Die Fastnachtsmesse in der Pfarrkirche von Rappweiler/Bistum Trier

10. März 2015 in Kommentar


Dann wies der Priester daraufhin, dass der Bußakt folgen solle. Dieser Hinweis war notwendig, denn sonst hätte ich das Fastnachtslied der 50er Jahre nicht als Bußakt verstanden. Gastbeitrag von Stefan Fixemer


Trier (kath.net) Jeder, der zumindest einmal Fastnacht oder Karneval in Deutschland erlebt hat weiß, dass typischerweise alle damit verbundenen Aktivitäten nicht um Punkt Halb oder Viertel sondern um elf nach beginnen. So auch die heilige Messe am 15.2.2015 im saarländischen Rappweiler in der Diözese Trier.

Schon beim Eintritt in die sogenannte Jugendkirche MIA merkte man, dass man mit etwas Außergewöhnlichem zu rechnen hatte. Nicht nur die Uhrzeit elf Uhr elf ließ mich erstaunen. Vielmehr verwunderte mich die Tatsache, dass unsere reiche Kirche inzwischen doch so arm zu sein scheint, dass Pfarrkirchen einer heruntergekommenen Spelunke gleichen. Auf dem Weg zur Bank ging ich zunächst an einem Stand mit verschiedenen Speisen und Getränken vorbei. Das mag ja erfreulich sein, hat aber in einer Eucharistiefeier nichts verloren.

Die Rauchschwaden einer Nebelmaschine erinnerten mehr an eine Disco als eine Kirche. Diese Nebelmaschine hat auch während der heiligen Messe gründlich gearbeitet. Inzwischen stank es recht unappetitlich, denn die Hersteller solcher Maschinen bauen keine Geräte, die als liturgische Gegenstände in einer katholischen Kirche genutzt werden sollten.

Im weiteren Verlauf bot sich ein Schauspiel, welches mich daran zweifeln ließ, ob ich mich wirklich in einer katholischen Kirche befinde. Nicht nur, dass viele Kirchgänger verkleidet waren, was ja in gewissem Maße in der Region üblich ist, sondern auch diverse Gemeindereferenten und andere Beteiligte dieses Schauspiels zeigten die neusten Trends der Fastnacht 2015.

Gottlob trug der Pfarrer noch ein Messgewand und die Ministranten waren als solche erkennbar. Dies ist aber nur ein schwacher Trost für alle, die hofften, dass nun eine heilige Messe folgen würde, die irgendetwas mit dem Kreuzestod und Auferstehung Christi zu tun hat.

So wurde die Messe zwar mit dem Kreuzzeichen eröffnet, allerdings nicht von einem Priester, sondern von einem Mann in silberglänzendem Sakko. Dieser Herr führte die Gottesdienstbesucher als „Moderator“ durchs Programm. Er gab das Wort manchmal an den Priester weiter.

Nachdem das Wort an den Pfarrer übergeben wurde, erfolgte ein zweites Kreuzzeichen. Die Messe wurde ein zweites Mal eröffnet und es erfolgten liturgische Highlights wie das Begrüßen diverser Prinzenpaare aus der Umgebung. Das Tagesgebet erfolgte im Anschluss daran. Jetzt wies der Priester daraufhin, dass der Bußakt folgen solle. Dieser Hinweis war dringend notwendig, da ich wahrscheinlich noch nicht einmal alkoholisiert darauf gekommen wäre, dass ein Fastnachtslied der 50er Jahre, welches als Filmaufnahme gezeigt wurde, den Bußakt darstellen könnte. Das Gloria wurde danach angezeigt aber nicht gespielt. Der Moderator war anscheinend überfordert, eine Show mit Filmvorführung, Band, Chor, Priester, Essensstand und Live-Einlagen zu managen.

Es folgte nun nicht etwa eine biblische Lesung. Stattdessen führten zwei Jugendliche ein kleines Schauspiel auf. Sie setzten sich auf zwei Stühle und schauten Nachrichten. Danach unterhielten sie sich über das Elend in der Welt von heute: z.B. die Lage in der Ukraine und den IS.

Ein Zwischengesang wurde gesungen und es folgte mal zur Abwechslung etwas, das man aus der katholischen Liturgie kennt: Das Evangelium wurde vorgetragen, allerdings nur in verkürzter Form. Dafür gab es einen Ambo, der in Richtung des Volksaltares ausgerichtet war. Warum das Evangelium nicht im Altarraum verlesen wurde, ist mir schleierhaft. Die nachfolgende Predigt hatte sogar das Evangelium zum Thema. Ein sehr erstaunlicher Umstand, wenn man bis jetzt geduldig dieses Schauspiel über sich hatte ergehen lassen.

In Fastnachtskostüme gehüllte Laien trugen nun die Fürbitten vor. An dieser Stelle dachte ich mir: Eigentlich wäre es ja gar nicht schlecht, wenn man Gemeindereferenten und andere, die die Liturgie so verunstalten, in die Ukraine oder nach Syrien schicken würde, damit sie die Ernsthaftigkeit der Lage wirklich erkennen. Es erschien mir unangemessen und unglaubwürdig, in einer solch närrischen Atmosphäre derart ernste Anliegen wirklich ins Gebet zu nehmen. Ob es eventuell religiöse Gefühle von Katholiken verletzt, wenn man auf diese Weise die Fürbitten vorträgt, sei mal außer Acht gelassen.

