Good cop – bad cop

28. Oktober 2014 in Kommentar


Die cops müssen ihre Rollen schon richtig spielen. Im kirchlichen Leben heißt das: Auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm. Gastkommentar von Pfr. Stephan Spiegel


Augsburg (kath.net) Dieses Thema kennt man hinlänglich aus Film und Fernsehen. Oft klischeehaft dargestellt, soll es in Verhören dazu führen, den Beschuldigten zu einer Aussage oder einem Schuldeingeständnis zu führen. Die Wirklichkeit ist nicht klischeehaft, aber das Prinzip ist irgendwie genial. Der bad cop personifiziert die Strenge des Gesetzes und konfrontiert den Beschuldigten oder realen Bösewicht schonungslos mit der Schwere seiner Schuld, den Konsequenzen und mit der Strenge von Recht und Gesetz. Der good cop zeigt Verständnis, versucht Vertrauen aufzubauen, zeigt Möglichkeiten von Milde und Gnade.

Warum muss ich bei der gerade zu Ende gegangenen Synode in Rom Teil 1 ausgerechnet an diese beiden Typen von cops denken? Eigentlich ging es ja um den weiten und wichtigen Themenkreis von Ehe und Familie! Als Seelsorger in unseren Pfarreien sind wir Priester an vorderster Front mit den Problemen konfrontiert, denen die Ehen und Familien in der heutigen Gesellschaft ausgesetzt sind. Obwohl gerade wir Pfarrer von Kommentatoren in christlichen Internetforen oft als pastorale Versager dargestellt werden, die wesentlich Schuld an der heutigen Krise tragen, leidet jeder von uns auch darunter, dass fast alle jungen Leute, die bei uns in den normalen Pfarreien aktiv sind, ihre Lebensabschnittspartnerschaften haben. Es dürfte kaum einen Pfarrer geben, der nicht auch mit Wiederverheiratet-Geschiedenen (WvG) in seiner Pfarrei zu tun hat. Wenn diese am Glauben festhalten und auch zur Kirche und ihrer Pfarrei, in der sie wohnen, stehen wollen (ich rede hier nicht von den WvG-Zaungästen zu Erstkommunionen und Weihnachten), dann beginnt die Herausforderung seelsorglich sehr anspruchsvoll zu werden. Ich hätte mir hier wirklich eine Stärkung durch die Synode gewünscht. Ich gebrauche das Wort „Seelsorge“ nicht nur im psychologischen Sinne als „menschlich-einfühlsame Begleitung in allen Lebenslagen“, so wichtig das auch ist, sondern vor allem im klassischen Sinne als Sorge um das ewige Heil der Seele.

Und nun die Frage: Wer ist in der Pastoral nun der bad cop und wer ist der good cop? Für mich sind die Rollen ganz klar verteilt. Die Oberhirten müssen wohl oder übel die Rolle des bad cop spielen. Ihre Aufgabe muss es sein, die Wahrheiten des Glaubens, der Sakramente und der Heilsnotwendigkeit der Gebote Gottes mit allem Nachdruck zu lehren. Dafür sitzen sie ja auch auf der bischöflichen Kathedra oder tragen ihr Kardinalsbirett. Der bad cop muss nicht der sein, der in erster Linie von allen geliebt und gelobt wird. Der good cop wird dagegen zu einem ziemlichen Kasper (nettes Wortspiel in diesem Zusammenhang), wenn es den bad cop nicht gibt.

Liebe Synodenväter, überlasst es doch bitte den Pfarrern und direkten Seelsorgern in den Pfarreien vor Ort, den good cop abzugeben. Wenn die Oberhirten alles als gesegnet erklären, da man ja in jeder Beziehungskiste Wertvolles finden könne, wird der Priester zum reinen Absegner und religiösem Winkaugust, aber an authentische Seelsorge ist dann nicht mehr zu denken. Die cops müssen ihre Rollen schon richtig spielen. Im kirchlichen Leben heißt das: Auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm. Und wenn man als sanftes Lamm im Beichtstuhl den Menschen die richtigen Wege aufzeigen möchte, dann brauchen wir eine starke und klare Verkündigung von den Kanzeln der Oberhirten. In diesem Sinne bitte ich unseren Herrn um das Geschenk vieler Bischöfe und Kardinäle mit dem Mut von Löwen, die unberührt von aller Kritik in den Medien auch bereit sind den bad cop zu spielen, wenn es um die Synode Teil 2 geht.

Stephan Spiegel (Foto) ist Pfarrer der Pfarrei St. Josef der Arbeiter in Senden/Bistum Augsburg

Foto © Stephan Spiegel



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