Der Bauplan für die Einheit der Kirche

24. Oktober 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: die Arbeit für die Einheit der Kirche ist Aufgabe eines jeden Christen. Der Tempel aus lebendigen Steinen und sein Gegenteil. Es gibt keine Einheit ohne Jesus Christus, der die Grundlage ist. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Die erste Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (Eph 4,1-6) stand im Mittelpunkt der Betrachtungen von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Freitag der 29. Woche im Jahreskreis.

„Ich, der ich um des Herrn willen im Gefängnis bin, ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging“ (V. 1): Paulus mahne aus dem Gefängnis heraus die Christen zur Einheit. Die Einheit der Kirche zu schaffen ist für den Papst die Arbeit der Kirche und eines jeden Christen im Lauf der Geschichte. Wenn der Apostel Petrus von der Kirche spreche, „spricht er von einem Tempel aus lebendigen Steinen, die wir sind“. Dieser Tempel sei das Gegenteil jenes anderen Tempels der Hochmut, des Turms von Babel. Der erste Tempel bringe die Einheit, der andere „ist das Symbol der Uneinheit, des mangelnden gegenseitigen Verständnisses, der Sprachverwirrung“.

„Die Einheit der Kirche schaffen, die Kirche errichten“, so Franziskus weiter, „diesen Tempel, diese Einheit der Kirche: das ist die Aufgabe eines jeden Christen, eines jeden von uns. Wenn man einen Tempel bauen soll, ein Gebäude, dann sucht man zuerst einen bebaubaren Platz, der dazu vorbereitet worden ist. Das erste, was man tut, ist, den Grundstein zu suchen, den ‚Eckstein’, wie die Bibel sagt. Und der Eckstein der Einheit der Kirche – oder besser: der Eckstein der Kirche – ist Jesus, und der Eckstein der Einheit der Kirche ist das Gebet Jesu beim Letzten Abendmahl: ‚ut unum sint!’. Und das ist die Kraft!“.

Jesus „ist der Stein, auf dem wir die Einheit der Kirche errichten, ohne diesen Stein geht das nicht. Es gibt keine Einheit ohne Jesus Christus, der die Grundlage ist: er ist unsere Sicherheit“. „Doch wer errichtet diese Einheit?“, fragte sich der Papst. Dies sei die Arbeit des Heiligen Geistes: „Er ist der einzige, der fähig ist, die Einheit der Kirche zu schaffen. Und aus diesem Grund hat ihn Jesus gesandt: um die Kirche wachsen zu lassen, um sie stark zu machen, um sie eins sein zu lassen“. So sei es der Geist, der die Einheit der Kirche in der Verschiedenheit der Völker, der Kulturen, der Menschen schaffe.

Wie aber könne dieser Tempel errichtet werden? Wenn der Apostel Petrus sage, „dass wir lebendige Steine in diesem Bauwerk sind, so rät der Apostel Paulus vielmehr, nicht so sehr Steine zu sein als vielmehr schwache Ziegel“. Die Ratschläge des Völkerapostels zum Aufbau dieser Einheit seien Ratschläge, die nach menschlichem Ermessen der Schwäche entstammten:

„Demut, Sanftmut, Großherzigkeit (vgl. V. 2): das sind schwache Dinge, weil es den Anschein hat, dass der Demütige zu nichts nützt. Die Sanftmut, die Milde scheinen zu nichts gut zu sein. Die Großherzigkeit, die Offenheit für alle, ein großes Herz haben.... Und dann sagt er noch mehr: ‚Ertragt einander in Liebe’ (V. 2). Sich gegenseitig in Liebe ertragen, weil einem was am Herzen liegt? Die Bewahrung der Einheit. Und wir werden zu stärkeren Steinen in diesem Tempel, je schwächer wir uns durch diese Tugenden der Demut, der Großherzigkeit, des Sanftmuts, der Milde machen“.

Dabei handle es sich um denselben Weg, den Jesus beschritten habe, der schwach geworden sei, bis zum Kreuz, um dann stark zu sein. So müssten auch wir handeln: „Der Stolz, die Herablassung nützen nichts“. Wenn man ein Gebäude errichte, sei es notwendig, dass der Architekt den Plan entwerfe: „Und was ist der ‚Bauplan’ für die Einheit der Kirche?“, fragte der Papst:

„Die Hoffnung, zu der wir berufen sind: die Hoffnung, zum Herrn zu gehen, die Hoffnung, in einer lebendigen Kirche zu leben, aus lebendigen Steinen, mit der Kraft des Heiligen Geistes. Nur mit dem Plan der Hoffnung können wir in der Einheit der Kirche vorangehen. Wir sind zu einer großen Hoffung berufen. Gehen wir hin! Doch mit der Kraft, die das Gebet Jesu für die Einheit schenkt. Fügsam dem Heiligen Geist gegenüber, der fähig ist, aus Ziegeln lebendige Steine zu machen. Und mit der Hoffnung, den Herrn zu finden, der uns gerufen hat, die Hoffnung, ihn zu finden, wenn sich die Fülle der Zeiten ereignet“.


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