Jeder zweite Deutsche kann das Vaterunser auswendig

29. Oktober 2014 in Spirituelles


„Gnadauer“ Generalsekretär: Christliche Kerntexte bieten Halt


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Jeder zweite Deutsche kann das Vaterunser auswendig. Das ist das Ergebnis einer Emnid-Umfrage unter 1.004 Bürgern im Auftrag des evangelischen Magazins „chrismon“ (Frankfurt am Main). Damit können mehr Deutsche das zentrale Gebet der Christenheit frei aufsagen als den Text der Nationalhymne (44 Prozent) oder den Artikel 1 des Grundgesetzes (23 Prozent). Das erste der Zehn Gebote – „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ – konnten 26 Prozent der Befragten frei zitieren, den Choral „Lobe den Herren“ 21 Prozent. Die „Internationale“ – das Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung – kannte nicht einmal jeder Zehnte (acht Prozent) auswendig.

Für den Generalsekretär des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Frank Spatz (Kassel), zeigt das Ergebnis, dass Kerntexte des Christentums vielen Menschen nach wie vor Halt bieten. „Gerade, wenn man in schweren Situationen keine Bibel zur Hand hat, ist es unheimlich tröstlich, einige Bibelverse oder Lieder auswendig zu können“, sagte er auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Sie böten Worte, wenn die eigenen fehlten. Ihm sei beispielsweise Jesaja 43,1 ein mutmachender Vers: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ Eine Liedstrophe, die ihm in schwierigen Situationen immer wieder in den Sinn komme, stamme noch aus der Jungscharzeit: „Jesus Christus ist der Sieger.“ Je mehr biblische Worte oder Choräle man gelernt habe, desto besser sei es, zeigte sich der Generalsekretär der pietistischen Dachorganisation überzeugt. „Allerdings haben viele das Auswendiglernen verlernt“, bedauerte Spatz. Hätten sich Konfirmanden vor Jahrzehnten noch Martin Luthers (1483-1546) gesamten Kleinen Katechismus eingeprägt, so sei das heute kaum noch der Fall.

Sachsen: „Eiserne Ration“ für Christen

Eine geistliche „eiserne Ration“ an biblischen Texten und Chorälen, die jeder evangelische Christ auswendig können sollte, bietet die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens. Sie umfasst jeweils zwölf Lieder und Texte; weitere zwölf biblische Abschnitte sollte man zumindest kennen. Zu dem geistlichen Liedschatz, der dem Evangelischen Gesangbuch entnommen ist und sich durch das gesamte Kirchenjahr zieht, gehören Choräle wie „Nun danket alle Gott“, „Christ ist erstanden“ oder auch „Geh aus mein Herz“. Auch Luthers „Ein feste Burg“ ist enthalten. Ferner werden in der Handreichung Texte zum „Kennen“ und Texte zum „Können“ angeboten. Auswendig können sollte ein evangelischer Christ die Zehn Gebote, das Vaterunser und das Apostolische Glaubensbekenntnis. Aber auch biblische Abschnitte wie Psalm 23, die Seligpreisungen oder der Tauf- und Missionsbefehl gehören dazu. Eine weitere Rubrik listet größere biblische Abschnitte und Zusammenhänge auf, die einen festen Platz in der Verkündigung haben und die evangelische Christen zumindest kennen und einordnen können sollten. Dazu gehören etwa die Schöpfungs- und die Weihnachtsgeschichte, die Ereignisse von Passion, Ostern und Pfingsten sowie die Abschnitte zum Abendmahl oder der Rechtfertigung allein aus Gnade.


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