Die Gnade, sich als unnützen Sklaven zu erkennen

11. November 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Faulheit und überhebliche Selbstbemächtigung über die Wirklichkeit entfernen vom wahren Dienst. Dienst ist alles: in Anbetung, Gebet, Lobpreis und im Dienst am Nächsten. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ Das Evangelium vom Dienstag der 32. Woche im Jahreskreis (Lk 17,7-10), Festtag des heiligen Martin von Tours, stand im Mittelpunkt der Betrachtungen von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

Jesus spreche von der Kraft des Glaubens, erkläre jedoch sogleich, dass dieser im Rahmen des Dienstes gesehen werden müsse. Die Rede Christi vom „unnützen Sklaven“ veranlasste den Papst, um darüber nachzudenken, was „Dienst“ für einen Christen bedeute. Jesus spreche von dem „Sklaven“, der nach der Tagesarbeit nachhause komme und – statt zu ruhen – noch seinen Herrn bedienen müsse:

„Jemand von uns würde diesem Sklaven den Rat geben, zur Gewerkschaft zu gehen, um sich dort ein wenig beraten zu lassen, wie man mit so einem Herrn umgehen könnte. Doch Jesus sagt: ‚Nein, der Dienst ist unbedingt und uneingeschränkt!’, da er den Weg mit dieser Haltung des Dienstes vorgegeben hat. Er ist der Diener. Er präsentiert sich als Diener, der nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen: so sagt er es, ganz klar. Und so lässt der Herr die Apostel den Weg jener spüren, die den Glauben empfangen haben, jenen Glauben, der Wunder wirkt. Ja, dieser Glaube wirkt Wunder auf dem Weg des Dienstes“.

Ein Christ, der das Geschenk des Glaubens in der Taufe empfange, aber dieses Geschenk nicht auf dem Weg des Dienstes voranbringe, werde zu einem kraftlosen, unfruchtbaren Christen. Am Ende werde er zu einem „Christen für sich selbst, um sich selbst zu dienen“. Sein Leben sei traurig, „viele große Dinge des Herrn werden vergeudet“.

Der Dienst sei dann etwas Einzigartiges. Es sei unmöglich, zwei Herren zugleich zu dienen: „Entweder Gott oder dem Reichtum“. Der Mensch könne sich von dieser Haltung des Dienstes zunächst aus einer gewissen Faulheit heraus entfernen. Dies mache das Herz lau, da die Faulheit einen bequem werden lasse.

„Die Faulheit entfernt uns vom Dienst“, so Franziskus, „und führt uns zur Bequemlichkeit, zum Egoismus. Viele Christen sind so... sie sind gut, sie gehen zur Messe, aber damit endet der Dienst auch... Doch wenn ich Dienst sage, meine ich alles: den Dienst an Gott in der Anbetung, im Gebet, im Lobpreis. Den Dienst am Nächsten, wenn ich das tun muss. Dienst bis zum Ende, denn Jesus sagt hierzu ein starkes Wort: ‚Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven’. Unentgeltlicher Dienst, ohne irgendetwas zu fordern“.

Eine weitere Möglichkeit, sich von der Haltung des Dienstes zu entfernen, erkannte der Papst darin, sich der Situationen etwas bemächtigen zu wollen. Dabei handle es sich um etwas, was auch den Jüngern und Aposteln geschehen sei: „Sie entfernten die Leute nicht, damit sie Jesus nicht störten, sondern um es selbst bequem zu haben“. Die Jünger „bemächtigten sich der Zeit des Herrn, sie bemächtigten sich der Macht des Herrn: sie wollten ihn für ihre keine Gruppe“. Dann „bemächtigten sie sich dieser Haltung des Dienstes und verwandelten ihn in eine Struktur der Macht.“ Etwas davon könne in der Diskussion zwischen Jakobus und Johannes erkannt werden, bei der es darum gegangen sei, wer der größere sei. Und dann sei da die Mutter, „die den Herrn bittet, dass der eine ihrer Söhne Premierminister und der andere Wirtschaftsminister sein solle, mit aller Macht in der Hand“.

Dies geschehe auch heute, „wenn die Christen zu Herren werden: Herren des Glaubens, Herren des Reiches, Herren des Heils“. Dies sei eine Versuchung für alle Christen. Christus dagegen spreche vom Dienst, vom „Dienst in Demut“, „Dienst in der Hoffnung“. Darin liege die Freude des christlichen Dienstes:

„Im Leben müssen wir gegen die Versuchungen kämpfen, die danach trachten, uns von dieser Haltung des Dienstes zu entfernen. Die Faulheit führt zur Bequemlichkeit: Dienst zur Hälfte. Und sich der Situation zu bemächtigen, vom Diener zum Herrn zu werden, führt zu Hochmut, zu Stolz, dazu, die Leute schlecht zu behandeln, sich wichtig zu fühlen, ‚weil ich ja Christ bin und das Heil habe’, und viele solche Sachen. Der Herr schenke uns diese beiden großen Gnaden: die Demut des Dienstes, damit wir uns sagen können: ‚Wir sind unnütze Sklaven, doch Diener bis um Ende’. Und die Hoffnung in der Erwartung des Offenbarwerdens, wenn der Herr kommt, um uns heimzusuchen“.


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