Scheinchristen und Heiligkeit im Alltag

4. Dezember 2014 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: ‚Bedenke, was du gewesen bist, ein wenig Unflat; was du bist, ein Gefäß voll Unrat; was du sein wirst, eine Speise der Würmer’. Die Scheinchristen, denen die Schminke verrinnt, und Heilige im Alltag. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Nur wer den Willen meines Vaters erfüllt, wird in das Himmelreich kommen“. Wirklich Christ ist, wer das Wort Gottes in die Praxis umsetzt. Es reicht nicht, den Glauben allein mit Worten zu bekennen: dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt zum Evangelium vom Donnerstag der 1. Woche im Advent (Mt 7,21.24-27) bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

Der Papst kommentierte das Evangelium vom auf Fels oder Sand gebauten Haus und forderte dazu auf, Christen nicht nur dem Schein nach zu sein, „geschminkte Christen“, denn: „sobald es dann ein wenig regnet, läuft die Schminke herunter. Es reicht nicht, zu einer sehr katholischen Familie oder zu einer Vereinigung zu gehören oder ein Wohltäter zu sein, wenn man gleichzeitig dem Willen Gottes nicht folgt“.

Viele, die nur Scheinchristen seien, „brechen bei den ersten Versuchungen zusammen, da die Substanz fehlt und sie ihr Haus auf Sand gebaut haben“. Dagegen gebe es viele Heilige im Volk Gottes, die nicht notwendig heiliggesprochen, dennoch aber heilig seien: „Viele Männer und Frauen, die die Liebe Jesu in die Praxis umsetzen“. Sie hätten ihr Haus auf den Fels gebaut, der Christus sei:

„Denken wir an die Kleinsten, nicht wahr? An die Kranken, die ihre Leiden für die Kirche, für die anderen aufopfern. Denken wir an die vielen alten Menschen, die allein sind, die beten und aufopfern. Denken wir an die vielen Mütter und Väter, die ihre Familie, die Erziehung der Kinder, die tägliche Arbeit, die Probleme mit viel Mühe voranbringen, doch immer in der Hoffnung auf Jesus, Menschen, die sich nicht aufplustern, sondern tun, was sie können“.

Sie seien die „Heiligen des alltäglichen Lebens“: „Denken wir an die vielen Priester“, so der Papst weiter, „die nicht in Erscheinung treten, aber in ihren Pfarreien mit viel Liebe arbeiten: die Katechesen für die Kinder, die Sorge um die alten Menschen, die Kranken, die Vorbereitung für die Brautpaare... Und jeden Tag dasselbe, immer dasselbe. Ihnen wird nicht langweilig, weil in ihrem Fundament der Fels da ist. Jesus ist es, der der Kirche Heiligkeit gibt, der Hoffnung schenkt!“.

„Wir müssen sehr der verborgenen Heiligkeit gedenken, die in der Kirche ist“, so Franziskus, „der Christen, die in Jesus bleiben. Sünder, ja? Alle sind wir es. Und bisweilen sündigt einer von diesen Christen schwer, doch sie bereuen, sie bitten um Vergebung, und das ist großartig: die Fähigkeit, um Vergebung zu bitten, die Sünde nicht mit Tugend zu verwechseln, gut zu wissen, wo die Tugend und wo die Sünde liegt. Diese gründen auf dem Felsen, und der Fels ist Christus. Sie folgen dem Weg Jesu, sie folgen ihm“.

„Die Hochmütigen, die Eitlen, die Scheinchristen – sie werden niedergemacht, erniedrigt werden“, während „die Armen jene sein werden, die den Triumph davontragen werden, die Armen vor Gott, jene, die sich vor Gott wie ein Nichts fühlen, die Demütigen, und sie bringen das Heil voran, indem sie das Wort des Herrn in die Praxis umsetzen“.

„Heute sind wir da, morgen werden wir nicht da sein: Bedenke, was du gewesen bist, ein wenig Unflat; was du bist, ein Gefäß voll Unrat; was du sein wirst, eine Speise der Würmer“, so der Papst den heiligen Bernhard von Clairvaux zitierend. „Die Würmer werden uns fressen, uns alle“, rief der Papst in Erinnerung: „Wenn wir diesen Fels nicht haben, dann werden wir am Ende zertreten werden“:

„In dieser Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten wollen wir den Herrn bitten, dass wir fest auf dem Felsen gegründet sind, der er ist. Er ist unsere Hoffnung. Wir alle sind Sünder, wir sind schwach, doch wenn wir unsere Hoffnung auf ihn setzen, werden wir vorangehen können. Und das ist die Freude eines Christen: zu wissen, dass in ihm die Hoffnung ist, die Vergebung, der Friede, die Freude. Und deshalb: setzen wir unsere Hoffnung nicht auf Dinge, die heute sind und morgen nicht mehr sein werden!“.


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