Die Rolle der Geschwister in der Familie

18. Februar 2015 in Aktuelles


Franziskus bei der Generalaudienz: Die Erfahrung des Geschwisterseins und die Brüderlichkeit. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mk 3,31-35).

Im Rahmen seiner Katechesenreihe über die Familie befasste sich Papst Franziskus bei der heutigen Generalaudienz mit der Rolle der Geschwister. Aufgrund der Erfahrung in der Familie sei den Menschen zu allen Zeiten und in allen Kulturen bewusst, was Bruder oder Schwester sein bedeute. Diese Erfahrung liege auch dem religiösen Verständnis von den brüderlichen Banden zwischen den Gliedern des Volkes Gottes zu Grunde.

Das Zerbrechen der Beziehung von Geschwistern öffne schmerzlichen Wirklichkeiten wie dem Konflikt, Streit, Verrat und Hass die Tür, wie uns die biblische Erzählung von Kain und Abel vor Augen führe. Wenn die Beziehung von Geschwistern breche, so werde dies zu etwas Schlechtem für die ganze Menschheit. Die Brüderlichkeit aber sei etwas Großes: „Denken wir daran, dass alle Geschwister im Leib ihrer Mutter für neun Monate gelebt haben und aus dem Fleisch derselben Mutter kommen“. Die Brüderlichkeit dürfe nicht zerbrochen werden.

Im Allgemeinen wachse aus dem Familienleben das Band der Brüderlichkeit. In den Familien lernten nämlich die Kinder, Offenheit gegenüber den anderen zu üben. In diese Atmosphäre der Fürsorge und Zuneigung würden besonders die Kleinen einbezogen und noch mehr die kranken und behinderten Geschwister.

Der Segen, den Gott in Jesus Christus auf dieses Band der Brüderlichkeit ausgieße, weite es in unvorstellbarer Weise und mache es fähig, jeden Unterscheid in Nation, Sprache, Kultur und sogar in Religion zu überschreiten: „Denkt daran, was das Band unter auch sehr unterschiedlichen Menschen werden kann, wenn sie sagen können: ‚Dieser ist wie ein Bruder, diese ist wie eine Schwester für mich’. Das ist schön, sehr schön. Die Geschichte hat hinreichend gezeigt, dass auch die Freiheit und die Gleichheit ohne die Brüderlichkeit vom Individualismus und Konformismus und auch von Interessen erfüllt werden können“.

Die Brüderlichkeit diene auch als Korrektiv gegenüber dem Individualismus einer technisierten Welt. Jesus lade uns ein, die Armen und Bedürftigen als unsere Geschwister anzunehmen: „Das ist das Prinzip: als Familie der Christen zu leben, Gottes Liebe sichtbar zu machen und die Gerechtigkeit unter den Menschen zu fördern“. Als gläubige Menschen vertraue der Christ darauf, dass Gott uns mit dieser Erfahrung in die Weite des Lebens führe.

Abschließend forderte der Papst die rund 11.000 Pilger und Besucher auf, in Stille für die Geschwister zu beten, deren Beziehung zerbrochen ist.


Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Sehr herzlich heiße ich die Pilger und Besucher deutscher und niederländischer Sprache willkommen. Insbesondere grüße ich die Gruppe der Studierenden des Kirchenrechts aus München und Augsburg sowie die Bruderschaft Unserer Lieben Frau aus Maastricht, begleitet von Bischof Frans Wiertz. Allen wünsche ich einen fruchtbaren Aufenthalt hier in Rom, der Stadt der Heiligen und Gläubigen aus aller Welt. Der Herr beschütze euch auf all euren Wegen.




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