Schützen wollen weiter Anerkennung als immaterielles Kulturerbe

2. März 2015 in Deutschland


«Wir können nicht nachvollziehen, warum die Debatte um einen muslimischen Schützenkönig in Westfalen zu einem maßgeblichen Entscheidungskriterium führen und die Anerkennung auf Dauer verhindern soll».


Dormagen (kath.net/KNA) Die Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) drängt weiter auf Anerkennung des Schützenwesens als immaterielles Kulturerbe. «Wir können nicht nachvollziehen, warum die Debatte um einen muslimischen Schützenkönig in Westfalen zu einem maßgeblichen Entscheidungskriterium führen und die Anerkennung auf Dauer verhindern soll», erklärte Präsident Charles Louis de Merode am Mittwoch in Dormagen. Die EGS halte ihren Antrag ohne Änderung aufrecht.

Hintergrund ist der Fall des türkischstämmigen Mithat Gedik, der im vorigen Jahr bei den Schützen in Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen hatte. Weil er Muslim ist, hatte ihn der katholische Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) zunächst nicht als Schützenkönig anerkannt und ihm die Teilnahme am Bezirksschützenfest untersagt. Die deutsche UNESCO-Kommission stellte daraufhin den Antrag der europäischen Schützen zurück, weil sie in der BHDS-Entscheidung eine Einschränkung des «freien Zugangs» sieht, der aber wesentlich für ein Kulturerbe sei. Die Kommission warf den Schützen vor, «biodeutsche» Maßstäbe anzulegen, entschuldigte sich aber später für diese Wortwahl.

Der EGS-Dachverband betonte nun, dass er sich durch den Rassismusvorwurf diskriminiert fühle. Ethnische Herkunft spiele im Schützenwesen keine Rolle. Für katholische Bruderschaften in der EGS gehöre aber die christlich traditionelle Ausrichtung zum Wesenskern. Ein Verzicht darauf könne mit Blick auf die grundgesetzlich geschützte Religionsfreiheit nicht verlangt werden.

Zudem verweist die EGS auf die Erfahrungen der konfessionell gebundenen Bruderschaften in der NS-Zeit. Für die Nationalsozialisten sei gerade das Bekenntnis zum christlichen Glauben Anlass gewesen, auf breiter Front gegen die Bruderschaften vorzugehen und ihnen jegliche Betätigung zu verbieten.

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