Kameruns haben die Terroristen einen französischen und zwei italienische Priester sowie eine kanadische Ordensfrau entführt. Der Anführer von Boko Haram, Abubakr Shekau, hat inzwischen Berichte dementiert, wonach er bei einem Militärangriff getötet worden sei.

Menschenrechtler: Regierung hat versagt

Seit fünf Jahren verübt die Gruppe mit Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida Anschläge vor allem auf Schulen und Kirchen. Allein in diesem Jahr sind Boko Haram mehr als 2.000 Menschen zum Opfer gefallen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) wirft der nigerianischen Regierung Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung vor. Boko Haram sei immer besser bewaffnet und dränge die Armee zurück. Von den 169 Millionen Einwohnern des westafrikanischen Landes sind etwa 50 Prozent Muslime und 48 Prozent Christen. Die übrigen sind Anhänger von Naturreligionen.


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