‚Halt ein! Halt ein und wähle!’

19. Februar 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: das Denkmal für die erfolgreich Gescheiterten und Anbeter der Winzigkeiten anderer Götter und die rechte Entscheidung des Christen, der sich Gott anvertraut. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Gott wählen, das Gute wählen, um nicht zu jemandem zu werden, der ein „erfolgreich Gescheiterter“ ist. Zu einem, der zwar von der Masse bejubelt wird, aber am Ende nichts anderes ist als ein Anbeter der winzigen Dinge, die vorübergehen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen von Papst Franziskus am Donnerstag nach Aschermittwoch in seiner Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ stand die erste Lesung aus dem Buch Deuteronomium (Dtn 30, 15-20), als Mose zum Volk Israel sagt:

„Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden, und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen“ (V. 15-16).

Die Entscheidung, die Mose treffe, sei jene, die der Christ jeden Tag fällen müsse: eine schwierige Entscheidung: „Es ist leichter, vor sich hin zu leben und sich dabei von der Trägheit des Lebens, der Situationen, der Gewohnheiten einnehmen zu lassen“. Es sei im Grunde leichter, zum Diener „anderer Götter“ zu werden:

„Zwischen Gott und den anderen Göttern wählen, jenen Göttern, die die ‚Macht’ haben, uns nichts zu geben, nur Winzigkeiten, die vorübergehen. Und es ist nicht leicht, sich zu entscheiden, wir haben immer diese Gewohnheit, ein wenig dorthin zu gehen, wohin ‚die Leute’ gehen, ein wenig so zu handeln ‚wie alle’. Wie alle. Wie alle und keiner. Und heute sagt die Kirche: ‚Halt ein! Halt ein und wähle!’ Das ist ein guter Rat. Und heute wird es uns gut tun, einzuhalten und während des Tages ein wenig nachzudenken: Wie ist mein Lebensstil? Auf welchen Wegen gehe ich?“.

Verbunden mit dieser Frage müsse man in der Tiefe schürfen und sich auch die Frage nach der Art der Beziehung mit Gott, mit Jesus stellen. Dazu käme die Frage nach der Art der Beziehung mit den Eltern, den Geschwistern, der Ehefrau, dem Ehemann, den Kindern.

Der Papst ging dann dazu über, dem Tagesevangelium seine Aufmerksamkeit zu widmen (Lk 9,22-25), in dem Jesus den Jüngern erklärt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?“ (V. 25):

„Ein falscher Weg besteht darin, immer den eigenen Erfolg, das eigene Wohl zu suchen, ohne an den Herrn zu denken, ohne an die Familie zu denken. Diese beiden Fragen: wie steht es um meine Beziehung zu Gott, wie steht es um meine Beziehung zur Familie? Einer kann auch alles verdienen, doch am Ende wird er zu einem Gescheiterten. Er ist gescheitert. Jenes Leben ist ein Scheitern. ‚Aber nein doch, sie haben ihm ein Denkmal gesetzt, sie haben ihn auf einem Gemälde verewigt...’. Doch du bist gescheitert: du hast es nicht verstanden, gut zwischen dem Leben und dem Tod zu wählen“.

So müsse sich der Christ immer die Frage nach der „Geschwindigkeit seines Lebens“ stellen, die Frage, „ob ich darüber nachdenke, was ich tue“. Gleichzeitig müsse Gott um die Gnade jenes „kleinen Mutes“ gebeten werden, der notwendig sei, um ihm jedes Mal zu folgen. Dabei helfe der so schöne Rat aus dem Psalm 1:

„Wohl der Mann, der auf den Herrn vertraut, der ‚Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht’. Wenn dir der Herr diesen Rat gibt – ‚Halt ein! Wähle heute, wähle!’ – dann lässt er uns nicht allein. Er ist bei uns und will uns helfen. Allein an uns liegt es, ihm uns anzuvertrauen, Vertrauen zu haben in ihn. ‚Wohl dem Mann, der auf den Herrn vertraut’. Heute, in dem Augenblick, da wir einhalten, um über diese Dinge nachzudenken und Entscheidungen zu fällen, etwas zu wählen, wissen wir, dass der Herr bei uns ist, dass er an unserer Seite steht, um uns zu helfen. Nie lässt er uns alleine gehen. Nie. Er ist immer bei uns. Auch im Augenblick der Entscheidung ist er bei uns“.


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