Der katholische Bibelmann

14. Dezember 2014 in Interview


Interview mit Jose H. Flores über die Bibel in der Kirche: „Man muss Evangelisatoren formen.“


Vatikan (kath.net/ idea)
Großer Auftrieb im Vatikan: Über 200 Teilnehmer aus 50 verschiedenen Ländern trafen sich auf Einladung von Kardinal Rylko, dem Chef des Vatikanischen Laienrates. Unter ihnen der Mexikaner Jose H. Prado Flores, der „Bibelmann“. Etwa 2.000 Schulen für Evangelisation hat er weltweit initiiert. Sein Ziel: Die katholische Kirche zum Wort Gottes zu bekehren. Vor wenigen Jahren erhielt er – der Laie – vier Minuten die Möglichkeit zu einem Appell auf der Bischofssynode. Er nutzte die Zeit für eine klare Frage: „Wer von Ihnen, meine Herren Bischöfe, hat eine Bibel dabei?“. Jose H. Prado Flores war nicht zufrieden.

Frage: Herr Flores, was hat Gott aus Ihrem Leben gemacht?

Flores: Er hat ein Wunder nach dem anderen vollbracht. Da, wo einer so schwach ist, wie ich es bin, da kann Gott seine ganze Macht entfalten. Ich hätte mir nie die Größe der Mission vorstellen können. Oh, ich habe Gottes Barmherzigkeit erfahren…

Frage: Was ist Ihre „Mission“?

Flores: Jesus verkündigen. Meinen Herrn. Deinen Herrn. Den Herrn der Kirche. Das Wort Gottes hat eine solche Kraft …

Frage: Klingt „evangelisch“ …

Flores: Es ist evangelisch. Warum verstehen alle dieses Wort bloß konfessionell? Evangelisch, das heißt für mich: biblisch. Ich sage Ihnen eines: In der Kirche geht dann und dort etwas voran, wo man mit der Bibel beginnt, auf die Bibel baut, mit der Bibel arbeitet … Sonst geht gar nichts.

Frage: Was war für Sie der nächste Schritt mit der Bibel?

Flores: Ich habe eines Tages verstanden: Man kann das Wort nicht abstrakt verkündigen, man muss auch Leute heranbilden, die das Evangelium verkündigen können. Mit anderen Worten: Man muss Evangelisatoren formen.

Frage: Was geben Sie diesen Leuten mit auf den Weg?

Flores: Nicht herumrennen! Das Evangelium zum Rennen bringen! Das Wort Gottes läuft von selbst.

Frage: Und aus dieser Idee sind richtige Schulen geworden?

Flores: Ja, nach und nach. Wir wurden geführt. Wenn man mit dem Evangelium anfängt, wenn man es wörtlich nimmt, kommt eins zum anderen. Dann fallen die Früchte nur so vom Baum! Heute sind es rund 2.000 Schulen in 67 Ländern – und alle arbeiten nach dem gleichen biblischen Rezept.

Frage: In der evangelischen Kirche würde man Sie mit Kusshand nehmen …

Flores: Mein Traum ist, in der eigenen Kirche verstanden und mit meiner Botschaft angenommen zu werden.

Frage: Sie sind der „Bibelmann“ der katholischen Kirche?

Flores: Ich bin verliebt in das Wort Gottes, verliebt wie am ersten Tag. Und ich möchte, dass diese Verliebtheit in der katholischen Kirche ankommt. Ich will Ihnen was sagen: Ich habe Gott um die Gnade gebeten, nicht sterben zu müssen, ohne zu erleben, dass es eine Synode oder ein Bischofstreffen gibt, bei dem alle Hirten die Bibel im Gepäck haben. Alle! … (lachend:) … Ich habe den Eindruck, dass ich noch ein langes Leben vor mir habe.

Die Fragen stellten Bernhard Meuser und Severin Schmid.


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