Bistum gegen ZdK-Intervention für 'Wir-sind-Kirche'-Aktivisten

22. April 2003 in Deutschland


Bistum Regensburg weist Einmischung des ZdK zurück: "Die Bistumsleitung ersucht Sie eindringlich, sich künftig jeder Einmischung in Angelegenheiten der Diözese zu enthalten"


Regensburg (www.kath.net)
Weiter Aufregung im Bistum Regensburg: Nachdem in der Causa "Entlassung eines Wir-sind-Kirche-Aktivisten" ein persönlicher Brief des ZdK-Vorsitzenden Hans JoachimMeyer an den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller von unbekannter Seite an die Pressegegeben wurde, sah sich das Bischöfliche Ordinariat Regensburg veranlasst,den Brief des ZdK-Vorsitzenden und die Antwort des Bischöflichen Ordinariats öffentlich bekannt zu machen. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gilt in Deutschland als sehr umstrittene Organisation und wird von vielen Katholiken abgelehnt, da zum Teil sehr enge Verbindungen zum sogenannten "Kirchenvolksbegehren" bestehen. kath.net dokumentiert die Briefe im Wortlaut:

Brief des Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Hans Joachim Meyer an Bischof Gerhard Ludwig Müller vom 10.04.2003

Sehr geehrter Herr Bischof,

wie aus einer in Ihrem Namen herausgegebenen Pressemitteilung zu erfahrenwar, haben Sie den Vorsitzenden des Dekanatsrates Deggendorf-Plattling durcheine - offenbar mündliche -Weisung an den zuständigen Dekan aus seinem Auftrag "entlassen" und ihnzugleich aus dem Diözesanrat "abberufen". Aus den Satzungen desDiözesanrates und der Dekanatsräte im Bistum Regensburg kann ich keinerechtliche Grundlage für Ihre Weisung erkennen. Prof. Grabmeier nimmt beideAufgaben auf Grund ordnungsgemäßer Wahlen wahr und nicht auf Grund einerbischöflichen Ernennung oder Berufung. Nach unserer Kenntnis sehen dieentsprechenden Satzungen Ihres Bistums auch keine Bestätigungen einersolchen Wahl vor. Selbst wenn es eine rechtliche Grundlage gäbe, entbehrteIhr Schritt elementarer Anforderungen, denen nach kirchlichem Recht einRechtsakt genügen muss. Es ist daher zu befürchten, dass eine solcheHandlungsweise die Beziehungen zwischen Ihnen und gewählten Laiengremienbelasten kann. Daher fühle ich mich verpflichtet, Sie eindringlich zubitten, von einer solchen - rechtlich unhaltbaren - Vorgehensweise Abstandzu nehmen und bei Konflikten mit gewählten Laienrepräsentanten den Weg desDialogs zu suchen.

In Ihrer Pressemitteilung findet sich die Aussage, die Bewegung "Wir sindKirche", der sich Prof. Grabmeier zugehörig fühlt, richte sich "gegen daszur göttlichen Verfassung der Kirche gehörende Bischofsamt" und wolle sichals "andere" Kirche etablieren. Nun gehört die Bewegung "Wir sind Kirche"nicht dem ZdK an, und unsere um Zusammenarbeit bemühte Beziehung ist nichtfrei von kritischer Spannung. Darum identifizieren wir uns auch nichtschlechthin mit Aktionen und Äußerungen von Prof. Grabmeier oder derBewegung "Wir sind Kirche". Uns ist jedoch keine Äußerung von "Wir sindKirche" bekannt, die solche Aussagen rechtfertigen kann. Ausdrücklich willich allerdings das Recht jedes Katholiken betonen, zusammen mit anderen"eigenständig" tätig zu sein.

Ich höre, dass es Bemühungen gibt, diesen Konflikt innerhalb des Bistumseinvernehmlich zu lösen. In der Hoffnung, dass diese Bemühungen erfolgreichsein werden, bin ich mit guten Wünschen für Sie und Ihr Amt

Prof. Dr. Hans Joachim Meyer

Antwortschreiben des Bischöflichen Ordinariats Regensburg vom 15.04.03 durchden Vizeoffizial Domvikar Dr. Josef Ammer

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Meyer,

ich bestätige den Eingang Ihres o.g. Briefes an unseren Bischof Prof. Dr.Gerhard Ludwig Müller.

