Pater Wallner: 'Der Glaube ist attraktiv!'

19. März 2015 in Interview


Heiligenkreuzer Theologieprofessor: „Jetzt, wo sehr stark theozentrisch fixierte Religionen plötzlich vor unserer Haustür stehen – ich meine hier den Islam -, wird uns plötzlich bewusst, dass auch wir mehr an Gott denken sollten“.


Würzburg (kath.net) „Aufbruchsstimmung“ herrsche auf dem Kongress „Treffpunkt Weltkirche“, den das Päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ auch dieses Jahr wieder veranstaltete. Darauf wies der Heiligenkreuzer Theologieprofessor Pater Karl Wallner im kath.net-Interview (Foto) hin. Dies sei eher „untypisch, weil wir sonst in der Kirche eher eine resignative Stimmung haben“. Hier seien aber viele Aufbruchsbewegungen, Privatinitiativen und Erneuerungsbewegungen der Kirche zum Kongress kämen, die „persönlich brennen, damit es mit dem Glauben, der Verkündigung, der Neuevangelisierung weitergeht“. In Europa sei die Kirche in großer Not, denn im Gegensatz zu den vier anderen Kontinenten „schrumpft die Kirche in Europa, während sie in den anderen Kontinenten boomt“. Der Kongress füge sehr verschiedenes an Privatinitiativen, Bewegungen und Medien – „wie zum Beispiel kath.net, also Medien mit Kante und Profil“ – zu einer Einheit zusammen.

Wo das größte Problem der Kirche in Europa liege, hätten die Päpste der letzten Jahre ja bereits analysiert: der Glaubensschwund, der Glaubensmangel. Schon Papst Johannes Paul II. habe alles versucht, „die Kirche wieder in dieser tiefen mystischen Glaubensintensität, die er aus Polen mitgebracht hat, zu verankern“. Warum haben wir dann mit Benedikt XVI. „2005 einen Theologenpapst bekommen“? Wallner bezeichnete Papst Benedikt als das „wahrscheinlich größte theologische Genie des 20. Jahrhunderts“. Jetzt habe die Kirche einen Papst, der die „gelebte Glaubensintensität ausstrahlt und in einer sehr originellen Weise - plakativ und zugleich werbend - nach außen demonstriert.“

In Europa gebe es „noch ein Kulturchristentum“, auch dies sei nicht nur schlecht, denn es zeige, dass das Christentum sozusagen „in der Genetik unserer Menschen und unserer Kultur noch drinsteckt“, doch sei dies zu wenig, wenn das Ganze dann „zu einer leblosen Hülle“ verkomme. Das Grundproblem der Kirche in Europa sei „das Entzünden des persönlichen Glaubens“.

„Der Glaube ist attraktiv!“, die menschliche Seele habe „dieses Vakuum hin auf Gott“, das, was das Herz erfüllen kann, „trägt den Namen Jesus Christus“. „Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Fehler gemacht, indem wir sehr stark strukturell waren“, man habe sich sehr stark auf die eigenen [kircheninternen] Probleme konzentriert, doch „jetzt, wo sehr stark theozentrisch fixierte Religionen plötzlich vor unserer Haustür stehen – ich meine hier den Islam -, wird uns plötzlich bewusst, dass auch wir mehr an Gott denken sollten“.

Dass in einer Zeit des Nachwuchsmangels in Ordensgemeinschaften derart viele junge Männer bei den Heiligenkreuzern Zisterziensern den Weg in die Ordensberufung gehen, bezeichnete Pater Wallner als „im wörtlichen Sinn wunderbar, denn wir können das nicht wirklich erklären“. Heiligenkreuz sei „schon seit den 70er Jahren eine gesunde Gemeinschaft, weil man damals – ringend, muss man sagen – wichtige Grundsatzentscheidungen gefällt hat: nämlich hundertprozentig Zweites Vatikanisches Konzil, aber nicht einen ominösen ‚Geist des Konzils‘, sondern wirklich die Texte“. Dies bedeutete beispielsweise Liturgie gemäß den Entscheidungen des Konzils, doch in Latein und mit gregorianischem Choral, dies sei damals, als er selbst in den 80er Jahren in Heiligenkreuz eintrat, „gar nicht populär“ gewesen, doch mittlerweile „sind wir die coolen Popmönche, weil wir mit dem gregorianischen Choral in die Popcharts gegangen sind“. Doch diese äußeren Vorgänge seien zu wenig, um das Wachstum der Zisterzienserabtei zu erklären, „es ist schon auch ein inneres Sich-Zusammen-Leiden in unserer Gemeinschaft spürbar, es ist ein sehr, sehr tiefer religiöser Geist“.

Das kath.net-Interview mit Prof. Pater Karl Wallner in voller Länge


Foto Pater Wallner © kath.net


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