Der Glaube – zwischen Kosmetik und Wahrheit

14. Oktober 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Ein ‚kosmetischer Glaube’ – nein! Was zählt, ist ein Glaube, der in der Liebe wirksam ist. Glauben heißt nicht nur, das Credo aufzusagen. Schmutz und Verwesung der ‚weiß getünchten Gräber’ überwinden. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der Glaube hat es nicht nötig, einfach in Erscheinung zu treten, er muss „sein“. Er hat es nicht nötig, in Freundlichkeiten gehüllt zu werden, besonders wenn diese heuchlerisch sind. Der Glaube bedarf eines Herzens, das fähig ist, auf echte Weise zu lieben. Dies betonte Papst Franziskus nach dem Bericht von „Radio Vaticana“ in seiner Predigt bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der 28. Woche im Jahreskreis und konzentrierte sich dabei auf das Tagesevangelium (Lk 11,37-41).

„Ein Pharisäer lud Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert“ (vgl. V. 37-38). Erneut unterstrich Franziskus, dass Jesus diese Art von „Sicherheit“ verurteile, die ganz auf die Erfüllung des Gesetzes angelegt sei:

„Jesus verurteilt diese Spiritualität der Kosmetik: gut, schön auszuschauen, doch in Wahrheit ist das im Innern etwas anderes! Jesus verurteilt die Menschen von guten Manieren, aber mir schlechten Gewohnheiten, jene Gewohnheiten, die man nicht sieht, sondern die im Verborgenen wirken. Doch der Schein ist richtig: diese Leute, denen es gefiel, auf den Plätzen zu spazieren, sich beim Beten sehen zu lassen, sich mit ein wenig Schwäche beim Fasten ‚zu schminken’... Warum ist der Herr so? Ihr seht, dass er hier zwei Worte benutzt, die jedoch miteinander verbunden sind: Raubgier und Bosheit (vgl. V. 39)“.

„Weiß getünchte Gräber“: so werde sie Jesus in einem ähnlichen Abschnitt aus dem Matthäusevangelium nennen (vgl. Mt 23,27), wobei er den Finger in die Wunde gewisser Haltungen lege, die er hart als „Schmutz“ und „Verwesung“ bezeichne. „Gebt lieber, was in euch ist, den Armen, dann ist für euch alles rein“, sei sein Gegenvorschlag. Das Almosen „ist in der biblischen Tradition sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ein Prüfstein für die Gerechtigkeit gewesen“. Auch Paulus diskutiere in der heutigen Lesung aus demselben Grund mit den Galatern: wegen ihrer Verbundenheit mit dem Gesetz. Und identisch sei das Ergebnis der Auseinandersetzung, da das Gesetz allein nicht rette.

„Was zählt, ist der Glaube“, so der Papst: „Welcher Glaube? Der Glaube, ‚der in der Liebe wirksam ist’ (vgl. Gal 5,6). Dieselbe Rede, wie sie Jesus an den Pharisäer richtet. Ein Glaube, der nicht allein darin besteht, das Credo aufzusagen: wir alle glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, an das ewige Leben... Wir alle glauben! Doch das ist ein unbeweglicher, nicht wirksamer Glaube. Was in Christus Jesus von Wert ist, ist die Wirksamkeit, die aus dem Glauben kommt, oder besser: der Glaube, der in der Liebe wirksam ist, das heißt der zum Almosen zurückkehrt. ‚Almosen’ im weitesten Sinn des Wortes: sich von der Diktatur des Geldes zu befreien, vom Götzendienst des Geldes. Jede Form von Habsucht entfernt uns von Jesus Christus“.

Franziskus rief dann eine Episode aus dem Leben von P. Pedro Arrupe SJ (Generaloberer der Jesuiten von 1965 bis 1981) in Erinnerung. Eines Tages habe ihn eine reiche Dame zu sich eingeladen, um ihm Geld für die Missionen in Japan zu spenden, für die sich Arrupe eingesetzt habe. Die Überreichung des Couverts mit dem Geld sollte gleichsam auf der Türschwelle und vor Journalisten und Fotografen stattfinden. P. Arrupe habe erzählt, dass dies für ihn eine große Erniedrigung gewesen sei. Dennoch habe er das Geld für die Armen in Japan angenommen. Als er das Couvert geöffnet habe, hätten sich darin zehn Dollars befunden

„Fragen wir uns“, so der Papst abschließend, „ob unser Leben ein christliches Leben der Kosmetik, des Scheins ist oder ein christliches Leben mit einem Glauben, der in der Liebe wirksam ist. Das rät uns Jesus: ‚Blast nicht in die Posaune!’. Der zweite Rat: ‚Gebt nicht nur das, was übrig bleibt!’. Und er erzählt uns von jener alten Frau, die alles gegeben hat, was sie zum Leben hatte. Und er preist jene Frau dafür, dass sie das getan hat. Und sie hat es ein wenig im Verborgenen getan, vielleicht weil sie sich schämte, nicht mehr geben zu können“.


Dem Autor auf Twitter folgen!


© 2014 www.kath.net