Kehrt um! Zum neuen, bekehrten Leben!

18. November 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Kehrt um, lasst die Bequemlichkeit und den Schein zurück, das Totenhemd des Christen! Schein-Christen... Sie sind tot. Wenn die Umkehr an den Geldbeutel geht.... Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Umkehr ist eine Gnade, ein „Besuch Gottes“. Der Christ muss immer dem Aufruf Jesu zur Umkehr entsprechen, sonst wird er vom Sünder zum Verdorbenen. In seiner Predigt bei der heiligen Messe am Dienstag der 33. Woche im Jahreskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ konzentrierte sich Papst Franziskus ganz auf die „Umkehr“. Dabei ging Franziskus von den Lesungen des Tages aus dem Buch der Offenbarung des Johannes (Offb 3,1-6.14-22) und dem Evangelium des heiligen Lukas (Lk 19,1-10) aus.

In der ersten Lesung fordere der Herr von den Christen in Laodizea die Umkehr, da sie lau geworden seien. Sie lebten in der „Spiritualität der Bequemlichkeit“ und dächten dabei: „Ich mache die Dinge, wie ich kann, doch ich bin in Frieden. Es soll bloß keiner kommen und mich mit merkwürdigen Sachen stören“. Wer so lebe, denke: „Es fehlt ja nichts. An den Sonntagen gehe ich zur Messe, ich bete manchmal, ich bin in der Gnade Gottes, ich bin reich. Ich brauche nichts, mir geht es gut“. Dieser Gemütszustand aber, so die Warnung des Papstes, „ist ein Zustand der Sünde: die geistliche Bequemlichkeit ist ein Zustand der Sünde“. Und diesen Menschen erspare der Herr seine harten Worte nicht: „Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien“ (Offb 3,16). Dennoch rate er ihnen, sich von ihm Kleider zu kaufen und diese anzuziehen, „denn die bequemen Christen stehen nackt da“.

Dann gebe es einen zweiten Aufruf, der denen gelte, die im Schein lebten, den „Schein-Christen“. Diese meinten, lebendig zu sein, doch sie seien tot. Von ihnen fordere der Herr, wachsam zu sein. Der Schein „ist das Totenhemd dieser Christen: sie sind tot“. Und der Herr rufe sie zur Umkehr:

„Bin ich einer dieser Schein-Christen? Bin ich lebendig im Innern, habe ich ein geistliches Leben? Spüre ich den Heiligen Geist, höre ich auf den Heiligen Geist, gehe ich weiter – oder...? Tja, wenn alles gut zu sein scheint, dann habe ich mir nichts vorzuwerfen: ich habe eine schöne Familie, die Leute reden nicht schlecht über mich, ich habe alles Notwendige, ich bin kirchlich verheiratet... ich bin ‚in der Gnade Gottes’, ich bin ruhig. Der Schein! Schein-Christen... Sie sind tot. Also: etwas Lebendiges im Innern suchen, mit dem Gedächtnis, in Wachsamkeit, das stärken, damit es weitergeht. Umkehren: vom Schein zur Wirklichkeit. Von der Lauheit zur Glut“.

Der dritte Aufruf zur Umkehr gelte Zachäus, dem obersten Zollpächter, einem reichen Mann. „Er ist ein korrupter“, so Franziskus, „er arbeitete für die Fremden, für die Römer, er verriet sein Land“:

„Er war wie viele Führungskräfte: korrupt. Diese da, die – statt dem Volk zu dienen – es ausbeuten, um sich selbst zu dienen. Einige gibt es da, auf der Welt. Und die Leute wollten das nicht. Dieser Zachäus – ja, lau war er nicht. Er war nicht tot. Er war in einem Zustand der Verwesung. Richtig korrupt. Doch er spürte etwas in sich: dieser Heiler da, dieser Prophet, von dem sie sagen, dass er so schön redet, den möchte ich sehen, aus Neugier. Der Heilige Geist ist schlau, nicht wahr? Und er hat den Samen der Neugier gesät, und um ihn zu sehen, tut jener Mann auch Lächerliches. Stellt euch eine Führungskraft vor, die wichtig ist, und die auch korrupt ist, ein oberster Chef – Zachäus war der Chef –, und stellt euch vor, wie dieser auf einen Baum klettert, um einer Prozession zuzuschauen: stellt euch das vor! Wie lächerlich!“.

Zachäus „hat sich nicht geschämt“. Er habe Jesus sehen wollen und in seinem Innern habe der Heilige Geist gewirkt. Dann „ist das Wort Gottes in jenes Herz eingetreten, und mit dem Wort die Freude“. Die, die sich dem Schein und der Bequemlichkeit ergeben hätten, hätten vergessen, was Freude sei: „Dieser Korrupte dagegen empfängt sie sofort, sein Herz ändert sich, er kehrt um“. Und so verspreche Zachäus, das Vierfache von dem zurückzuerstatten, was er gestohlen habe:

„Wenn die Umkehr an den Geldbeutel geht, ist sie sicher. Christen aus dem Herzen heraus? Ja, alle. Christen in der Seele? Alle. Doch Christen, die an den Geldbeutel gehen, wenige, nicht? Wenige. Ja, die Umkehr... und hier hat sie sich sofort eingestellt: das authentische Wort. Er hat sich bekehrt. Doch diesem Wort steht das andere Wort gegenüber, das Wort jener, die keine Umkehr wollten, sich ich nicht bekehren wollten: ‚Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt’ (Lk 19,7). Er hat sich schmutzig gemacht, er hat die Reinheit verloren. Er muss sich reinigen, da er in das Haus eines Sünders eingekehrt ist“.

Drei Aufrufe zur Umkehr. Jesus selbst richte sie „an die Lauen, an die Christen der Bequemlichkeit, des Scheins, an jene, die meinen, reich zu sein, während sie arm sind, nichts haben, tot sind“. Das Wort Gottes sei in der Lage, alles zu ändern, „doch nicht immer haben wir den Mut, an das Wort Gottes zu glauben, dieses Wort zu empfangen, das uns von Innen her heilt“.

Die Kirche, so Franziskus abschließend, wolle, dass wir in diesen letzten Wochen des Kirchenjahres „viel, ganz viel an unsere Umkehr denken, damit wir auf dem Weg unseres christlichen Lebens vorangehen können. Die Kirche sagt uns, des Wortes Gottes eingedenk zu sein, sie ruft zum Gedächtnis auf, dazu, es zu bewahren, wachsam zu sein und auch dem Wort Gottes zu gehorchen, damit wir ein neues, ein bekehrtes Leben beginnen“.


Dem Autor auf Twitter folgen!



© 2014 www.kath.net