Eine Ordensfrau kämpft für bedrängte Christen

20. März 2015 in Weltkirche


Viele Medien kritisieren, der Westen helfe zu wenig in den Kriegsgebieten von Syrien und dem Irak. Eine, die hilft, ist die syrisch-orthodoxe Ordensfrau Hatune Dogan aus dem westfälischen Warburg. Ein Porträt von idea-Redakteurin Daniela Städter.


Wetzlar (kath.net/idea) Schwester Hatune Dogan hat in ihrem Leben schon viel Elend gesehen. Seit 2007 besucht sie verfolgte Christen im Nahen Osten. Sie hilft in türkischen Flüchtlingslagern, reist in die Krisengebiete Irans und Syriens. Zuerst versorgt sie die Vertriebenen mit Nahrung, Wasser und Medikamenten. Doch die traumatisierten Menschen wollen der ausgebildeten Krankenschwester, Theologin und Psychotherapeutin vor allem ihre Lebensgeschichte erzählen. Sie sind dankbar, dass jemand zuhört, mit ihnen weint und für sie betet. Seit die Terrormiliz IS (Islamischer Staat) wütet, werden die Berichte von Christen aus dem Irak und Syrien noch furchtbarer.

Unvorstellbares Leid

Eltern werden gezwungen, bei der Vergewaltigung ihrer Töchter durch islamische Terroristen zuzuschauen. Oder die IS-Kämpfer entführen ihre Kinder, um Lösegeld zu erpressen. Manche Bilder kann die Nonne nicht vergessen: zerschnittene Brüste von jungen Mädchen; verstümmelte Genitalien; Brandwunden auf der Haut am ganzen Körper. Ihr Glaube an Jesus Christus lässt sie an diesem Leid nicht zerbrechen. „Egal, in welche Not ich gerate, am Ende wird Erlösung stehen.“ Sie tue alles in Jesu Namen: „Deshalb kann ich auch auf seine Kraft vertrauen.“ Die Ordensfrau hofft, dass die Kraft Jesu auch die Christen stärkt, deren Familien durch den IS-Terror ausgelöscht wurden. Ihnen bleibe der Trost, dass die Ermordeten nun bei Gott sind: „Wir sind Christen. Wir müssen nicht unser Leben lang in der Trauer steckenbleiben.“

Ein Leben für die Ärmsten

Dass Schwester Hatune ein großes Herz für Flüchtlinge hat, hängt mit ihrer Geschichte zusammen. Sie wurde 1970 im Südosten der Türkei geboren. Ihre Familie gehörte zur kleinen syrisch-orthodoxen Minderheit und wurde von Muslimen gedemütigt und terrorisiert. Die Christen hatten keine Rechte. Als ihr Vater Todesdrohungen erhielt, entschloss sich die Familie 1984 zur Flucht nach Deutschland. Mit 17 Jahren trat Hatune ins Kloster ein. Ein winziger Moment 1999 in Indien veränderte ihr Leben: Sie sah dort eine bitterarme Familie, die nur unter Planen lebte. In einer Wasserlache schlief ein Kind. Die Nonne beobachtete die Eltern, wie sie vorsichtig einen flachen Stein unter seinen Körper schoben, damit es nicht mehr im Wasser liegen musste. Was für eine Hoffnungslosigkeit! Ab sofort wollte sie ihr Leben ausschließlich den Ärmsten widmen. Es war die Geburtsstunde ihrer spendenfinanzierten Stiftung „Helfende Hände“, in der sich rund 5.000 Ehrenamtliche engagieren. In Deutschland wird sie von der Hilfsaktion Märtyrerkirche unterstützt.

Christen, seid nicht zu tolerant!

„Ich möchte gern Brücken bauen“, sagt sie. Auf das Verbindende und nicht auf das Trennende zu schauen, sei beim Islam aber schwierig: „Der Dialog ist von islamischer Seite vielfach nicht vorgesehen.“ Schwester Hatune, die 2010 das Bundesverdienstkreuz erhielt, wünscht sich, „dass wir Christen wach werden gegenüber den gefährlichen Strömungen des Islam. Je mehr Boden wir als Christen im Zeichen vermeintlicher Toleranz aufgeben, umso stärker wird ein radikalisierender Islam auftreten.“ Deswegen wird sie auch in Zukunft in die Kriegsgebiete reisen, um durch ihre Berichte Europa aufzurütteln.

Audio: Schwester Hatune im Interview mit "Kirche in Not" über "Gewalt gegen Frauen" (2013)



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