Wie Elfriede Schießleder die Worte von Papst Franziskus pervertiert

23. Jänner 2015 in Deutschland


Die Frauenbund-Vorsitzende in Bayern verdreht in einem absurden Kommentar bei den "Münchner Kirchennachrichten" die Aussagen von Papst Franziskus zur Enzyklika "Humanae vitae" ins Gegenteil und zeigt extreme theologische Inkompetenz


München (kath.net)
Wirbel im Erzbistum München nach einem Kommentar von Elfriede Schießleder, der Frauenbund-Vorsitzenden in Bayern. In einem Kommentar der „Münchner Kirchennachrichten“ meinte Schießler zu den jüngsten Kaninchen-Aussagen von Papst Franziskus, die von Teilen der Presse offensichtlich verdreht wiedergegeben wurden, dass damit die Diskussion um die Familienplanung neu entfacht werde. Wörtlich meinte Schießleder: „Was nun Kaninchenzüchter erbost, ist ein Befreiungsschlag für ungezählte Ehepaare. Macht es doch endlich Schluss mit einem verquasten Begriff von ‚Natur‘ in Sachen verantwortungsvoller Sexualität.“

Dann reitet Schießleder eine wilde Breitseite gegen die „Pillenenzyklika Humanae Vitae von Papst Paul VI.“, da diese „moderne Formen der Empfängnisverhütung“ diskreditiert und Paare ins Dilemma gestellt habe. Die Frauenbund-Vorsitzende behauptet dann, dass selbst gutwilligste Katholiken nicht verstehen würden, was an verantworteter Elternschaft in Form von Pille, Kondom etc. schlechter sein sollte als an mechanischem Zählen und Beobachten. Der Kirche unterstellt Schießleder, dass „modernes Frauenleben ebenso wie schlichte Biochemie“ ignoriert werde. Und Schießleder schimpft weiter: „Gott allein weiß, wie viel Elend kirchliche Autorität hier verursachte. Damit ist nun Schluss. Franziskus sei Dank!“ Abschließend folgt noch ein Lob auf Margot Käßmann, die die Pille einen Segen für die Frauen bezeichnete. Die Frauenbund-Vorsitzende vertrat ernsthaft, dass Papst Franziskus nun dieser Spur folge. „Mein Verdacht: würden Männer die Kinder bekommen, hätte sich diese Erkenntnis längst schon durchgesetzt“, schimpft Schießleder abschließend gegen die Männerwelt.

Papst Franziskus hat bei seinem Interview übrigens genau das Gegenteil dessen gesagt, was Schießleder hören wollte, außerdem hat er ausdrücklich Papst Paul VI. gewürdigt. Franziskus nahm seinen Vorgänger Paul VI. (1963-1978) in Schutz, der das Verbot künstlicher Verhütungsmittel ausgesprochen hatte. Dieser Papst sei nicht «antiquiert», sondern habe einen «weltweiten Neo-Malthusianismus» vorausgesehen. Franziskus bezog sich damit auf die These von Thomas Robert Malthus (1766-1834) von einer drohenden Überbevölkerung. Paul VI. sei «ein Prophet» gewesen. Erzbischof Angelo Becciu, der vatikanische Innenminister, hatte gestern dies ausdrücklich nochmals bestätigt. Der Papst habe durch seine «bewusst einfachen Worte» zum Ausdruck bringen wollen, dass die Zeugung eines Menschen nicht der «Logik eines animalischen Instinkts» folge, sondern ein «verantwortlicher Akt ist, der in Liebe und gegenseitiger Hingabe gründet», erklärte der vatikanische Innenminister. Damit habe Franziskus die fortwährende Gültigkeit der Enzyklika «Humanae vitae» von Paul VI. und ihrer Aussagen über die «verantwortete Elternschaft» bekräftigen wollen. Franziskus hatte Paul VI. übrigens bereits mehrfach im Zusammenhang mit der bekannten Enzyklika gelobt. Im März 2014 meinte er in einem Interview mit „Corriere della Sera“ zur Enzyklika. Paul VI. habe mit der Enzyklika Humanae Vitae den Mut gehabt, sich gegen die Mehrheit zu stellen. „Seine Genialität war prophetisch, er hatte den Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, eine kulturelle Bremse zu ziehen... Die Frage ist nicht, ob man die Lehre ändert, sondern, ob man in die Tiefe geht und dafür sorgt, dass die Pastoral die einzelnen Lebenslagen und das, wozu die Menschen jeweils imstande sind, berücksichtigt. Auch darüber wird auf dem Weg der Synode gesprochen werden.“

Nicht zuständig für die Angelegenheit fühlt sich das Erzbistum München. Man sei für Frau Schießleder und den KDFB nicht zuständig. Ein Sprecher meinte gegenüber kath.net: "Es handelt sich um eine Meinungsäußerung von Frau Schießleder. In Deutschland und auch im Erzbistum München und Freising gilt Meinungsfreiheit."

Schießleder dürfte übrigens im Zusammenhang mit dem Thema „Verantwortliche Elternschaft“ nicht einmal die Enzyklika gelesen haben. Dort steht im Kapitel 10 in dem Zusammenhang: „Deshalb fordert die Liebe von den Ehegatten, daß sie ihre Aufgabe verantwortlicher Elternschaft richtig erkennen. Diese Aufgabe, auf die man heute mit gutem Recht ganz besonderen Wert legt, muß darum richtig verstanden werden. Sie muß aber unter verschiedenen berechtigten, miteinander zusammenhängenden Gesichtspunkten betrachtet werden. Was zunächst die biologischen Vorgänge angeht, bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft die Kenntnis und die Beachtung der mit ihnen zusammenhängenden Funktionen. So vermag der Mensch in seinen Fortpflanzungskräften die biologischen Gesetze zu entdecken, die zur menschlichen Person gehören (9). Was dann psychologisch Trieb und Leidenschaft betrifft, so meint verantwortungsbewußte Elternschaft ihre erforderliche Beherrschung durch Vernunft und Willen. Im Hinblick schließlich auf die gesundheitliche, wirtschaftliche, seelische und soziale Situation bedeutet verantwortungsbewußte Elternschaft, daß man entweder, nach klug abwägender Überlegung, sich hochherzig zu einem größeren Kinderreichtum entschließt, oder bei ernsten Gründen und unter Beobachtung des Sittengesetzes zur Entscheidung kommt, zeitweise oder dauernd auf weitere Kinder zu verzichten. Endlich und vor allem hat verantwortungsbewußte Elternschaft einen inneren Bezug zur sogenannten objektiven sittlichen Ordnung, die auf Gott zurückzuführen ist, und deren Deuterin das rechte Gewissen ist. Die Aufgabe verantwortungsbewußter Elternschaft verlangt von den Gatten, daß sie in Wahrung der rechten Güter- und Wertordnung ihre Pflichten gegenüber Gott, sich selbst, gegenüber ihrer Familie und der menschlichen Gesellschaft anerkennen. Daraus folgt, daß sie bei der Aufgabe, das Leben weiterzugeben, keineswegs ihrer Willkür folgen dürfen, gleichsam als hinge die Bestimmung der sittlich gangbaren Wege von ihrem eigenen und freien Ermessen ab. Sie sind vielmehr verpflichtet, ihr Verhalten auf den göttlichen Schöpfungsplan auszurichten, der einerseits im Wesen der Ehe selbst und ihrer Akte zum Ausdruck kommt, den anderseits die beständige Lehre der Kirche kundtut (10).

Link zur Enzyklika Humanae vitae auf der Homepages des Vatikans.

Diskussion über den Artikel bei den "Münchner Kirchennachrichten"



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