Davutoglu: Christen und Juden sind «echte Kinder» der Türkei

15. Februar 2015 in Aktuelles


Türkischer Ministerpräsident warnt davon, zwischen «eigentlichen Bürgern» und «Bürgern zweiter Klasse» zu unterscheiden – Allerdings fühlen sich viele Christen und Juden in der zu 99 Prozent muslimischen Türkei diskriminiert.


Istanbul (kath.net/KNA) Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat Christen und Juden in seinem Land vor nationalistischen Anfeindungen in Schutz genommen. «Sie sind echte Kinder dieses Landes», sagte Davutoglu laut der Online-Ausgabe der armenischen Wochenzeitung «Agos» bei einem Treffen mit Vertretern religiöser Minderheiten in Ankara. «Sie sind nicht aus dem Ausland gekommen, und sie werden auch nicht ins Ausland gehen.» Wer versuche, zwischen «eigentlichen Bürgern» und «Bürgern zweiter Klasse» zu unterscheiden, lege Sprengstoff an die Grundlagen des Staates.

Viele Christen und Juden in der zu 99 Prozent muslimischen Türkei fühlen sich diskriminiert. Türkische Nationalisten äußern immer wieder Verdächtigungen, die religiösen Minderheiten arbeiteten ausländischen Mächten wie Israel, Armenien oder Griechenland zu. Davutoglu sagte dazu, wer die gemeinsame Geschichte von Muslimen und Nichtmuslimen in der Türkei leugne, verrate seine eigene Vergangenheit.

Wie Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bedauerte auch Davutoglu laut «Agos» das Leid der Armenier während des Ersten Weltkriegs. «Wir fühlen den Schmerz der Armenier», sagte er. Der Ministerpräsident betonte zudem, seine Regierung werde sich weiter bemühen, mit der armenischen Diaspora ins Gespräch zu kommen. Im April jährt sich der Beginn der Massaker an den Armeniern zum 11. Mal. Die Bezeichnung «Völkermord» lehnt die Türkei weiterhin ab.

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