Das Reich Gottes in uns – in Stille, ohne Spektakel

13. November 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Das Wachsen des Reiches Gottes an allen Tage ohne Lärm, in der Familie, bei der Arbeit, in der Gemeinschaft – in Anbetung Gottes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.“ Das Evangelium vom Donnerstag der 32. Woche im Jahreskreis (Lk 17,20-25) über das Reich Gottes stand im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

In der Stille und vielleicht unter Schwierigkeiten gehe der Mensch voran, und dennoch höre man nicht auf, zu beten, sich um die Kinder und die Großeltern zu kümmern: dort finde sich das Reich Gottes, so der Papst. Fern allen Geschreis, denn das Reich Gottes ziehe ebenso wenig Aufmerksamkeit auf sich wie ein Same, der unter der Erde wachse.

Jesus werde gefragt, wann das Reich Gottes komme. Er antworte, dass eine Zeit kommen werde, in der sie sagen werden: „Hier ist es“, oder „Da ist es“. Aber: „Geht nicht hin, und lauft nicht hinterher!“ (vgl. Lk 17,23). Das Reich Gottes „ist kein Spektakel. Viele Male ist das Spektakel eine Karikatur des Reiches Gottes“.

„Das Spektakel!“, warnte Franziskus: „Nie sagt der Herr, dass das Reich Gottes ein Spektakel ist. Es ist ein Fest! Doch das ist etwas anderes. Es ist ein Fest, gewiss, ein wunderschönes Fest. Ein großes Fest. Und der Himmel wird ein Fest sein, doch kein Spektakel. Und unsere menschliche Schwäche zieht das Spektakel vor“.

Oftmals werde eine Feier zum Spektakel, wie dies zum Beispiel bei Hochzeitsfeiern der Fall sei, bei denen sich Leute präsentieren, denen es weniger darum gehe, das Sakrament zu empfangen, „die gekommen sind, um ein Spektakel der Mode, des Gesehenwerdens, der Eitelkeit aufzuführen“. Das Reich Gottes dagegen „ist still, es wächst im Innern. Der Heilige Geist lässt es mit unserer Bereitschaft wachsen, in unserem Boden, den wir vorbereiten müssen“.

Dann komme auch für das Reich Gottes der Augenblick seines kraftvollen Offenbarwerdens („Wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen“; V. 24), doch erst am Ende der Zeiten:

„Der Tag, der Lärm machen wird, wird dies wie der zuckende Blitz tun, der über dem ganzen Firmament aufleuchtet. So wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen, an dem Tag, der Lärm machen wird. Und wenn man an die Beharrlichkeit vieler Christen denkt, die ihre Familie voranbringen – Männer, Frauen –, die sich um ihre Kinder kümmern, um die Großeltern und die es bis zum Ende des Monats vielleicht noch mit einem halben Euro in der Tasche schaffen, aber beten: dort ist das Reich Gottes, verborgen, in jener Heiligkeit des alltäglichen Lebens, in jener Heiligkeit aller Tage. Denn das Reich Gottes ist nicht fern von uns, es ist nahe! Das ist eines seiner Merkmale: die Nähe aller Tage“.

Auch wenn Jesus seine Wiederkehr als ein Offenbarwerden der Herrlichkeit und Macht beschreibe, füge er sofort hinzu: „Vorher aber muss der Menschensohn vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden“ (V. 25). Dies bedeute, „dass auch das Leid, das Kreuz, das alltägliche Kreuz des Lebens – das Kreuz der Arbeit, der Familie, die Dinge gut voranzubringen – dass dieses kleine alltägliche Kreuz Teil des Reiches Gottes ist“.

„Bitten wir den Herrn um die Gnade“, so der Papst abschließend, „das Reich Gottes zu pflegen, das in uns ist: mit dem Gebet, der Anbetung, dem Dienst der Nächstenliebe, in Stille. Das Reich Gottes ist klein wie der Same: klein, aber es wird groß durch die Kraft des Heiligen Geistes. Es liegt an uns, es in uns wachsen zu lassen, ohne uns zu rühmen: es zuzulassen, dass der Geist komme, uns die Seele verwandle und uns in der Stille, im Frieden, in der Ruhe, in der Nähe zu Gott, zu den anderen voranbringe: in der Anbetung Gottes, ohne Spektakel“.


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