Drama und Scheitern der lauen Christen

30. Jänner 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Der Christ und die erste Liebe. Erinnerung und Hoffnung – die Größen des Christen, die ihn seinen Weg nicht verlieren lassen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Wer die Tage des Verliebtseins und der „ersten Liebe“ vergisst, liebt nicht wirklich. So ist auch ein Christ ohne Gedächtnis seiner ersten Begegnung mit Jesus eine „entleerte“, im geistlichen Sinn „leblose“ Person, wie es nur die lauen sein können. Dies unterstrich Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Messe am Freitag der dritten Woche im Jahreskreis in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

Laue Christen stellen für den Papst ein Scheitern dar: „Erinnert euch an die früheren Tage, als ihr nach eurer Erleuchtung manchen harten Leidenskampf bestanden habt“, so der Apostel Paulus in der heutigen Lesung aus dem Brief an die Hebräer (10,32). Paulus fordere dazu auf, sich an die ersten Tage zu erinnern, an jene Tage, als das Licht Christi empfangen worden sei. Der Tag der Begegnung mit Jesus dürfe nie vergessen werden, da dies der Tag einer großen Freude sei: der Tag eines Verlangens danach, Großes zu tun. Ebenso dürften der Mut und die Begeisterung der ersten Tage zusammen mit der Aufrichtigkeit nie verloren gehen, die der ersten Liebe entsprängen:

„Das Gedächtnis ist sehr wichtig, um sich an die empfangene Gnade zu erinnern, denn wenn wir diese Begeisterung vertreiben, die der Erinnerung an die erste Liebe entspringt, dann stellt sich jene für die Christen so große Gefahr ein: die Lauheit. Die ‚lauen’ Christen. Ja, da stehen sie, ohne sich zu bewegen. Ja, sie sind Christen, doch sie haben die Erinnerung an die erste Liebe verloren. Und: ja, sie haben die Begeisterung verloren. Sie haben auch die Geduld verloren, jene Fähigkeit, die Dinge des Lebens mit dem Geist der Liebe Jesu zu ‚ertragen’; jenes ‚Ertragen’ – die Fähigkeit, die Schwierigkeiten zu ‚schultern’... Die lauen Christen, die Ärmsten: sie sind in großer Gefahr“.

Zwei sowohl entscheidende als auch dem Anschein nach unangenehme Bilder hob der Papst hervor. Das erste sei dabei das Bild, vor das der heilige Petrus stelle: „Der Hund kehrt zurück zu dem, was er erbrochen hat“ (2 Petr 2,10). Das zweite Bild stamme von Jesus, für den es Menschen gebe, die in ihrer Entscheidung, dem Evangelium zu folgen, zwar den Teufel zunächst weggejagt hätten. Wenn dieser aber dann kraftvoll wiederkehre, öffneten sie ihm unachtsam die Türen, so dass der Satan jenes anfangs saubere und schöne Haus in Besitz nehmen könne. Dies komme einer Rückkehr zum Erbrochenen jenes Bösen gleich, das in einem ersten Moment zurückgewiesen worden sei.

Im umgekehrten Fall böten sich dem Christen zwei Kriterien: „Der Christ hat diese zwei Größen: das Gedächtnis und die Hoffnung. Erinnerung haben, um nicht jene so schöne Erfahrung der ersten Liebe zu verlieren, die die Hoffnung nährt. Oft ist sie finster, die Hoffnung, aber sie geht voran. Sie glaubt, sie geht, um Jesus zu finden, weil sie weiß, dass die Hoffnung nicht enttäuscht. Diese beiden Größen sind der Rahmen, in dem wir das Heil der Gerechten bewahren können, das vom Herrn kommt“.

Dieses Heil müsse geschützt werden, so Franziskus abschließend, damit das kleine Senfkorn wachse und Frucht trage“ (vgl. Mk 4,26-34):

„Sie tun einem leid, sie schaden dem Herzen: die vielen Christen – sehr viele Christen –, die auf halbem Weg stehen bleiben, die vielen Christen, die auf dem Weg zur Begegnung mit Jesus gescheitert sind, obwohl sie von der Begegnung mit Jesus ausgegangen waren. Auf dem Weg, auf dem sie die Erinnerung an die erste Liebe verloren und keine Hoffnung mehr haben. – Bitten wir den Herrn um die Gnade, das Geschenk, die Gabe des Heils zu bewahren“.


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