Im Auftrag des Domkapitels und des Ordinariates muss ich mich gegen den anmaßenden Ton verwahren, den Sie hierin gegenüber unserem Bischof an denTag legen. Es ist höchst bedauerlich, dass Sie sich seitens der so genanntenKirchenvolksbewegung für die Hetzkampagne gegen unseren Bischofinstrumentalisieren lassen, die mit dem Tag seiner Ernennung am 1. Oktober2002 einsetzte und sich fortwährend steigerte. Ich kann mir nicht rechtvorstellen, dass Sie mit den theologischen Aussagen äußerst fragwürdiger, inder Fachwelt kaum anerkannter Theologen und mit gewissen Pamphleten, die Sieauf der Internet-Seite dieser "Bewegung" zur Genüge nachlesen können,einverstanden sind. Zu Ihren Gunsten kann nur angenommen werden, dass Siedas Opfer einer gezielten Desinformation und einer mangelhaftenkirchenrechtlichen Beratung geworden sind. Sonst wären Sie auch kaum zurzweifelhaften Einschätzung gekommen, das Handeln unseres Bischofs sei"rechtlich unhaltbar".

Ich erinnere auch daran, dass "Lumen gentium" Wesen und Sendung der Kircheaus dem Mysterium des dreifaltigen Gottes entwickelt. Darum sindÜbertragungen aus dem politischen Leben unzulässig. Wahlen in der Kirche z.B. setzen immer voraus, dass Wähler und zu Wählende im Einklang sind mitLeben und Lehre der Kirche und dass auch Gewählte nach Kräften daranfesthalten. Wer dies nach dem keineswegs willkürlich getroffenen Urteil desBischofs - eine theologische Zuständigkeit des ZdK in dieser Frage ist mirunbekannt - nicht erfüllt - noch dazu wohl überlegt und mit Absicht - derkann nicht gewählt werden bzw. gewählt bleiben, jedenfalls nicht inLaiengremien, die wie Diözesan- und Dekanatsrat ideell und auchsatzungsgemäß ausdrücklich mit dem Bischof zusammen arbeiten wollen. Esgeht, wie Sie allen lehramtlichen Dokumenten über die Kirche entnehmenkönnen, im Leben der Kirche nicht um Machtkämpfe und Machtverteilungzwischen der Hierarchie und den Laien, sondern um die gemeinsame Arbeit derGlieder des Volkes Gottes, geschart um ihren Bischof, zum Aufbau des ReichesGottes. Wer Gremien zur Durchsetzung von Eigeninteressen, die nicht imEinklang mit der Lehre der Kirche sind, missbrauchen will, kann und mussnach katholischem Verständnis des Bischofsamtes vom zuständigenDiözesanbischof zur Rechenschaft gezogen werden.

Herrn Dr. Grabmeier wurde vom Bischof zweimal ein Gespräch angeboten, dochhat er die Bedingungen hierfür nicht angenommen und sich bislang geweigert,sich für seine Entgleisungen zu entschuldigen und die Lehre des II.Vatikanum über das Bischofsamt und die Kirche vollinhaltlich anzuerkennen.

Die Bistumsleitung von Regensburg ersucht Sie eindringlich, sich künftigjeder Einmischung in Angelegenheiten der Diözese zu enthalten.

Sie sind herzlich eingeladen, im Geiste der Geschwisterlichkeit, die abernicht nur eine heuchlerische Propagandaparole gegen die rechtmäßigen Hirtender Kirche sein darf, sondern sich am Geist Christi, dem Geist der Wahrheitund der Eintracht, orientieren muss, mit den deutschen Bischöfen zum Wohleder Kirche zusammen zu arbeiten.

Mit freundlichen Grüßen und im Auftrag
Domvikar Josef Ammer,
Vizeoffizial


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