Quaerere Deum: die notwendige Ruhelosigkeit der Gottessuche

10. Februar 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: der richtige und der falsche Personalausweis des Christen. Die Ruhelosigkeit führt zur Erkenntnis des Antlitzes Gottes, ein ‚Sitzenbleiben’ nur zu einer Karikatur Gottes. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Ein Christ kann seine Identität nur dann erkennen, wenn er nicht bequem in einem Sessel sitzen bleibt und dabei ein Buch durchblättert, denn: auf der Welt gibt es keinen „Katalog“, der das „Bild Gottes“ enthält. Ebenso wenig kann und darf er sich einen ihm beliebigen Gott ausmalen, indem er Regeln folgt, die mit Gott nicht zu tun haben.

Papst Franziskus ging bei seinen Betrachtungen in der Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der fünften Woche im Jahreskreis, Festtag der heiligen Scholastika, zunächst von der ersten Lesung aus dem Buch Genesis (1,20 – 2,4a) aus, die von der Erschaffung des Menschen nach Gottes Bild und Gleichnis spricht. Sie veranlasste Franziskus, über den rechten Weg und die vielen falschen Wege nachzudenken, die sich vor einem Christen auftäten, der seinen Ursprung kennen wolle.

Das Bild Gottes „finde ich gewiss weder im Computer noch in Enzyklopädien“. Um es zu finden und somit „meine Identität“ zu begreifen, könne nur eines getan werden: „sich auf den Weg machen“. Denn andernfalls werde man das Antlitz Gottes nie erkennen können – „Inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te, Domine“ (Conf. I,1):

„Wer sich nicht auf den Weg macht, wird nie das Bild Gottes erkennen, nie wird er das Antlitz Gottes finden. Die Christen, die sitzen bleiben, die ruhigen Christen – sie werden das Antlitz Gottes nicht erkennen. Sie sagen: ‚Gott ist so und so und so...’, aber sie erkennen ihn nicht. Die Ruhigen. Um zu gehen, bedarf es jener Ruhelosigkeit, die Gott selbst in unser Herz gelegt hat und die dich dazu bringt, ihn zu suchen“.

Sich auf den Weg machen „heißt, es zuzulassen, dass Gott oder das Leben einen auf die Probe stellt, sich auf den Weg machen heißt: ein Risiko eingehen“. So hätten dies unter Gefahren und ermüdet von Beschwerlichkeiten und Entmutigungen auch Giganten wie die Propheten Elija oder Jeremia und auch Ijob getan.

Doch es gebe eine weitere Form des „Stehenbleibens“ und somit der Verfälschung der Suche nach Gott, die der Papst im Evangelium vom Tag erkannte (Mk 7,1-13). Die Schriftgelehrten und Pharisäer tadelten Jesus und würfen im vor: „Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?“ (V. 5):

„Im Evangelium begegnet der Herr Leuten, die Angst haben, sich auf den Weg zu machen, und die sich ‚eine Karikatur Gottes’ zurechtrichten. Das ist ein falscher Personalausweis. Diese da, die nicht ruhelos sind, haben die Ruhelosigkeit des Herzens zum Schweigen gebracht, sie malen Gott mit den Geboten aus und vergessen Gott: ‚Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen’ (V. 8), und so entfernen sie sich von Gott, sie gehen nicht auf Gott zu, und wenn sich bei ihnen eine Unsicherheit einstellt, erfinden oder schaffen sie ein weiteres Gebot“.

Wer sich so verhalte, so Franziskus abschließend, lege nur vermeintlich einen Weg zurück, einen Weg, bei dem nicht gegangen werde, einen „ruhigen“ Weg:

„Heute lässt uns die Liturgie über diese beiden Texte nachdenken: zwei Personalausweise. Den, den wir alle haben, weil der Herr uns so geschaffen hat. Auf diesem steht: ‚Mach dich auf den Weg, und so wirst du eine Identität erkennen, weil du das Abbild Gottes bist, du bist nach Gottes Gleichnis geschaffen. Mach dich auf den Weg und suche Gott’. Und den zweiten: ‚Nein, bleib ruhig: halte alle diese Gebote ein, und das ist Gott. Das ist das Antlitz Gottes’. Der Herr schenke uns allen die Gnade des Mutes, uns immer auf den Weg zu machen, um das Antlitz des Herrn zu suchen, jenes Antlitz, das wir eines Tages sehen werden, das wir aber hier auf Erden suchen müssen“.


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