Reif für die Inseln: Papst besucht Sri Lanka und Philippinen

17. Dezember 2014 in Weltkirche


Die zweite Asienreise von Franziskus beginnt am 12. Jänner - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Christoph Schmidt


Rom (kath.net/KAP) Zum zweiten Mal in seiner noch kurzen Amtszeit bricht Papst Franziskus demnächst in entfernte Länder Asiens auf. Nach seinem Korea-Besuch vergangenen Sommer bereist er vom 12. bis 19. Jänner Sri Lanka und die Philippinen. Der Eindruck scheint zu stimmen, dass er der katholischen Kirche auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent mehr Gewicht geben will. In den meisten Zonen des Erdteils, besonders den wirtschaftlich aufstrebenden, ist sie eine wachsende Minderheit. Fast überall in Asien steht sie vor großen politischen und kulturellen Herausforderungen.

Bei seinen Pastoralbesuchen trifft Franziskus nun auf zwei sehr unterschiedliche Ortskirchen. Beide gehen auf die Missionstätigkeit europäischer Kolonialmächte im 16. Jahrhundert zurück. Doch in Sri Lanka, dem ersten Teil seiner Reise, sind weniger als zehn Prozent der rund 20 Millionen Einwohner Katholiken, während die überwiegende Mehrheit der 100 Millionen Philippiner der römischen Kirche angehört. Die ehemals spanische, dann US-amerikanische Kolonie, die 1946 die Unabhängigkeit erlangte, bleibt das mit Abstand katholischste asiatische Land.

In Sri Lanka dominiert hingegen der nicht selten nationalistische Buddhismus der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit gegenüber den zumeist hinduistischen Tamilen. Der jahrzehntelange, mörderische Bürgerkrieg zwischen beiden Volksgruppen endete 2009 mit der völligen Unterwerfung und fortgesetzten Unterdrückung der tamilischen Minderheit. Sri Lanka bleibt ein zerrissenes Land; die Hoffnung auf einen Impuls der Versöhnung durch den Papstbesuch sind groß. Die Kirche, der sowohl Singhalesen als auch Tamilen angehören, trat in dem Konflikt stets als Vermittlerin auf, hat aber nach wie vor mit dem Image einer von außen gesteuerten Institution zu kämpfen.

Politische Gratwanderung

Die geplante Messe mit Papst Franziskus im Marienheiligtum Madhu im tamilischen Norden der Insel gilt als politisch heikel, zumal der singhalesische Präsident Mahinda Rajapaksa just nach Ankündigung des Papstbesuchs vorgezogene Neuwahlen ansetzen ließ - nur fünf Tage vor dem Eintreffen der Papstmaschine in Colombo. Nachdem ihn Wahlplakate gemeinsam mit Franziskus zeigten, protestierten die Bischöfe des Landes gegen eine Vereinnahmung des Papstes. Sollte der autoritäre Staatschef eine von Gewalt und Manipulation überschattete Abstimmung gewinnen, steht Franziskus in Sri Lanka eine politische Gratwanderung bevor, damit die päpstliche Botschaft der Versöhnung nicht im Hass der nach wie vor verfeindeten Volksgruppen untergeht.

Nach seinem dreitägigen Besuch auf Sri Lanka erwartet Franziskus auf den Philippinen vom 15. bis 19. Jänner ein Bad in den Massen. An den Gottesdiensten in der Hauptstadt Manila und in Tacloban, wo er den Opfern der Taifunkatastrophe vom November 2013 Mut spenden will, dürften mehrere Millionen Gläubige teilnehmen.

Doch es gibt auch Anzeichen für eine schleichende Erosion des kirchlichen Einflusses im Zuge der Säkularisierung. Die Philippinische Bischofskonferenz etwa protestierte zuletzt vergeblich gegen die als zu liberal empfundene Familien- und Reproduktionsgesetzgebung von Präsident Benigno Aquino. Der Papst könnte in dieser Situation deutliche Worte für den Lebensschutz finden. Ein Treffen mit Tausenden Familien ist im Stadion von Manila geplant.

Mit Sicherheit wird Franziskus in beiden Ländern die schreiende Armut und ungleiche Güterverteilung anprangern. Denn neben der auf den Philippinen kritischen, in Sri Lanka sehr kritischen Menschenrechtslage leiden beide Gesellschaften unter einer hemmungslosen Cliquenwirtschaft, die wenige Familien aus Industrie und Großgrundbesitz begünstigt. Die Philippinen gelten zudem als einer der korruptesten Staaten der Welt. Auch der von Franziskus immer wieder thematisierte Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung nicht zuletzt von Kindern grassieren besonders auf den Philippinen.

Neben den obligatorischen Begegnungen mit den politischen Spitzen und dem Klerus stehen auch Treffen mit Führern anderer Religionen auf dem Papstprogramm. Sowohl auf den Philippinen mit ihrem jahrzehntelangen Kampf zwischen islamischen Separatisten und der Armee auf der Teilinsel Mindanao als auch in Sri Lanka, wo der Präsident verstärkt radikale Buddhisten zur Machtabsicherung einsetzt, sind Katholiken sowohl Mahner zum Frieden als auch Opfer von Gewalt und Repressalien. Franziskus kann Impulse geben und das Vertrauen in die Kirche stärken.

In jedem Fall dürfte sein Besuch in Asien breite Aufmerksamkeit in der Weltregion finden, zumal deren Großmächte Indien und China die Entwicklung in beiden Reiseländern aus wirtschafts- wie sicherheitspolitischen Gründen sehr genau beobachten.

Das offizielle Lied für den Besuch von Papst Franziskus auf den Philippinen 2015: ´We are all God´s children´


Für den Papstbesuch auf den Philippinen singt die katholische Band ´Ooberfuse´ : ´Now is the time of mercy´


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