Schönborn: Freiheit braucht Achtung davor, was anderen heilig ist

18. Jänner 2015 in Österreich


Kardinal erinnert in "Heute"-Kolumne an "traurige Geschichte von verhetzenden Karikaturen" in Österreich.


Wien (kath.net/ KAP)
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Religionsfreiheit haben dort ihre Grenze, "wo es um die Achtung vor dem geht, was dem anderen heilig ist". Das hat Kardinal Christoph Schönborn am Freitag in seiner Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" unterstrichen. Karikaturisten seien "Gradmesser" der genannten "Grundfreiheiten einer guten, offenen Gesellschaft", schrieb der Wiener Erzbischof unter dem Titel "Welche Freiheit für 'Charlie Hebdo'?". Sie seien in langen und oft schweren Kämpfen errungen worden und müssten immer wieder verteidigt werden. Die Attentate von Paris hätten wieder bewusst gemacht, wie kostbar diese Freiheiten sind.

Zugleich dürfe man die "traurige Geschichte von verhetzenden Karikaturen" in Österreich nicht aus den Augen verlieren: " Ich denke an die hasserfüllten antisemitischen Karikaturen des späten 19. Jahrhunderts", so der Wiener Erzbischof. Diese "giftige Saat" sei aufgegangen und habe zu den Massenmorden an den Juden beigetragen. "Hätte es damals deutliche Schritte gegen diese Hetze gegeben, vielleicht wären viel Leid und schreckliche Schuld vermieden worden."

Millionen Menschen zeigten zuletzt weltweit Solidarität mit dem Slogan "Ich bin Charlie", so der Kardinal weiter. "Aber ist damit schon alles gesagt?" Wie der Kardinal hinwies, habe sich "Charlie Hebdo" nicht gescheut, neben humorvollen und satirischen Karikaturen politischer Art seit Jahren "vor allem das Christentum und den Islam in verächtlich machenden und vulgären Karikaturen darzustellen".

Nichts rechtfertige die Gewalt gegen das Pariser Satiremagazin, und nichts rechtfertige das Massaker an Juden in einem Pariser jüdischen Supermarkt. Aus der Sicht Schönborns spricht alles dafür, "dass wir den Weg der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung gehen".

Abschließende Anmerkung des Wiener Erzbischofs: "Wir brauchen nicht die, die Brücken sprengen, sondern die, die zwischen den Menschen Brücken bauen. Es geht um unser aller Miteinander!"

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.


© 2015 www.kath.net