Facebook stuft berühmtes Bild als Porno ein

8. Jänner 2015 in Chronik


Netzwerk verbietet Werbung mit Michelangelos „Erschaffung des Menschen“


Wien/Menlo Park (kath.net/idea) Das Internet-Netzwerk Facebook (Menlo Park/US-Bundesstaat Kalifornien) wird zum Kunstbanausen und stuft eines der berühmtesten religiösen Werke als Pornografie ein: Michelangelos „Erschaffung des Menschen“ (Foto). Die Online-Gemeinschaft mit über einer Milliarde Nutzern lehnt die Werbung für ein Buch ab, auf dessen Umschlag dieses Gemälde des italienischen Künstlers der Hochrenaissance (1475-1564) zu sehen ist. Es zeigt Gottvater und den nackten Adam. Das Original schmückt die Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan.

Der Wiener Religionsphilosoph Eckehard Bamberger wollte auf Facebook Werbung für sein Buch „Psalm 1 - Die Wege Gottes und der Menschen“ schalten. Daraufhin teilte ihm eine gewisse „Michelle“ mit: „Deine Werbeanzeige wurde abgelehnt, weil das Bild nicht unseren Werberichtlinien entspricht. Werbeanzeigen dürfen keine übermäßig sexualisierten Bilder einsetzen, den Eindruck von Nacktheit erwecken, viel Haut bzw. Dekolleté zeigen oder sich unnötigerweise auf bestimmte Körperteile konzentrieren. Dies gilt auch für die Bilder auf deinen Seiten.“ Auf Bambergers Buchumschlag ist Michelangelos Werk leicht verändert: Adam wendet sein Gesicht von Gott weg. „Mit Pornografie hat das aber auch nichts zu tun“, so der Autor; „ich wollte damit die Abkehr des Menschen von Gott symbolisieren.“

Wie weit darf Facebooks Zensur gehen?

Bamberger drängt sich der Verdacht auf, dass „Michelle“ ein Computerprogramm ist: „Dies wäre immerhin eine Erklärung für die absurde Zensur, wenn auch eine sehr besorgniserregende.“

Für den Religionsphilosophen wirft der Vorgang ernsthafte Fragen auf: „Wie weit darf Zensur gehen? Wie mächtig und manipulativ ist Facebook wirklich? Wer entscheidet über Fragen der Ethik und Ästhetik? Findet vor dem Verbot eine echte Evaluierung statt oder entscheidet ein Computerprogramm über Gut und Böse?“


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