'Zeuge Jesu sein – ein Himmelfahrtskommando'

25. Februar 2015 in Spirituelles


„Seit Tagen und Wochen erleben wir auf erschreckende Weise, dass auch heute noch Christen mit ihrem Blut für den Glauben an Jesus bezahlen müssen“, erinnerte Florian Kolfhaus am Aschermittwoch bei Predigt in römischer Studentenverbindung Capitolina


Rom (kath.net) „Zeuge heißt im griechischen Märtyrer. Christus sendet also seine Freunde als Märtyrer in die Welt, um durch ihre Treue bis in den Tod die Wahrheit des Evangeliums zu bezeugen. Dieser Auftrag Jesu ist im umfassendsten Sinn des Wortes ein Himmelfahrtskommando.“ Daran erinnerte Florian Kolfhaus (Foto) in seiner Aschermittwochspredigt bei der katholischen Studentenverbindung KAV Capitolina Rom.

kath.net dokumentiert die Predigt in voller Länge:

Liebe Bundesbrüder,

„Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde. (Apg 1, 8) Das sind die letzten Worte Jesu, die er seinen Jüngern sagt, bevor er zum Vater heimkehrt. Sie sind Auftrag sein Werk fortzusetzen. Doch sie sind nicht einfach nur eine harmlose Dienstanweisung, wie sie vielleicht ein Firmenchef ausgibt, bevor er in den Urlaub fährt, um sicher zu stellen, dass seine Mitarbeiter alles richtig machen. Nein, Jesu Worte sind dramatischer als sie auf den ersten Blick erscheinen. Zeuge heißt im griechischen Märtyrer. Christus sendet also seine Freunde als Märtyrer in die Welt, um durch ihre Treue bis in den Tod die Wahrheit des Evangeliums zu bezeugen. Dieser Auftrag Jesu ist im umfassendsten Sinn des Wortes ein Himmelfahrtskommando.

Seit Tagen und Wochen erleben wir auf erschreckende Weise, dass auch heute noch Christen mit ihrem Blut für den Glauben an Jesus bezahlen müssen. Der Islamische Staat zeigt immer wieder voller Stolz auf youtube wie er Menschen köpft, verbrennt und steinigt, weil sie Christen sind. Diese Bilder erinnern uns daran, dass Christen im 21. Jahrhundert die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft sind. Zehn Millionen Christen werden jedes Jahr um ihres Bekenntnisses willen in China und Nordkorea, in Afrika und im Mittleren Orient ihres Eigentums beraubt, der Heimat verwiesen, ins Gefängnis geworfen oder brutal hingerichtet.

Ich schreibe Euch diese Zeilen zu Beginn der Fastenzeit, weil es mir am Herzen liegt, dass wir mit unseren Brüdern und Schwestern gerade in den kommenden 40 Tagen besondere Verbundenheit zeigen. Wenn es in den Wochen vor Ostern darum geht, mit dem Glauben im Alltag ernst zu machen, so muss uns das Beispiel der modernen Blutzeugen herausfordern und aufwecken. Wie können wir ruhig in unseren Sesseln sitzen und über die Wirtschaftskrise diskutieren, wenn wir jeden Tag erfahren, dass Menschen unseres Glaubens für ihre Treue zu Jesus sterben. Wären wir bereit, wie die vor kurzem ermordeten Männer aus Ägypten, „Lob Dir Jesus“ zu röcheln, obwohl uns das Blut aus der aufgeschlitzten Kehle schießt? Diese Christen sind Maßstab für unseren Glauben und nicht das Heer deutscher Pastoralassistenten, die in buntgestalteten Stuhlkreisen mit Batiktüchern und Teelichtern eine Kuschelreligion anpreisen. Es geht in Wirklichkeit um nicht weniger als um ein Himmelfahrtskommando. Die Nachfolge Jesu kostet das Leben. Legen wir es bewusst und immer wieder in diesen Tagen in seine Hände.

Die Kirche lädt uns wie jedes Jahr ein durch Gebet, Fasten und Almosen intensiver und radikaler unser Christsein zu leben. Es geht in diesen drei Dimensionen die sich auf Gott, mich selbst und meine Mitmenschen ausrichten immer um ein größeres Maß an Liebe.

Die Blutzeugen des 21. Jahrhunderts können uns daran erinnern: Wie sehr muss ein Christ in Nordkorea das Wort Gottes lieben, wenn er für den Besitz einer Bibel lebenslange Haft riskiert? Und bei uns verstaubt die Heilige Schrift im Bücherregal. Wie stark ist der Glaube eines Nigerianers, der in Gefangenschaft von Terroristen, weder durch Hunger und Durst, noch durch Einzelhaft und Schläge seine Freundschaft zu Jesus verleugnet. Und uns die wir meinen, wir brächten ein heroisches Opfer, weil wir sieben Wochen keine Gummibärchen essen oder Facebookfasten. Und wie mutig sind die Familien im Mittleren Orient, die lieber all ihren Besitz verlassen als zum Islam abzufallen? Scheint es da nicht geradezu kleinlich, wenn wir eine Spende von 5 Euro für ein großes Almosen halten?!

