Eine Familiensynode ohne "Familien"-Bischof

12. November 2014 in Kommentar


Warum schickt die Österreichische Bischofskonferenz nicht ihren Familienexperten Klaus Küng zur ordentlichen Bischofssynode? Ein kath.net-Kommentar von Johannes Graf


Wien/Feldkirch (kath.net/jg)
Die österreichische Bischofskonferenz hat beschlossen, Benno Elbs, den Bischof von Feldkirch, zur ordentlichen Synode zur Familie zu entsenden, die im Oktober 2015 stattfinden wird. Diese Entscheidung überrascht, denn „Familienbischof“ Klaus Küng kommt damit erneut nicht zum Zug. Bei der außerordentlichen Synode im Oktober dieses Jahres war Österreich durch Kardinal Christoph Schönborn, den Erzbischof von Wien, vertreten. Noch befremdlicher ist der Beschluss, Küng als Ersatzmann für Elbs zu nominieren, falls dieser verhindert sein sollte.

Bischof Küng ist seit vielen Jahren für das Referat Familie der Österreichischen Bischofskonferenz verantwortlich. Er ist Mitbegründer der „Initiative Hauskirche“, die christliche Ehepaare und Familien unterstützt. Diese Bewegung hat mit Sicherheit einen pastoralen Ansatz, der für die ordentliche Synode interessant ist. Bischof Küng könnte hier aus erster Hand berichten. Seit fast zwanzig Jahren ist der St. Pöltner Bischof Konsultor des Päpstlichen Rates für die Familie. Bei aller Wertschätzung für Bischof Elbs und Kardinal Schönborn, der laut Bericht der Linzer KirchenZeitung als Mitglied des Synodenrates voraussichtlich auch an der ordentlichen Synode 2015 teilnehmen wird, ist es doch erstaunlich, dass die Österreichische Bischofskonferenz meint, auf eine Persönlichkeit mit dem Wissen und dem Hintergrund von Bischof Küng verzichten zu können. Seine Nominierung als Ersatzmann für Bischof Elbs muss unter diesen Umständen beinahe als Affront erscheinen.

Die Bischofssynode zur Familie ist schließlich kein belangloses Routinetreffen, sondern eine der wichtigsten Veranstaltungen zum Thema Familie in der Weltkirche in den letzten Jahrzehnten. Angesichts der weltweit stattfindenden sozialen Veränderungen sucht die Kirche nach Wegen, die von Gott gewollte Familie den Menschen zu vermitteln. Die Fragebogen-Erhebung vor der Synode hat gezeigt, dass die Lehre der Kirche vielen Katholiken nicht oder nur unzureichend bekannt ist. Die Diskrepanz zwischen Lehre und Praxis ist oft erschreckend, und das nicht nur in Europa und Nordamerika. Hier müssten die österreichischen Bischöfe bestrebt sein, ihren besten und kompetentesten Mann zu entsenden.

Zweifellos hat Bischof Elbs als langjähriger Pastoralamtsleiter und Generalvikar seines Vorgängers Elmar Fischer Erfahrungen im Bereich Familie gesammelt. Seine Schwerpunkte lagen bis jetzt aber auf anderen Gebieten. Laut einer Meldung der österreichischen katholischen Nachrichtenagentur kathpress hat sich Elbs Anfang November zur „Kasper-Linie“ hinsichtlich des Kommunionempfanges für zivilrechtliche wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle bekannt. Er trete für einen „die jeweiligen Umstände und Motive beachtenden Zugang“ ein, schreibt die Agentur. Die Kirche habe die Aufgabe „Wunden zu heilen und die Seelen zu wärmen“. Er trete nicht für einen pauschalen Kommunionempfang für Wiederverheiratete ein, es solle aber auch nicht passieren, dass man aus „Rigorismus“ dem Menschen nicht gerecht werde. Diese Position hat auf der außerordentlichen Synode nicht die erforderliche Mehrheit erhalten.

Es gebe zwar ein Ideal, man müsse aber berücksichtigen, dass jeder Mensch auf dem Weg sei, erläutert Elbs seine Position. Und genau hier liegt das Problem, dem sich die Synode widmen will. Elbs scheint die Position vieler Getaufter übernommen zu haben, die da lautet: Es gibt ein Ideal von Ehe und Familie, das zwar schön, aber für die meisten Menschen unerreichbar sei. Deshalb dürfe man keinem „Rigorismus“ anhängen, der von den Menschen erwartet, dass sie sich an die Gebote Gottes halten. Die Synode hat es sich zur Aufgabe gemacht, Antworten auf diese pastorale Herausforderung zu finden. Diese müssen sich natürlich an der jeweiligen Situation der Menschen und ihrer Einsicht in die kirchliche Lehre orientieren. Man darf aber objektive Gegebenheiten nicht zugunsten einer blinden Barmherzigkeit außer acht lassen. Das hilft den Menschen nicht auf ihrem Weg zu Gott.

Öst. Bischofskonferenz




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