An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass ich 19 Jahre alt und keineswegs einer fröhlichen Feier abgeneigt bin. Auch will ich keinem den Spaß an der Fasnacht oder anderen Festen verderben. Ganz im Gegenteil würde ich mich freuen, wenn sich in unseren Gemeinden die Gläubigen nicht nur zur Messe versammeln würden. Allerdings muss ich deutlich sagen: Das eine ist die Messe, das andere ist ein fröhliches Fest. Messe und weltliche Feiern sind nichts, was sich gegenseitig ausschließen sollte, doch erst das eine, dann das andere: Erst die Messe und dann die weltliche Feier.

Das, was vor 2000 Jahren auf Golgatha geschah, also das, was wir als Katholiken jeden Sonntag feiern, darf nicht in Kitsch verkommen. Jesus wird, so der Glaube der Kirche und mein Glaube, auf dem Altar gegenwärtig. Der, der uns erlöst hat, wird in Gestalt von Brot gegenwärtig und sollte von uns mit allen Ehren erwartet und empfangen werden.

Man sollte sich mal bewusst machen, wie man Gäste empfängt. Man erweist ihnen Respekt. Mit seiner Liebsten geht man in ein gutes Restaurant. Wenn einem stattdessen die Gäste egal sind und man seiner Liebsten nur Currywurst spendiert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn der Gast nicht mehr wieder auftaucht und die Liebste einen irgendwann nicht mehr so lieb hat, wie man es sich vorstellt.

Folglich frage ich mich, warum dann ein solches Karnevalsprogramm an Stelle der Messe gemacht wird. Wäre es nicht die Aufgabe von Priestern und allen Gläubigen, in der Kirche dafür zu sorgen, dass Menschen allein wegen Jesus eine Messe besuchen? Ist es nicht erschreckend, dass unser Erlöser sein Haus als Spelunke wiederfindet, in der er nicht mehr wichtig ist? Oder ganz einfach gefragt, wie bringt mich eine zur Kappensitzung modifizierte Messe Jesus näher?

Beim Hochgebet sah es anfangs gar nicht so schlecht aus. Aber schon nach wenigen Sätzen wurde mir das Hochgebet fremd. Papst und Bischof wurden zwar genannt, aber sonst kamen mir die einzelnen Abschnitte sehr befremdlich vor. Die Kommunionausteilung wurde von einem Gesang begleitet, der irgendetwas mit dem Namen der Jugendkirche zu tun hatte. Den Text konnte man kaum verstehen, da die Dame oder der Herr am Mischpult nicht verstanden hat, dass mehr Volumen nicht bessere Klangqualität bedeutet. Zudem weiß jeder, der mal Musik in einer Band oder Orchester gespielt hat oder mal beim Auf-und Abbau von Musikanlagen geholfen hat, dass gewisse Räume einfach keine leistungsstarken Musikanlage brauchen, weil dies auf Grund der Architektur gar nicht notwendig ist. Die Person am Mischpult wusste das nicht. Folglich war die Sängerin, die irgendetwas über MIA sang, nicht zu verstehen. Zudem bauten einige vor dem Altar in der Mitte der Kirche den Namen der Jugendkirche mit Großbuchstaben auf. Dass dies auch die religiösen Gefühle von Gläubigen, die allein wegen Jesus kamen verletzen kann, wird hoffentlich jedem klar sein.

Der Abschluss der Messe war sehr weltlich geprägt. Es wurde sich gegenseitig gedankt und natürlich ein weiterer Schlager gesungen. Abgeschlossen wurde die Messe mit einer Aufnahme einer aktuellen Axe Werbung. Der von Axe verwendete Werbeslogan ,,Make Love not War“ gefiel den Veranstaltern so gut, dass die Werbung ins Programm aufgenommen wurde. Ob der Hersteller von Axe dem zugestimmt hat ist nicht bekannt.

Ohne die vielleicht gute Absicht der Veranstalter in Frage stellen zu wollen, möchte ich doch meiner Verwunderung darüber Ausdruck verleihen, dass im Bistum Trier mit (mindestens!) zweierlei Maß gemessen wird. Hier in dieser „Karnevalsmesse“ wurde massiv gegen kirchliche Vorschriften und Vorgaben verstoßen!

Es ist wohl nicht zu erwarten, dass die dafür Verantwortlichen irgendwelche Konsequenzen zu befürchten haben. Denn eine solche „Karnevalsmesse“ ist ja schön zeitgemäß und bringt gute Presse.

Im Gegensatz dazu – hier erinnere ich ausdrücklich an das Amtsenthebungsverfahren gegen Pfarrer Eckert aus Beckingen – werden Priester, die „ob gelegen oder ungelegen“ die Liturgie der Kirche feiern und auch die Lehre der Kirche vollständig verkünden, vom Bischof gemobbt und endlich aus ihrer Gemeinde verjagt werden.

Es sei die Frage gestattet, wessen Tun hier schädlicher ist. Oder ist gar beabsichtigt, die Kirchen in Discos umzuwandeln?

Ob durch solche „Messen“ wirklich mehr Gläubige gewonnen werden oder es hier nur um weitere kirchensteuererhaltende Maßnahmen handelt sei einmal zur Diskussion gestellt.

Wie schlecht muss es um die Kirche bestellt sein, wenn die heiligste Handlung zu einem würdelosen Event verkommen darf. Durch solche Veranstaltung werden dauerhaft keine Gläubigen gewonnen, sie werden eher abgeschreckt. Als Kind habe ich gelernt, dass die Hl. Messe die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi darstellt. Ein solches Remmidemmi auf Golgatha ???

Undenkbar!



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