Imam ruft Frankreichs Muslime zu Massendemonstrationen auf

9. Jänner 2015 in Aktuelles


Rektor der Großen Moschee von Bordeaux, Tareq Oubrou: «Der gesellschaftliche Friede ist bedroht. Die Muslime Frankreichs müssen massenhaft auf die Straße gehen, um ihre Abscheu angesichts dieses Verbrechens kundzutun».


Paris (kath.net/KNA) Ein führender islamischer Gelehrter Frankreichs hat die Muslime seines Landes zu Massendemonstrationen aufgerufen. Wie die katholische Zeitung «La Vie» am Donnerstag in ihrer Online-Ausgabe berichtet, sagte der Rektor der Großen Moschee von Bordeaux, Tareq Oubrou, nach einer Begegnung mit Papst Franziskus in Rom: «Der gesellschaftliche Friede ist bedroht. Die Muslime Frankreichs müssen massenhaft auf die Straße gehen, um ihre Abscheu angesichts dieses Verbrechens kundzutun». Oubrou ist einer von vier französischen Islamgelehrten, die am Mittwoch zu einer seit langem geplanten interreligiösen Begegnung mit dem Papst nach Rom gekommen waren.

Der in Marokko geborene Imam betonte, das Massaker von Paris habe seine eigene Wahrnehmung grundlegend verändert. Bislang habe er einen Rechtfertigungsdruck auf die Muslime angesichts islamistischer Gewalttaten abgelehnt, nun aber befinde man sich an einem «Einfallstor zum Krieg». Mohammed Moussaoui, Vorsitzender der Vereinigungen der Moscheen Frankreichs, betonte laut «La Vie» in Rom, die Ereignisse von Paris verstärkten die Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Religionen. Den Terroristen warf er vor, sie instrumentalisierten den Islam für ihre Zwecke.

Bischof Michel Dubost, in der französischen Bischofskonferenz zuständig für den interreligiösen Dialog, erklärte bei gleicher Gelegenheit, das Attentat von Paris werde den französischen Laizismus grundlegend verändern. Die öffentlichen Schulen in Frankreich dürften den Unterricht über Religionen und Weltanschauungen nicht länger außer Acht lassen. Der bisherige Laizismus beruhe auf einer «krassen Ignoranz», die letztlich die Extreme fördere.

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