Papst Franziskus – der ‚geistliche Begleiter der Welt’

24. März 2015 in Aktuelles


Papst Franziskus habe nicht die Absicht, die Lehre zu verändern. Er wolle die Menschen zu einem authentischen Leben nach dem Evangelium führen, schreibt der Priester Hans Feichtinger.


Ottawa (kath.net/jg)
„Jeder moderne Papst hat seinen eigenen Stil“, schreibt Msgr. Hans Feichtinger in einem Artikel für die Onlineausgabe des katholischen Magazins CRISIS. Nach dem „internationalen Hirten“ Johannes Paul II. und dem „universalen Professor“ Benedikt XVI. sei Papst Franziskus der „Geistliche Begleiter der Welt“.

Seine Predigten seien Weckrufe, die uns an die grundlegenden Botschaften erinnern wollen. Seine Botschaften berührten das Herz mehr als den Verstand, sie wollten überraschen, provozieren, herausfordern, oder trösten und unterstützen. Viele der Ausführungen Papst Franziskus’ hätten nicht die Verbindlichkeit einer lehramtlichen Aussage und sollten daher nicht als solche interpretiert werden, schreibt Feichtinger.

Franziskus wolle und könne die Lehrautorität seiner Vorgänger nicht in Frage stellen. Er wolle uns vielmehr im Sinne des Hebräerbriefes „zu guten Taten anspornen“ (Heb 10,24). Wenn Franziskus sinngemäß zum Ausdruck bringe, dass der Katechismus nicht genug sei, dann würde das von vielen gerne so verstanden als ob er den Katechismus abschaffen wolle. Das sei nicht das Anliegen des Papstes. Franziskus sehe den Unterschied zwischen den Vorgaben des Glaubens und dem Leben der Gläubigen. Die Lösung können nicht in einem Kompromiss bestehen sondern in Bußfertigkeit und echter Reform, die unsere religiöse Praxis näher an die Gebote heranführe. Hier setze Franziskus seinen Schwerpunkt. Dem Papst gehe es darum, dass die Katholiken ihren Glauben authentisch leben.

Um Papst Franziskus richtig zu verstehen müsse man den Unterschied zwischen katholischer Lehre und Theologie berücksichtigen. Keine Theologie könne für sich die Autorität des Lehramtes im engeren Sinn beanspruchen. Papst Benedikt XVI. habe das genau so gesehen, als er im Vorwort des ersten Bandes seiner Trilogie „Jesus von Nazareth“ geschrieben habe: „Es steht daher jedermann frei, mir zu widersprechen.“ Katholiken sollten daher die Entscheidung des Papstes respektieren und seine Aussagen und Gesten als das nehmen, was sie sind und sie nicht als Äußerungen des kirchlichen Magisteriums behandeln, wenn sie das nicht seien, verlangt Feichtinger.

Im Vergleich zu einem theologischen Lehrer sei der geistliche Begleiter leichter zugänglich, nimmt Feichtinger seinen anfänglichen Vergleich wieder auf. Der Stil von Papst Franziskus sei ganz anders als der seiner Vorgänger. Er habe seine Vorteile, aber auch seine Grenzen. Wir dürften darauf vertrauen, dass der Papst sich dieser Grenzen bewusst sei. Er sei offen für Anregungen, auch wenn es sich dabei nicht um Lob handle. Die Katholiken auf allen Ebenen müssten sich auf diesen neuen Stil einstellen. Authentizität und Wahrheit seien nicht dasselbe, aber sie würden miteinander in Zusammenhang stehen. Die Kirche brauche beides und wahrhaftig und glaubwürdig zu sein, schreibt Feichtinger.

Msgr. Hans Feichtinger ist Priester der Diözese Passau. Von 2004 bis 2012 war er Mitglied der Glaubenskongregation. Er arbeitet derzeit an einem Doktorat in Philosophie und betreut eine Pfarre in Ottawa.


Link zum Artikel im Magazin CRISIS (englisch):
Demystifying the Pope Francis Enigma


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