Die verfolgten Christen in aller Welt fordern uns heraus, unseren Glauben ernst zu nehmen. Keine Zeit im Jahr ist dazu besser geeignet als diese 40 Tage vor Ostern. Wir müssen, Gott sei Dank, nicht fürchten, dass uns der Kopf abgeschlagen wird, auch wenn uns immer öfter auch in Europa Gewalttaten gegen Christen begegnen. Wir alle aber sollen den Kopf für Jesus verlieren, in dem Sinne, dass all unsere Gedanken um ihn kreisen und er Mittelpunkt unseres Lebens ist. Wer wirklich so liebt und lebt, der wird auch den Mut und die Kraft haben für Christus den Kopf hinzuhalten. Auch in unserem Alltag: Am Stammtisch, an der Uni, bei Freunden. Was lassen wir uns unseren Glauben, unsere Freundschaft zu Jesu kosten? Fastenzeit ist Zeit zum Bekenntnis, zum Martyrium. Lassen wir uns von den christlichen Blutzeugen anspornen, Bequemlichkeit und Kompromisse abzulegen. Warum nicht in diesen Wochen, nicht nur ein oder zweimal sondern dreimal alle vier Evangelien lesen, um Jesus besser kennenzulernen? Zu radikal? Denkt an die Opfer der koreanischen Christen für die Bibel. Warum nicht eine Viertelstunde jeden Tag eher aufstehen, um zu beten? Warum nicht ganz auf Alkohol verzichten, keine Musik im Radio hören, den Fernseher wegräumen, zu Fuß in die Arbeit gehen und dabei den Rosenkranz beten? Zu anstrengend? Was würden uns die Christen sagen, die aus ihren Häusern vertreiben wurden? Und warum nicht endlich einmal so spenden, dass es weht tut? Vielleicht sogar den berühmten Zehnten des eigenen Einkommens hergeben oder, warum nicht?, sogar noch mehr. Übertrieben? Ja, ganz sicher. Die Fastenzeit aber ist dazu da mehr zu tun als sonst, mehr zu geben und zu wagen und durchaus zu übertreiben, freilich ohne sich zu überfordern und selbst zu entmutigen.

Zeigen wir alle in dieser Fastenzeit unsere Verbundenheit mit den verfolgten Christen. Zuerst durch unser Gebet, das wirklich zu einer täglichen Gewohnheit werden soll.

Helfen wir denen, die leiden, auch indem wir für sie fasten, denn es geht ja hier nicht um Diät, sondern um ein beten des Leibes, der durch Verzicht manchmal ganz schmerzlich zu Gott „schreit“. Helfen wir durch unsere Spenden und engagieren wir uns politisch. Jeder von uns könnte in diesen sieben Wochen wenigstens einen Leserbrief schreiben, wenigstens einen Bekannten auf die Dramatik der Lage aufmerksam machen, wenigstens einen Politiker kontaktieren und um Hilfe bitten. Ganz konkret möchte ich Euch einladen, bei unserem lb. Bundesbruder E. P. einen Nun-Anstecker zu erwerben. Der Buchstabe Nun im arabischen Alphabet steht für Nazarener, d.h. Freund des Jesus aus Nazareth. Milizen des IS zeichnen das Nun auf christliche Häuser, um sie damit zu Plünderung freizugeben. Der Pin, der bei E. gegen Spende und auch in großer Stückzahl zum Verteilen bestellt werden kann, sagt: Ich bin ein Nazarener, ein Freund Jesu, einer, der eigentlich auch getötet würde, lebte er dort, wo seine Geschwister leiden.

Liebe Bundesbrüder, das Leid der verfolgten Christen darf uns nicht gleichgültig lassen. Wir müssen ihnen helfen. Und sie helfen uns, wenn wir uns von ihrem Beispiel berühren lassen, überzeugter und entschiedener unseren Glauben zu leben.

Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Fastenzeit, die Euch zu einer überbordenden Osterfreude führen möge. Am Ende erwartet uns nämlich das Leben, das stärker ist als der Tod; die Auferstehung, die der blutigen Hingabe der Märtyrer, Sinn und Ziel gegeben hat.

Florian Kolfhaus ist Priester des Bistums Regensburg und seit 2009 Mitarbeier im vatikanischen Staatssekretariat, außerdem ist er der Verbindungsseelsorger in der Katholischen Akademischen Verbindung Capitolina zu Rom im CV.

kath.net-Buchtipp:
Ganz Dein, Maria
Zwölf Tage zur Vorbereitung auf die Weihe an die Mutter Gottes und zur Vertiefung des geistlichen Lebens nach den Schriften des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort
Von Florian Kolfhaus
208 Seiten; Paperback
Dominus Verlag 2014
ISBN 978-3-940879-30-1
Preis 10.20 EUR

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Foto Florian Kolfhaus © Paul Badde



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