‚Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich’ – tertium non datur

12. März 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Entweder heilig oder verdorben und ein Heuchler – entweder auf dem Weg der Liebe oder auf dem des eigenen Willens. Es gibt keinen Weg des Kompromisses. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Am Anfang standen die Propheten, dann kamen die Heiligen. Mit den Heiligen hat Gott in der Zeit die Geschichte seiner Beziehung mit den Menschen aufgebaut. Trotz der Tatsache, wie herausragend diese Auserwählten gewesen sind – trotz ihrer Lehren und ihres Wirkens –, ist die Heilsgeschichte ein steiniger und schwieriger Weg gewesen, der mit viel Heuchelei und Untreue gepflastert ist.

In seiner Predigt bei der heiligen Messe am Donnerstag der dritten Woche der Fastenzeit in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ ging Papst Franziskus von der ersten Lesung aus dem Buch Jeremia aus (Jer 7,23-28), um die Weite des Horizonts dieser Geschichte von den Zeiten Abels bis zu unseren Tagen zu umfassen.

In der Stimme des Propheten sei die Stimme Gottes selbst zu hören, der voll Bitterkeit feststelle, wie das auserwählte Volk – trotz der empfangenen Wohltaten – nicht auf ihn gehört habe. Gott habe alles gegeben, so der Papst, doch im Gegenzug nur Hässliches erhalten. „Die Treue ist dahin, aus ihrem Mund verschwunden“ (V. 28) – „ihr seid kein treues Volk“:

„Das ist die Geschichte Gottes. Es scheint, als weine Gott hier. Ich habe dich so sehr geliebt, ich habe dir so viel gegeben, und du.... Alles ist gegen mich. Auch Jesus weinte, als er auf Jerusalem blickte. Denn im Herzen Jesu war da diese ganze Geschichte, wo die Treue dahin war. Wir tun unseren Willen, doch indem wir dies auf dem Weg des Lebens tun, folgen wir einer Straße der Verhärtung: das Herz verhärtet, es versteinert. Und das Wort des Herrn tritt nicht ein. Und das Volk entfernt sich. Auch unsere persönliche Geschichte kann so werden. Und heute, an diesem Tag der Fastenzeit, können wir uns fragen: ‚Höre ich auf die Stimme des Herrn, oder tue ich, was ich will, was mir gefällt?’“.

Auch die Episode aus dem Evangelium (Lk 11,14-23) zeige ein Beispiel des „verhärteten Herzens“, das gegenüber der Stimme Gottes taub sei. Jesus heile einen Besessenen. Und im Gegenzug werde ihm eine Anklage zu zuteil: „Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus“ (V. 15), „du bist ein teuflischer Hexer“. Dies sei die typische Anklage der „Legalisten“, so Franziskus, die glaubten, dass das Leben von den Gesetzen geregelt werde, die sie aufstellten:

„Auch das ist in der Geschichte der Kirche geschehen! Denkt nur an die arme Jeanne d’Arc: heute ist sie eine Heilige! Die Ärmste: diese Herren Doktoren haben sie bei lebendigem Leib verbrannt, weil sie sagten, dass sie eine Häretikerin sei, eine, die der Häresie angeklagt ist... Doch es waren diese Doktoren, die die sichere Lehre kannten, diese Pharisäer: fern der Liebe Gottes. Etwas näher bei uns: denkt an den seligen Rosmini. Alle seine Bücher standen auf dem Index. Sie durften nicht gelesen werden, es war Sünde, sie zu lesen. Heute ist er selig. In der Geschichte Gottes mit seinem Volk schickte der Herr die Propheten, um ihm zu sagen, dass er sein Volk liebt. In der Kirche schickt der Herr die Heiligen. Es sind die Heiligen, die das Leben der Kirche vorwärtsbringen: es sind die Heiligen. Nicht die Mächtigen, nicht die Heuchler, nein. Die Heiligen!“.

Die Heiligen „sind jene, die keine Angst haben, sich von der Barmherzigkeit Gottes liebkosen zu lassen. Und deshalb sind diese Heiligen Männer und Frauen, die all das Elend, das menschliche Elend verstehen und das Volk aus der Nähe begleiten. Sie verachten das Volk nicht“:

„Jesus sagt: ‚Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich’ (V. 23). Doch – wird es da keinen Weg des Kompromisses geben, ein wenig hier, ein wenig dort? Nein. Entweder bist du auf dem Weg der Liebe oder du bist auf dem Weg der Heuchelei. Entweder lässt du dich von der Barmherzigkeit Gottes lieben, oder du tust, was du willst, nach deinem Herzen, das immer mehr verhärtet, jedes Mal, auf diesem Weg. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich: es gibt da keinen dritten Weg des Kompromisses. Entweder bist du heilig, oder du schlägst den anderen Weg ein. Wer nicht mit mir sammelt, lässt die Dinge sein... Nein, schlimmer: er zerstreut, er zerstört. Er ist ein Verderber. Er ist ein Verdorbener, der verdirbt“.


Dem Autor auf Twitter folgen!



© 2015 www.kath.net