Deus caritas est!

8. Jänner 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Die Liebe – der Weg zur wahren Gotteserkenntnis. Durch die Nächstenliebe zur Gottesliebe. Papst feiert Messe für die Opfer des Terroranschlags in Paris. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am heutigen Morgen feierte Papst Franziskus die erste Messe 2015 in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ für die Opfer des Terrorangriffs in Paris gegen das Satiremagazin „Charlie Hebdo“, deren er gleich zu Beginn gedachte.

In seiner Predigt erinnerte der Papst daran, dass in diesen Tagen nach Weihnachten das von der Liturgie gebotene Schlüsselwort das „Offenbarwerden“, das „Erscheinen“ sei. Jesus „werde offenbar“: am Fest der Erscheinung des Herrn, bei seiner Taufe und beim Hochzeitsfest von Kana. Wie aber, so fragte sich Franziskus, „können wir Gott erkennen?“. Dies sei das Thema, von dem der Apostel Johannes in der Lesung vom Tag ausgehe (1 Joh 4,7-10). Johannes unterstreiche, dass für die Erkenntnis Gottes die Vernunft allein nicht ausreiche. Gott „erkennt man ganz in der Begegnung mit ihm, und für die Begegnung genügt die Vernunft nicht“. Es bedürfe mehr:

„Gott ist die Liebe! Und allein auf dem Weg der Liebe kannst du Gott erkennen. Vernünftige Liebe, begleitet von der Vernunft. Aber Liebe! ‚Wie aber kann ich lieben, was ich nicht kenne?’ – ‚Liebe die, die dir nahe sind’. Und das ist die Lehre der beiden Gebote: das wichtigste Gebot ist, Gott zu lieben, weil er die Liebe ist. Aber das zweite lautet, den Nächsten zu lieben. Doch um zum ersten zu gelangen, müssen wir auf den Stufen des zweiten hinaufsteigen: das heißt durch die Nächstenliebe gelangen wir dazu, Gott zu erkennen, der die Liebe ist. Nur wenn wir vernünftig lieben – aber lieben –, können wir zu dieser Liebe gelangen“.

Dies sei der Grund, weshalb wir einander lieben müssten, denn die Liebe komme von Gott. Jeder, der liebt, sei von Gott gezeugt worden:

„Wer liebt, erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, weil Gott die Liebe ist. Doch nicht eine Liebe wie in einer Seifenoper. Nein, nein! Feste, starke Liebe. Ewige Liebe, Liebe, die in seinem Sohn offenbar wird – das Wort dieser Tage: offenbar werden –, der gekommen ist, um uns zu retten. Konkrete Liebe. Liebe der Werke, nicht der Worte. Um Gott zu erkennen, bedarf es eines ganzen Lebens. Ein Weg, ein Weg der Liebe, der Erkenntnis, der Liebe zum Nächsten, der Liebe zu denen, die uns hassen, der Liebe zu allen“.

Franziskus merkte an, dass nicht wir es gewesen seien, die Gott Liebe geschenkt hätten, sondern dass „er es war, der uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat, als Sühneopfer für unsere Sünden“. In der Person Jesu „können wir die Liebe Gottes betrachten“. Seinem Beispiel folgend „gelangen wir – Stufe für Stufe – zur Liebe Gottes, zur Erkenntnis Gottes, der die Liebe ist“. An den Propheten Jeremia erinnernd erklärte Franziskus, dass die Liebe Gottes uns „vorangehe“, dass er uns liebe, noch bevor wir ihn suchten. Die Liebe Gottes sei wie jene Mandelblüte, die im Frühling als erste erwache. Der Herr „liebt uns als erster, immer werden wir diese Überraschung haben“. Wenn wir uns Gott durch die Werke der Nächstenliebe, im Gebet, in der Eucharistie, im Wort Gottes näherten, „finden wir, dass er schon dort ist, als erster, und uns erwartet. So liebt er uns“.

Der Papst wandte seine Aufmerksamkeit dann dem Tagesevangelium von der wunderbaren Brotvermehrung zu (Mk 6,34-44). Der Herr „hatte Mitleid“ mit den vielen Menschen, die gekommen seien, um ihn zu hören, „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (V. 34), und ohne Orientierung. Auch heute gäbe es viele Menschen, denen die Orientierung fehle, in unseren Städten, in unseren Ländern. Aus diesem Grund lehre sie Jesus, und die Leute hörten auf ihn. Als es dann spät werde und er darum bitte, ihnen zu essen zu geben, hätten die Jünger ein wenig „nervös“ geantwortet. Erneut „ist Gott als erster gekommen, die Jünger hatten nichts begriffen“:

„So ist die Liebe Gottes: immer erwartet sie uns, immer überrascht sie uns. Es ist der Vater, es ist unser Vater, der uns so sehr liebt, dass er immer bereit ist, uns zu vergeben. Immer! Nicht einmal, sondern 70 mal 7 Mal. Immer! Wie ein Vater voller Liebe, und um diesen Gott zu erkennen, der die Liebe ist, müssen wir auf den Stufen der Liebe zum Nächsten hinaufsteigen, auf den Stufen der Werke der Nächstenliebe, der Werke der Barmherzigkeit, die uns der Herr gelehrt hat. In diesen Tagen, in denen uns die Kirche an das Offenbarwerden Gottes denken lässt, schenke uns der Herr die Gnade, ihn auf dem Weg der Liebe zu erkennen“.


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