Indien: Vergewaltigte Ordensfrau vergibt den Übeltätern

21. März 2015 in Weltkirche


Raubüberfall auf eine Klosterschule schürt religiöse Spannungen


Ranaghat (kath.net/idea) Die Gruppenvergewaltigung einer katholischen Ordensfrau (Symbolfoto) in Indien verschärft die religiösen Spannungen in dem hinduistisch geprägten Land. Tausende Christen gingen am 16. März in Kalkutta und anderen Städten des Bundesstaates Westbengalen aus Protest gegen die Gräueltat auf die Straßen. Führende Vertreter der hinduistischen Nationalisten wiesen gleichzeitig den Verdacht zurück, dass die Tat religiös motiviert gewesen sei. Das Opfer – eine über 70 Jahre alte Nonne – hat den Übeltätern vergeben. In der Nacht des 14. März waren sechs Männer in eine Klosterschule im ostindischen Ranaghat (Westbengalen) eingedrungen. Sie zerrissen eine Bibel, zertrümmerten eine Jesus-Statue und raubten Bargeld, ein Mobiltelefon, einen Computer und eine Kamera. Die Diebe schlossen die Nonne in ein Zimmer ein und vergewaltigten sie. Sie musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Schüler, die sie dort besuchten, berichteten, dass die Frau Gott ständig bitte, dass er den Männern vergebe. Acht Tatverdächtige hat die Polizei ermittelt, doch sie ähneln nicht den Einbrechern, die eine Überwachungskamera aufgenommen hat. Die katholische Indische Bischofskonferenz verurteilte die Taten als „unmenschliche und grausame Verbrechen“. Sie bat die Regierungschefin von Westbengalen, Mamata Banerjee (Kalkutta), Ordensfrauen und religiöse Einrichtungen besonders zu schützen. Bisher habe die Regierung dazu keine konkreten Maßnahmen ergriffen, beklagten Christen bei ihren Protesten.

Hindu-Funktionär: Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche

Unmut erregte der Generalsekretär des Hinduistischen Weltrates (Vishva Hindu Parishad/VHP), Surendra Jain (Neu Delhi), mit Äußerungen zu der Vergewaltigung. Er wies die Vermutung, dass religiöser Hass hinter der Tat stecken könne, kategorisch zurück. Die katholische Kirche habe selbst genug mit sexuellem Missbrauch zu schaffen, so Jain. Außerdem beute sie Nonnen aus.

Wie die Londoner Zeitung „The Times“ weiter mitteilt, hat der VHP 6,8 Millionen Mitglieder. Der Weltrat gehöre zur Familie hinduistisch-nationalistischer Organisationen. Dazu zähle auch die Bharatiya Janata Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi. Er ist geprägt von der Hindutva-Ideologie. Muslime und Christen können danach nur toleriert werden, wenn sie sich dem Hinduismus als Leitkultur unterwerfen. Die BJP stellte bereits von 1998 bis 2004 die indische Bundesregierung. Damals mehrten sich die Angriffe auf Christen. Von den 1,25 Milliarden Einwohnern des Landes sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen. Die übrigen sind meist Anhänger von Natur- und Stammesreligionen.#


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