IS-Geisel: „Ich weiß, dass Gott mich irgendwie retten wird“

28. Jänner 2015 in Weltkirche


Der Japaner Kenji Goto ist bekennender Christ – Mutter bietet an, ihr Leben für ihren Sohn zu geben


Aleppo (kath.net/idea) Nachdem die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) eine der beiden japanischen Geiseln hingerichtet hat, ist mehr über die Umstände der Entführung bekanntgeworden. Demnach wollte der Journalist und bekennende Christ Kenji Goto seinem nahe der syrischen Stadt Aleppo verschleppten Freund Haruna Yukawa helfen. Dabei geriet auch er in die Gewalt der IS-Kämpfer. Den Kriegsberichterstatter Goto und den Einzelgänger Yukawa verband eine ungewöhnliche Freundschaft. Yukawa war nach Syrien gereist, nachdem seine Frau an Krebs gestorben, seine Firma bankrottgegangen war und er versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Er träumte von einer Karriere im Waffenhandel. In Syrien begegnete er im April 2014 erstmals seinem Landsmann Goto. Er bat den erfahrenen Journalisten, der seit 1996 aus Krisengebieten berichtet, um Ratschläge, wie man sich in solchen Regionen verhält. Beide reisten zusammen in den Irak. Im Juli kehrte Yukawa nach Syrien zurück. Einen Monat später wurde er dort von IS-Kämpfern entführt.

Er fühlte sich verantwortlich für den Freund

Als Goto davon erfuhr, fühlte er sich für Yukawa verantwortlich: „Ich wollte mit meinen Informanten vor Ort sprechen, um zu erfahren, wie die Lage ist.“ Bei Kollegen galt Goto, der 1997 Christ wurde, als zuverlässig und vorsichtig. Der japanischen Zeitschrift „Christian Today“ (Christ heute) hatte er im vergangenen Jahr gesagt: „Ich habe schreckliche Orte gesehen und mein Leben riskiert. Aber ich weiß, dass Gott mich immer irgendwie retten wird.“ Deshalb würde er sich aber nie leichtfertig in Gefahr begeben, hatte er hinzugefügt und das mit einem Bibelvers begründet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Matthäus 4,16).

Mutter bietet ihr Leben für das des Sohnes

Im Oktober – nur wenige Tage nach der Geburt seines zweiten Kindes – reiste der 47-Jährige nach Syrien, um nach seinem Freund zu suchen. Er war der festen Überzeugung, dass japanische Journalisten anders behandelt würden, als US-amerikanische oder britische, weil Japan lediglich nicht-militärische Hilfe im Kampf gegen IS zugesagt hatte.

Von dort schickte er noch eine Nachricht, dass er gut angekommen sei. Dann gab es lange kein Lebenszeichen – bis der IS vergangene Woche die Bilder der beiden Geiseln veröffentlichte zusammen mit der Forderung nach 200 Millionen Dollar Lösegeld. Yukawa wurde inzwischen hingerichtet. Experten halten das Video, das die Enthauptung zeigt, für echt.

Die Mutter von Goto hat sich mit einem Appell an die Entführer gewandt; ihr Sohn habe lediglich anderen Menschen helfen wollen. Sie bot an, ihr Leben für das ihres Sohnes zu geben.


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