Wer nicht liebt, ist nicht frei. Die Freiheit des Kindes Gottes

9. Jänner 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Gehorsam gegenüber der Freiheit der Liebe, allein durch den Heiligen Geist. Die Verteidigungsmauern der Verschlossenheit und das Leben hinter Gittern einer falschen Sicherheit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wer ist wirklich frei? Worin besteht diese Freiheit? – Nur der Heilige Geist macht frei, und diese Freiheit hat ihren Grund im Gehorsam gegenüber Gott. In seiner Predigt am Freitag der Weihnachtszeit in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ ging Papst Franziskus vom Tagesevangelium aus (Mk 6,45-52), von dem Abschnitt, der unmittelbar auf den Bericht von der wunderbaren Brotvermehrung folgt.

Die Jünger sind am späten Abend mit ihrem Boot mitten auf dem See: „Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (V. 48-49).

Auch eine Yoga-Sitzung sei nicht in der Lage, einem Herzen die Vaterschaft Gottes verspüren zu lassen, betonte der Papst. Ebenso wenig mache ein Kurs in Zen-Spiritualität freier, um so lieben zu können. Diese Macht habe allein der Heilige Geist. Auch die Jünger hätten das Wunder nicht verstanden und seien deshalb erschrocken: „Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt“ (V. 52).

Ein Herz könne aus vielen Gründen verstockt und hart sein: zum Beispiel aufgrund schmerzhafter Erfahrungen. So sei es den Jüngern von Emmaus ergangen, die gefürchtet hätten, sich ein weiteres Mal einer Illusion hinzugeben. Ähnliches geschehe auch dem Apostel Thomas, der sich geweigert habe, an die Auferstehung Jesu zu glauben.

Ein weiteres Motiv für die Verhärtung des Herzens erkannte Franziskus in der Verschlossenheit in sich selbst:

„Eine Welt in sich selbst schaffen, verschlossen. In sich selbst, in seiner Gemeinschaft oder in der Pfarrei, doch immer – verschlossen. Und die Verschlossenheit kann sich um viele Dinge drehen: denken wir nur an den Stolz, an die Selbstgefälligkeit, oder daran, wenn man meint, man sei besser als die anderen, auch an die Eitelkeit, nicht wahr? Es gibt da Männer und Frauen, die sich in sich spiegeln, die in sich selbst verschlossen sind, um sich ständig selbst anzusehen, nicht wahr? Die religiösen Narzissten, nicht? Ein hartes Herz haben sie, weil sie verschlossen sind, weil sie nicht offen sind. Und sie versuchen, sich mit diesen Mauern zu verteidigen, die sich um sich errichten“.

Dann gebe es jene, die sich hinter dem Gesetz verschanzten, sich an den Buchstaben dessen klammerten, was die Gebote verfügt hätten. Bei diesen Menschen diagnostizierte der Papst ein Problem der Unsicherheit, die das Herz verstocken ließe. Wer aber die vom Gesetz diktierte Festigkeit suche, so Franziskus ironisch, sei wie ein Mann oder eine Frau „hinter Gittern in der Zelle eines Gefängnisses: eine Sicherheit ohne Freiheit“. Dabei handle es sich um das Gegenteil dessen, was uns Jesus habe bringen wollen – die Freiheit:

„Wenn das Herz verhärtet, ist es nicht frei, und es ist nicht frei, weil es nicht liebt: so endete die erste Lesung aus dem ersten Brief des Johannes (1 Joh 4,18). Die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht: in der Liebe gibt es keine Furcht, weil die Furcht mit der Strafe rechnet, und ‚wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet’. Er ist nicht frei. Immer fürchtet er, dass etwas Schmerzhaftes, Trauriges geschieht, das es einem im Leben schlecht gehen lässt oder das ewige Heil gefährdet... Viele Vorstellungen, weil er nicht liebt. Wer nicht liebt, ist nicht frei. Und ihr Herz war verstockt, weil sie noch nicht gelernt hatten, zu lieben“.

„Wer aber lehrt uns, zu lieben?“, fragte sich Franziskus abschließend: „Wer befreit uns von dieser Härte?“ – „Allein der Heilige Geist!“:

„Du kannst auch tausend Katechesekurse hinter dich bringen, tausend Kurse in Spiritualität, tausend Kurse in Yoga, Zen und all diesen Dingen. Aber all dies wird dir nicht die Freiheit des Kindes geben können. Allein der Heilige Geist ist es, der an dein Herz rührt und es ‚Vater’ sagen lässt. Allein der Heilige Geist ist fähig, dieser Härte des Herzens ein Ende zu setzen, sie zu brechen und ein... weiches?... Herz zu schaffen. Ich weiß nicht, dieses Wort gefällt mir nicht... ein ‚gehorsames’. Gehorsam gegenüber dem Herrn. Gehorsam gegenüber der Freiheit der Liebe“.


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