Tauran: Schreckensbild des Islams infolge barbarischer Akte

9. November 2014 in Weltkirche


Präsident des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog: Gewalt gegen Nichtmuslime hat in Pakistan nie gekannte Brutalität erreicht


Vatikanstadt-Islamabad (kath.net/KAP) Der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog hat die internationale Gemeinschaft zum Protest gegen das sogenannte Blasphemiegesetz in Pakistan aufgerufen. Die Gewalt gegen Nichtmuslime habe dort eine nie gekannte Brutalität erreicht, sagte der Präsident des Rates, Kardinal Jean-Louis Tauran, am Donnerstagabend im Gespräch mit Radio Vatikan. In dieser Woche hatte ein wütender Mob ein christliches Ehepaar bei lebendigem Leib verbrannt. Vertreter der Muslime müssten einschreiten; es müsse gerade im Interesse der Muslime selbst liegen, das so erzeugte Schreckensbild vom Islam in der Welt zu korrigieren, so Tauran.

Shabaz Masih und Shama Bibi, Eltern von vier Kindern und Christen, war gerüchtweise vorgeworfen worden, den Koran geschändet zu haben. Beide waren Arbeiter in einer Ziegelfabrik in dem pakistanischen Ort Kot Radhan Kishan. Muslimische Arbeitskollegen stießen die beiden in den Brennofen der Ziegelfabrik, wo sie in grausamer Weise zu Tode kamen.

"Ich frage: Kann man angesichts solcher Verbrechen, die mit der Religion gerechtfertigt werden, passiv bleiben?", so Tauran. Ihm fehlten die Worte für eine so barbarische Tat. "Nicht einmal Tiere verhalten sich so", sagte der Kardinal.

Die Täter religiöser Lynchjustiz könnten aufgrund des Blasphemiegesetzes oft mit Straffreiheit rechnen. In Pakistan seien seit Einführung des Gesetzes 1988 von Staats wegen 60 Menschen hingerichtet worden.

Tauran forderte die Regierung in Islamabad und die Vertreter des Islam auf, zu reagieren. Seit Monaten warte er vergeblich auf islamische Proteste gegen die eskalierende religiöse Gewalt in Pakistan.

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